1.04.2009

Krebsgefahr
durch Badelatschen

Weichmacher im Gummi

In Badelatschen aus Gummi, aber auch in Lenkrad-Bezügen stecken gefährliche Weichmacher. Diese Stoffe, insbesondere PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe), erhöhen beträchtlich das Risiko, an Krebs zu erkranken.

Bei einer aktuellen Untersuchung des TÜV Rheinland enthielten fast 80 Prozent der bei Test-Käufen erworbenen Artikel weit mehr der PAK-Weichmacher, als der Orientierungswert empfiehlt. So maßen die Tester in einem Massage-Überzug fürs Lenkrad das 140-fache des Orientierungswertes. Oder anders ausgedrückt: "Hält man es eine Stunde in den Händen, nimmt man so viel Weichmacher auf wie beim Rauchen von 1100 Zigaretten", erklärt sagt TÜV-Sprecher Hartmut Müller-Gerbes. Der Blasebalg einer Hupe für Kinderfahrräder entspricht 45 Zigaretten pro Stunde.

Die Kohlenwasserstoffe werden dabei vor allem über die Haut aufgenommen. Je länger und häufiger ein solches Produkt in den Händen gehalten oder an den Füßen getragen wird, desto mehr der giftigen Chemikalien werden aufgenommen. Darum ist eine Transporthilfe für Möbel (der Spitzenreiter bei der PAK-Konzentration im Test) auch bei weitem nicht so gefährlich wie Badelatschen, Lenkrad-Überzüge, Uhren-Armbänder oder Hämmer und Schraubendreher - Produkte, die entweder ständig Kontakt mit der Haut haben oder bei denen sich Handschweiß bildet. Und der fördert die Aufnahme der PAK. Die Weichmacher stehen dabei laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung in dem begründeten Verdacht, Krebs zu erzeugen und die Fortpflanzung zu beeinträchtigen.

Nicht selten fallen Billig-Angebote im Baumarkt durch einen unangenehmen Geruch auf. Dafür sind die Preise umso verlockender. Doch ein solches Schnäppchen aus Gummi oder mit Gummi-Teilen kann für die KundInnen Krebs zur Folge haben. Jedes der Schnäppchen ist so ein Spiel mit dem Risiko.

Daß vor allem Billig-Produkte betroffen sind, ist kein Zufall. Die gefährlichen Weichmacher werden dem Gummi zugesetzt, um den Natur-Rohstoff Kautschuk wieder geschmeidig zu machen - nachdem er mit Kreide gestreckt worden ist. Dafür gibt es teure und unbedenkliche Öle, die den Preis indes in die Höhe treiben. Oder aber der Hersteller benutzt Teeröle, die mehr oder weniger als Rückstände in asiatischen und indischen Kokereien anfallen. Das macht die Endprodukte zwar billiger - aber eben auch gefährlich.

Die Anbieter nutzen dabei die Lücke, daß es in Deutschland nur Orientierungswerte gibt. Und die sind so zwingend wie die Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn. Einen gesetzlich verbindlichen Grenzwert gibt es indes nicht. Doch den fordert der TÜV Rheinland nun vehement von der Politik. Die Bundesregierung oder noch eher die EU müssten reagieren, sagt Müller-Gerbes angesichts der Ergebnisse. Bisher scheiterte das daran, daß im Behördenkraussell keine Einigung auf einen Grenzwert erreicht werden konnte, ab dem die PAK-Konzentration als ungefährlich gelten könnte.

Bis sich das ändert, können VerbraucherInnen nur zwei Dinge tun. "Auf das GS-Zeichen achten!", rät Müller-Gerbes. Dafür muß ein Produkt die PAK-Orientierungswerte einhalten. Zudem sollten KundInnen der eigenen Nase vertrauen und am Schnäppchen schnuppern. Verströmt es einen scharfen, stechenden Geruch, der an Mottenkugeln erinnert, ist das ein Indiz für eine zu hohe PAK-Belastung. Eindeutig ist das indes nicht: Manche Gummimischungen stinken nicht - und enthalten trotzdem zu viel Weichmacher.

 

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