15.12.2010

"Versuchs-Endlager" Asse II
Wasserzutritt verdoppelt

Atommüll illegal abgekippt Im Januar dieses Jahres war verkündet worden, der radioaktive Müll werde aus dem einsturz- gefährdeten "Versuchs-Endlager" Asse II rückgeholt. Schon im Jahr 2008 war dies von seiten der Anti-AKW-Bewegung gefordert worden, doch bis heute ist nichts geschehen und die Untätigkeit wird mit vorgeblichen Untersuchungen bemäntelt. Doch in den vergangenen Monaten hat sich die Menge des Wassers, das in die unterirdischen Stollen eintritt, verdoppelt.

Ein Sprecher des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS), das Anfang 2009 die Zuständigkeit von der berüchtigten Helmholtz-Gesellschaft übernommen hat, erklärte, der Anstieg radioaktiver Flüssigkeit im maroden Atommülllager Asse II werde die Pläne zur Rückholung des Atommülls nicht erschweren. "Das Sicherheitskonzept muß nicht verschärft werden, wir sind schon vom Worst Case ausgegangen." Allerdings habe die Zunahme des eindringenden Wassers eine "neue Qualität", weil zum ersten Mal Wasser, das von außen eindringt, mit radioaktivem Abfall in einer Lagerkammer in Kontakt komme.

Insbesondere vor der Kammer 8 in 725 Meter Tiefe hat sich das Volumen des eindringenden Wassers in den vergangenen sechs Monaten von vier auf 8 Liter verdoppelt wie das BfS bestätigte. Mittlerweile stieg auch die Konzentration von radioaktivem Cäsium-137 in der aufgefangenen Flüssigkeit. Das Wasser dringe vermutlich aus dem Deckgebirge ein und nehme auf seinem Weg durch Kammer 8 Radionuklide auf. Das BfS vermutet, daß der vermehrte Zufluß durch die Kammer 8 im Zusammenhang mit der Füllung einer daneben liegenden Kammer steht, in der aber keine radioaktiven Abfälle deponiert worden seien.

"Wir werden dem sehr ernst nachgehen," sagte die Parlamentarische Staatssekretärin Ursula Heinen-Esser in einer Fragestunde des Bundestags. "Das hat auch Auswirkungen auf unseren Plan, Fässer aus der Asse herauszuholen." Zugleich wird von offizieller Seite eine wissenschaftliche Studie, wonach in der Umgebung von Asse II die Krebs-Rate signifikant erhöht ist, zu verharmlosen versucht.

Udo Dettmann vom Asse-II-Koordinationskreis befürchtet, daß sich die eingelagerten Fässer in Folge von Feuchtigkeit und Salz immer schneller in ihre Bestandteile auflösen. "Die Rückholung der Fässer bleibt weiterhin Pflicht", betonte Dettmann. Allerdings müsse der Betreiber sein Rückholkonzept überdenken. "In den Kammern befindet sich ein Gemisch aus Fässern, Atommüll und kontaminiertem Salz. Es ist zu überlegen, ob man nicht auch mit Löffelbaggern, statt allein mit Greifern arbeitet. Wir können nicht noch zwei Jahre warten, bis das Bundesamt für Strahlenschutz seine vorbereitenden Untersuchungen abgeschlossen hat."

Es stellt sich immer dringender die Frage, ob Politik und Behörden bewußt auf Zeit spielen, um die kostspielige Rückholung des Atommülls zu vermeiden. Denn wenn Asse II einstürzt - wie schon zuvor Asse I und Asse III - ist dies zwar eine Katastrophe für zukünftige Generationen, für den Moment wäre es allerdings die billigste "Lösung".

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel zum Thema:

      Erhöhte Krebs-Rate
      um das "Versuchs-Endlager" Asse II (25.11.10)

      Neue wissenschaftliche Studie:
      AKW und tote weibliche Embryos (19.11.10)

      CDAK interveniert
      gegen Wiederwahl Annette Schavans in Parteivorstand (14.11.10)

      In Asse II wird probegebohrt
      Weitere Zeitverzögerung vor der Rückholung (27.03.10)

      Einsturzgefahr im "Versuchs-Endlager" Asse II
      Atommüll wird rückgeholt (15.01.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Mit Spezialbeton Hohlräume verfüllt (8.12.09)

      Morsleben-Kongreß
      Forderung nach Offenlegung einer geheimen Studie
      zur Rückholbarkeit des radioaktiven Mülls (21.11.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Decke eingestürzt (9.10.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich (2.10.09)

      Verstärkter Laugeneinbruch
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (18.09.09)

      Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
      im "Versuchs-Endlager" (29.08.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Hochradioaktiver Müll im "Versuchs-Endlager"?
      MONITOR veröffentlicht Siemens-Unterlagen (24.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Erneuter Fund radioaktiver Lauge (15.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Nun auch noch Sprengstoff (26.06.09)

      Asse II: Strom-Konzerne drückten
      die Sicherheits-Standards (3.06.09)

      Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
      Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
      in den Inventar-Listen (7.05.09)

      Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
      (29.04.09)

      Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
      Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an (24.04.09)

      Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
      Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)

      Versuchslager Asse II
      Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)

      Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
      Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)

      Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
      Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)

      Asse II: Der Wechsel zum BfS ist nur Pop
      Rückholung des radioaktiven Mülls bislang nicht geplant (5.09.08)

      Gefahr durch atomares Versuchslager Asse II nicht länger geleugnet
      Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar"
      Wird das Bergwerk geräumt? (2.09.08)

      Verdacht auf hochradioaktiven Müll im Versuchslager Asse II
      "Brennstäbe in Blechdosen" (29.07.08)

      Skandal-Grube Asse II
      Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08)

      Drohende Umweltkatastrophe durch Atom-Lagerstätte Asse
      Gabriel räumt Gefahren ein (21.11.07)

      Endlager-Wahnsinn (28.02.01)

      Atom-Ausstieg selber machen!

      Der deutsche "Atom-Ausstieg"
      Folge 2 der Info-Serie Atomenergie

      Die Subventionierung der Atomenergie
      Folge 3 der Info-Serie Atomenergie

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Folge 12 der Info-Serie Atomenergie

 

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