'Welthungerhilfe' kritisiert Vermischung
von Aufbauhilfe und Militäreinsatz
Bereits Ende 2007 wurde von mehreren Hilfsorganisationen aus Afghanistan berichtet, daß ihre Aufbauhilfe immer schwieriger würde, weil sie zunehmend in die militärische Planung eingebunden würden (siehe auch unseren Artikel vom 30.11.07). Hinzu kommt, daß die afghanische Bevölkerung immer weniger zwischen Militär und zivile Hilfsorganisationen zu unterscheiden bereit ist und letzteren daher zunehmend feindlich gegenübersteht. Nun hat auch die deutsche 'Welthungerhilfe' schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung erhoben. Die Vermischung von Aufbauhilfe und Militäreinsatz sei "ein Sündenfall". AufbauhelferInnen würden deshalb in Afghanistan immer häufiger angegriffen. Die Situation sei für sie in den vergangenen Jahren immer gefährlicher geworden.
Wolfgang Jamann, Generalekretär der 'Welthungerhilfe', kritisiert zudem, daß die Aufbauhilfe der Bundeswehr vom Umfang her zu vernachlässigen sei und daß zugleich aber die Vermischung von Militär und Wiederaufbau erheblichen Schaden angerichtet habe. Dies muß vor dem Hintergrund gesehen werden, daß laut den von der Hilfsorganisation Oxfam präsentierten Zahlen (siehe unseren Bericht vom 31.03.09) die Ausgaben für militärische Zwecke das Zwanzigfache dessen betragen, was an "Aufbauhilfe" beigesteuert wird. Offenbar dient diese "Aufbauhilfe" lediglich dem Zweck, die mit dem Afghanistan-Krieg verfolgten Ziele propagandistisch zu verschleiern.
Die 'Welthungerhilfe' fordert nun von der Bundesregierung eine strikte Trennung von Aufbauhilfe und Militäreinsatz in Afghanistan. Jamann führt aus, daß die Aufbauhilfe durch die Wiederaufbauteams in den Provinzen als Instrument für politische und militärische Interessen mißbraucht werde und sogar "Teil der Militärstrategie" geworden sei. Deshalb werde sie nicht mehr als unparteiisch wahrgenommen. Das Bundesentwicklungsministerium unter der "roten" Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul wies die Vorwürfe umgehend zurück. (Nebenbei bemerkt belegt die Ministerin mit ihrem Dienstwagen, der 259 Gramm CO2 pro Kilometer emittiert, Platz Eins in der Berliner "Klimaschutz"-Regierung.)
Aufständische würden deshalb inzwischen auch "echte Entwicklungshelfer" angreifen - obwohl diese politisch neutral und nur dem Gebot der humanitären Hilfe verpflichtet seien. "Die Bundesregierung tat lange so, als wären in Afghanistan die deutschen Soldaten als Entwicklungshelfer im Einsatz. Damit hat sie der Öffentlichkeit Sand in die Augen gestreut. Nun ist die Illusion geplatzt. Die Bundeswehr kämpft in Afghanistan an unübersichtlichen Fronten", kritisiert Jamann.
Die 'Welthungerhilfe' arbeitet seit Anfang der achtziger Jahre ohne Unterbrechung in Afghanistan. "Aber nie war die Sicherheitslage für Entwicklungshelfer so explosiv wie jetzt", erklärt Jamann.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe unsere Artikel zum Thema:
Aufbauhilfe oder Unterdrückung?
Afghanistan und die westlichen Milliarden (31.03.09)
Wegen angeblicher Gotteslästerung mit Todesstrafe bedroht
ai kämpft für Freilassung des 23-jährigen afghanischen
Journalistik-Studenten Sayed Parvez Kambakhsh (22.10.08)
Sozialabbau und Afghanistan (4.08.08)
Deutschland wird tiefer
in Afghanistan-Krieg hineingezogen (6.02.08)
Heroin für die Welt
Afghanistan bricht unter US-Protektorat alle Rekorde (30.11.07)
Pseudo-Grüne Renate Künast verunglimpft
afghanische Frauenrechtlerin Malalai Joya (12.10.07)
Frauen werden als Währung gehandelt
Ungebrochene Warlord-Kultur in Afghanistan (6.10.07)
Afghanistan: Raubzug ohne Rücksicht
Mohnernte liefert neuen Drogenrekord (27.06.07)
Deutsche Soldaten in Afghanistan zeigen ihr wahres Gesicht
Der Skandal ist die militärische Normalität (25.10.06)
Medica Mondiale bestätigt: Der Afghanistan-Krieg
brachte keine Verbesserung für die Lage der Frauen (24.08.04)
Rechtfertigung für Afghanistan-Krieg
läßt auf sich warten (27.05.04)
B-T-C Baku-Tbilissi-Ceyhan
Gezerre um das eurasische Pipeline-Netz (7.08.03)
Afghanistan - Eine Bilanz der "Befreiung" (23.05.03)
Krieg ist Frieden (28.11.01)