31.01.2010

Islam-"Wissenschaft"
an deutschen Universitäten?

Esoterik auf Kosten der SteuerzahlerInnen?

Glaube und Wissenschaft Nach einer Empfehlung des Wissenschaftsrates soll die Ausbildung von islamischen Geistlichen in Zukunft nicht mehr privaten Schulen überlassen werden, sondern künftig auch an deutschen Universitäten angeboten werden. Hierzu sollen nach dem Vorbild der anachronistischen katholischen und evangelischen theologischen Fakultäten zusätzliche "Zentren für islamisch-theologische Forschung" aufgebaut werden.

VertreterInnen der Parteien-Politik in Berlin nahmen die aktuelle Empfehlung des Wissenschaftsrates mit Begeisterung auf. Einträchtig begrüßten VertreterInnen aller Parteien den Vorschlag, an bis zu drei hiesigen Universitäten die Disziplin "Islamische Studien" als Pendant zur evangelischen und katholischern Theologie aufzubauen. Bundesbildungsministerin Annette Schavan ("CD"U) sagte gegenüber dem Springerblatt 'Die Welt am Sonntag', für sie gehöre dieser Schritt "zu einer überzeugenden Integrationspolitik in modernen Gesellschaften". Sie werde interessierte Universitäten bei der Umsetzung unterstützen. "Die Zahl der Kinder und Jugendlichen in Deutschland, die islamischen Glaubens sind, ist hoch - und sie nimmt weiter zu. Deshalb ist die Ausbildung von islamischen Religionslehrern und von Islam-Wissenschaftlern wichtig", sagte Schavan.

Der bildungspolitische Sprecher der "FD"P, Patrick Meinhardt, nannte die Empfehlung des Wissenschaftsrates "goldrichtig" und "längst überfällig". "Wenn wir in Deutschland einen islamischen Religionsunterricht wollen, müssen die Lehrer dafür auch an staatlichen Hochschulen ausgebildet und nicht von irgendwoher importiert werden", sagte Meinhardt. Laut Daniela Kolbe, Bildungspolitikerin der "S"PD, kann der vielfach gewünschte Islam europäischer Prägung "überhaupt erst entstehen, wenn es an deutschen Universitäten eine entsprechende wissenschaftliche Disziplin gäbe". Der religionspolitische Sprecher der Linkspartei, Raju Sharma, betonte, "gerade die Einbindung in den vielfältigen Wissenschaftsbetrieb von Universitäten dürfte im Sinne der europäischen Aufklärung Forschung und Lehre befruchten". Auch Volker Beck, Parlamentarischer Geschäftsführer der "Grünen", lobte den Vorschlag. Und Matthias Kopp, Sprecher der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, erklärte: "Die bewährte Kooperation zwischen Staat und Religionsgemeinschaft muß das Ziel sein."

Da den zitierten PolitikerInnen von Seiten der Mainstream-Medien die Frage vorenthalten wird, welche wissenschaftlichen Inhalte in einem Studium des Islam gelehrt werden könnten, blieben sie vor der peinlichen Situation bewahrt, darauf eine Antwort geben zu müssen. In atheistischen Kreisen wurde die Vermutung geäußert, daß mit dem Entgegenkommen auf islamische Forderungen die Hoffnung verbunden sei, auf dieser Weise dem Zurückdrängen von unwissenschaftlichen religiösen Lehren aus Schulen und Universitäten entgegenwirken zu können. Toleranz könne aber nicht heißen, jetzt noch mehr Steuergelder für die esoterische Verdummung von SchülerInnen und StudentInnen auszuschütten. Eine Gleichbehandlung der Religionen und Weltanschauungen verlange hingegen, daß ein über Jahrhunderte tradiertes Privileg der beiden christlichen Hauptströmungen abgeschafft werde.

Hingewiesen wird in diesem Zusammenhang auch darauf, daß die wenigen Inhalte im evangelischen oder katholischen Theologie-Studium, die wissenschaftlichen Kriterien standhalten könnten, als religions-historische und religions-soziologische Inhalte in der historischen und in der soziologischen Fakutäten den angemessenen Platz fänden. Dispute darüber, ob die "Heilige Dreifaltigkeit" impliziere, daß Drei gleich Eins ist, ob es vor rund 2000 Jahren einmal den Fall einer jungfräulichen Geburt gegeben haben könnte und wieviele Jungfrauen auf einen islamischen Gotteskrieger im "Paradies" warten, könnten durchaus toleriert werden, ohne daß die damit Beschäftigten für ihre Mühen mit Steuergeldern bezahlt werden müssen.

Bereits bei einem Modellversuch mit islamischen "Studien" an der Universität Münster war es zu Streitigkeiten zwischen zwischen VertreterInnen der Hochschule und beratenden muslimischen Verbänden über die Vereinbarkeit von islamischen Glaubensgrundsätzen mit wissenschaftlichen Prinzipien gekommen. Diese Auseinandersetzung wurde insbesondere von den Kirchen der beiden christlichen Hauptströmungen mit Sorge betrachtet. Auffallend an der gegenwärtigen Kontroverse ist, daß islamfeindliche GegnerInnen einer Aufwertung des Islam durch die Schaffung islamischer Fakultäten sich keineswegs gegen christliche Theologie an den Universitäten wenden.

 

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