Am Sonntag nahmen Tausende an einer Menschenkette am französischen AKW Fessenheim teil. Eine Entscheidung der französischen Nuklearaufsicht ASN über eine 10-jährige Laufzeitverlängerung der beiden Reaktoren, die 1977 in Betrieb gingen, steht unmittelbar bevor.
Neben der sofortigen Stilllegung aller Atom-Anlagen forderten RednerInnen auch das Verbot von Atomwaffen. Mit einem 5-minütigen Die-In gedachten die DemonstrantInnen der Toten infolge der Nutzung der Atomenergie zur Stromerzeugung und zum Bau von Atombomben, der Toten von Hiroshima und Nagasaki und der Toten infolge von 188 französischen Atombomben-Tests.
Die TeilnehmerInnen kamen von überall her, aus dem Elsaß, aus Baden und der nahegelegenen Schweizer Region um Basel. "Es war ein großer Erfolg, der unsere Erwartungen übertraf," sagte Aline Duratti, Präsidentin der elsässischen Initiative 'Stop Fessenheim'. Erst kürzlich hatte eine wissenschaftliche Studie im Auftrag der regionalen Überwachungskommission und des Regionalrates in Colmar bestätigt, daß das älteste französische Atomkraftwerk nicht einmal ausreichend gegen die Folgen eines Dammbruchs gesichert ist.
Nach Einschätzung der OrganisatorInnen nahmen diesmal besonders viele Menschen aus dem Elsaß teil. Offenbar hat nach dem Super-GAU in Fukushima auch in Frankreich ein Umdenken eingesetzt. Nicht nur der hohe Anteil französischer DemonstrantInnen, sondern auch die Zusammensetzung aus allen Altersgruppen war auffallend. Neben den Redebeiträgen sorgten der Liedermacher Buki alias Roland Burkard, die Staufener Trommel-Gruppe 'The Confused', sowie Liedermacher Wolfgang Gerwig mit Band und 'Philadelphia Wednesday parking lot' für Stimmung.
Die französische Polizei hatte den DemonstrantInnen wieder einmal viele Steine in den Weg gelegt: Entgegen einer noch vor wenigen Tagen verbreiteten Meldung war die Rheinbrücke zwischen Hartheim und Fessenheim kurzfristig nicht nur für Autos, sondern auch für Busse gesperrt worden, so daß viele deutsche DemonstrantInnen gezwungen waren, vier Kilometer bis zum Kundgebungsort zu wandern. Auch die Rhein-Insel wurde von der Polizei abgesperrt, so daß der Verlauf der Menschenkette auf die Schnelle neu geplant werden mußte. Die Sperrung wurde von Seiten der Polizei mit einem Befehl des Präfekten und der Sorge begründet, daß bei einem Gedränge jemand in Wasser hätte fallen können. Mit einem Helikopter sorgte die französische Polizei zusätzlich für Lärm und aus der Sicht der DemonstrantInnen für durch nichts gerechtfertigte Umweltverschmutzung.
Auch im Süden von Fessenheim waren elsässische Straßen schon in mehreren Kilometern Entfernung vom AKW Fessenheim gesperrt. Wer nicht mit dem Fahrrad kam, mußte einen mindestens halbstündigen Fußmarsch in Kauf nehmen, um bis zur Menschen-Kette zu gelangen.
Ein junger Straßbourger sagte: "Die Menschenkette ist ein starkes Signal an die Regierung." Und eine Demonstrantin aus Mulhouse meinte, das am vergangenen Donnerstag von der französischen Tageszeitung 'Le Figaro' verbreitete Gerücht, daß die französische Atomaufsicht ASN der Verlängerung um zehn Jahre bereits intern zugestimmt habe, sei "ein Versuchs-Ballon, um die Reaktion in der Bevölkerung zu testen. Doch damit wurden besonders viele zur Demonstration mobilisiert." In Sprech-Chören forderten die DemonstrantInnen abwechselnd auf französisch und auf deutsch: "Fermez Fessenheim, Fessenheim abschalten!"
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
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