21.08.2007

Trittin wirkt nach

Mehrweg bald am Ende

Wie schon im Januar dieses Jahres deutlich wurde1, geht das umweltfreundliche Mehrweg-System in Deutschland mit beschleunigtem Tempo seinem Ende entgegen. Zu verdanken ist dies dem vormaligen "Umwelt"-Minister Jürgen Trittin. Da auch der "rote" Nachfolger im Amt, Sigmar Gabriel, nichts unternimmt, um den Absturz der Mehrweg-Quote aufzuhalten, bleibt nur zu konstatieren: Der eine ist so korrupt wie der andere.

Die Mehrweg-Quote für alkoholfreie Getränke und Wasser sackte laut den aktuellen Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im ersten Halbjahr 2007 auf 30,7 Prozent ab. Verrechnet mit der noch einigermaßen stabilen Mehrweg-Quote bei Bier ergibt dies auf alle Getränke-Verpackungen bezogen eine Mehrweg-Quote von aktuell rund 33 Prozent.

Mehrweg-Quote 1990 - 2007

Immer mehr KundInnen werden durch real sinkende Löhne oder durch Hartz IV gezwungen, Getränke zunehmend in Discountern einzukaufen, wo diese fast ausschließlich in Kunststoff-Flaschen oder Tetra-Packs erhältlich sind. Für diese Flaschen wird zwar auch Pfand gezahlt. Doch sie werden nach der Rückgabe nicht gespült und wieder befüllt, sondern beispielsweise geschreddert und als Rohstoff nach China verkauft.

"Damit hat die neue Pfandregelung ihr Ziel komplett verfehlt", kommentiert Werner Witting, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (WAFG), einem Lobby-Verband der Getränkewirtschaft. Keines der so lauthals von "Rot-Grün" beschworenen Ziele ist realisiert worden.

Insgesamt ist die Mehrweg-Quote im AFG-Bereich seit der Einführung des Pflichtpfandes im Jahr 2003 um mittlerweile fast die Hälfte zurückgegangen. Selbst Michael Schroeren, der Pressesprecher Gabriels, der schon unter Trittin die umweltfeindliche Politik mit kunstvollen Worten zu beschönigen verstand, weiß nur noch zu sagen: "Ohne wäre die Mehrweg-Quote noch schneller zusammengeschrumpft."

Laut ExpertInnen bricht das Mehrwegsystem bei Fruchtsaft mit rund 35 Prozent zusammen, denn mit einer Quote von unter 40 Prozent ist es nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben. Doch der Absturz geht beschleunigt fort. Die nächste Überprüfung der Quoten und der Ökobilanzen der einzelnen Verpackungsarten steht laut der Trittinschen Novelle der Verpackungsverordnung von 2003 erst wieder im Jahr 2010 an. Mit Blick auf diesen Termin wird es als schlechter Witz erkenntlich, daß in der Verpackungsverordnung die Mindest-Mehrweg-Quote von 72 auf 80 Prozent angehoben wurde.

"Durch die eingesparten Gebühren für den 'Grünen Punkt', durch Pfandschlupf und Recyclingeinnahmen für das sortenreine Verpackungsmaterial erzielen die Discounter jährliche Mehrerlöse von über 400 Millionen Euro. Mit diesem Geld können sie über Quersubventionen den Preis für Mineralwasser in Einwegflaschen künstlich niedrig halten", kommentierte Andreas Rottke, Vorstandschef der Genossenschaft Deutscher Brunnen, bei der Bonner Fachtagung der 'Stiftung Initiative Mehrweg'.

Mit Quersubventionen können Discounter Mineralwasser in Einwegflaschen zu Dumping-Preisen anbieten. Umgerechnet auf den Literpreis kostet Mineralwasser bei den Discountern unter 15 Cent, während der Einzel- oder Getränkehandel mindestens 50 Cent für den Liter Mineralwasser in der Mehrwegflasche verlangen muß, um nicht rote Zahlen zu schreiben. Die rund 220 mittelständischen Mineralbrunnenbetriebe gehen einer nach dem anderen Pleite. Und aus den größten Dosenpfand-Boykotteuren wurden inzwischen die größten Dosenpfand-Profiteure.

Bei Aldi, Lidl, Penny und Co kommen nur noch insgesamt fünf deutschlandweit operierende Lieferanten zum Zug. Allein diese Firmen beherrschen den Einwegmarkt. "Die Todesspirale für den Mittelstand ist in vollem Gange. Die Politik muß schnell etwas tun, wenn sie den Mehrwegmarkt noch erhalten will", erklärt Rottke. Doch schon zu Zeiten des "Umwelt"-Ministers Klaus Töpfer war diese Hoffnung unbegründet.

"Einen vergleichbaren Preisunterschied zwischen den Discountern und dem Einzelhandel mit einem Faktor von 4,5 findet man in keinem anderen Zweig der Lebensmittelbranche. Die Politik liefert den Discountern ein kostenloses Kundenbindungsprogramm. Normalerweise kalkulieren diese Konzerne einen Erlös von 10 Prozent. Mit den Pfandeinnahmen über die nicht zurückgebrachten Einwegflaschen erwirtschaften die Discounter mit dem Segen der Bundesregierung eine Spanne von über 40 Prozent. Die lachen sich ins Fäustchen", resümierte Ullrich Schweizer, Marketing-Geschäftsführer der Firma Hassia Mineralquellen.

Ohne mit der Wimper zu zucken kann "Umwelt"-Minister Gabriel Klima-Maßnahmen noch und nöcher versprechen und zugleich tatenlos zusehen, wie Mehrweg vor die Hunde geht. Wer Einweg-Mineralwasser in PET beim Discounter kauft, belastet nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe das Klima mit fast doppelt so hohen Kohlendioxid-Emissionen wie jemand, der sich für ein Getränk in einer Mehrwegflasche entscheidet.

Erinnert sei an das Wahlkampf-Motto der Pseudo-Grünen von 2005: "Grün wirkt!" Allmählich wird immer deutlicher in welche Richtung Trittin wirkte. Von dessen "nachhaltigen" Nachwirkungen wird sich die Umwelt nicht so schnell erholen - zumal andere das Zerstörungswerk konsequent fortsetzen.

 

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Anmerkung
Bisher erschienen bei uns zum Thema Dosenpfand folgende Artikel:

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