11.01.2009

Mehrweg-Quote
bei Getränkeflaschen
sinkt weiter

"Umwelt"-Minister Gabriel als ökologischer Todesengel

Wie schon der pseudo-grüne "Umwelt"-Minister Jürgen Trittin, sorgt auch sein "roter" Nachfolger Sigmar Gabriel für die politische Rückendeckung bei der Zerstörung des umweltschonenden Mehrweg-Systems bei Getränken. Seit nun mehr als 10 Jahren sinkt die Mehrweg-Quote nachezu ununterbrochen.

Mehrweg-Quote 1990 - 2008

Die Nutznießer dieses umweltpolitischen GAU sind die Discounter wie Aldi, Lidl und Penny. Desinformierte VerbraucherInnen orientieren sich am Preis und kaufen Mineralwasser und andere Getränke immer öfter in Plasikflaschen und Dosen. Vollends zur Verwirrung beigetragen hat die Einführung von angeblichen Mehrweg-Plastikflaschen und das Pfand auf Einweg in der Ära Trittin (1998 bis 2005), sodaß in der Folge die Unterscheidung zwischen Mehrweg und Einweg zunehmend erschwert wurde.

Mehr als 40 Prozent der über den gelben Sack entsorgten Plastik-Getränkeflaschen sind Pfandflaschen. Damit wird nicht nur die DSD subventioniert, sondern von diesem sogenannten Pfandschlupf profitieren vor allem die Billigmärkte. Denn für Pfandflaschen, die nicht zurückgebracht werden, müssen diese kein Pfand zurückzahlen. "Es ist klar, daß viele Wirtschaftsvertreter keinerlei Daten veröffentlichen. Sie würden sonst eine ihrer schönsten und geheimsten Einnahmequellen offenbaren," kommentiert dies der Abfall-Experte Sascha Schuh.

Die Discounter drücken die Preise für Mineralwasser immer weiter nach unten. Dahinter steht ein brutaler Verdrängungswettbewerb, der die kleineren Getränkefachmärkte zwingt, aufzugeben. Ist diese Konkurrenz erst einmal ausgeschaltet, können Aldi, Lidl & Co. die Preise diktieren. Spätestens dann müssen die VerbraucherInnen die Zeche zahlen. Der Kampf um den Getränkemarkt wird sich beim Geschäft mit Bier entscheiden. Wird diese letzte Bastion der kleinen Fachmärkte geschleift, ist die Aldisierung des Getränkehandels nicht mehr aufzuhalten.

Die Einführung des Dosenpfands durch die Verpackungsverordnung bedroht mehr als 30.000 Arbeitsplätze. Auf ein Konjunkturprogramm wie bei der Autoindustrie wird die Branche allerdings vergeblich hoffen. Entsprechende Maßnahmen zur Förderung von ökologische vorteilhaften Getränkeverpackungen würden nicht nur Arbeitsplätze sichern, sondern auch die Umwelt entlasten. Und es würde die SteuerzahlerInnen nicht einen Euro kosten. Dazu müßten aber die von Trittin mit Bedacht in die Verpackungsverordnung eingebauten Mechanismen zum Vorteil der Discounter beseitigt werden.

Die Dimension der so verdeckt fließenden Subventionierung wurde von BranchenexpertInnen längst berechnet: Durch die eingesparten Gebühren für den Grünen Punkt, durch Pfandschlupf und Recycling-Einnahmen für das sortenreine Verpackungsmaterial erzielen die Discounter jährliche Mehrerlöse von über 400 Millionen Euro. Mit diesem Geld können sie über Quersubventionen den Preis für Mineralwasser in Einwegflaschen künstlich niedrig halten.

So können sie nach und nach nicht nur die benachteiligte Konkurrenz der Getränkefachmärkte auszuschalten, sondern zugleich die Mineralbrunnen (also die Abfüll-Betriebe). Diese füllen nach wie vor überwiegend Wasser in der Glas-Pfandflasche ab, die sich mehr als vierzig Jahre bewährt hat. Die positive Öko-Bilanz der Glas-Pfandflasche ist trotz vieler Statistik-Fälschungen, die von Herstellern von Plastik-Flaschen und Karton-Behältern für Getränke in Auftrag gegeben wurden, immer wieder bestätigt worden.

Vor mehr als vierzig Jahren hatten sich die Getränkeabfüller auf ein gemeinsames Flaschenmodell verständigt. Nur so sind die Kosten für ein funktionierendes bundesweites System und Investitionen in Flaschen-Reinigungsanlagen tragbar. Jeder Getränkeabfüll-Betrieb kann die Flaschen nutzen, mit eigenem Etikett versehen, befüllen, zurücknehmen, reinigen und wiederbefüllen. Über 40-mal zirkuliert eine solche Glasflasche. Das System ist einfach, wirtschaftlich und umweltverträglich. Die leeren Flaschen müssen nicht weit transportiert werden, der nächstgelegene Abfüller macht sie wieder voll. Wie das funktionieren kann, machen heute noch die Bierbrauer vor, die nach wie vor weit mehr als 80 Prozent ihrer Flaschen in solchen Systemen zirkulieren lassen. Es ist leider der einzige Lichtblick in einem nun rund zehn Jahre dauernden Trauerpiel.

Die Geschwindigkeit von Geschäftsaufgaben im Getränke- fachmarktbereich hat drastisch zugenommen. Allein in im Jahr 2008 lag die Zahl der Schließungen bei etwa 500. Auch die Großbrauereien mit ihrer ausufernden Vielfalt an Pfandkasten- und Flaschensorten beschleunigen den Prozeß. Das Mehrwegsystem wird auf Kosten der Getränkefachgroßhändler verkompliziert und verteuert. Denn diese sind Dank der unzweckmäßigen Vielfalt gezwungen, mehr und mehr Lagerraum und Zeitaufwand zu investieren. Die explodierenden Logistikkosten werden so den Kleinen ("Groß"händlern, Brauereien und Mineralbrunnen) aufgebürdet, um sie aus dem Rennen zu werfen.

Wer also heute beispielsweise Mineralwasser für unter 10 Cent pro Liter kauft, handelt schlichtweg dumm und schneidet sich ins eigene Fleisch. Was geschehen wird, wenn auch in der Getränke-Branche nur noch wenige Anbieter den Markt beherrschen, läßt sich am Beispiel der Energie-Branche und an der Entwicklung der Preise für Strom und Gas beobachten.

 

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Anmerkung

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