31.01.2016

20 Milliarden Euro
für Kath-Prot-Kirchen

Vergoldete Kirchen - Collage: Samy
Die beiden Groß-Kirchen des Katholizismus und Protestantismus werden auch im Jahr 2016 wieder über 20 Milliarden Euro erhalten. Hiervon stammen lediglich rund 10,3 Milliarden Euro aus der Kirchensteuer.

Selbst von den rund 10,3 Milliarden Euro aus der Kirchensteuer stammen lediglich rund 60 Prozent - also rund 6 Milliarden Euro - aus der von den Finanzämtern weitergeleiteten Kirchensteuer der Kirchenmitglieder. Rund 4 Milliarden Euro steuert der Staat großzügig aus allgemeinen Steuermitteln bei. Diese Subvention von rund 4 Milliarden Euro wird also von allen SteuerzahlerInnen, ob muslimisch, atheistisch, frei-christlich oder wie auch immer orientiert, bezahlt. Weitere verdeckte Subventionen addieren sich hierzu auf jährlich mehr als 20 Milliarden Euro.

Wenn gelegentlich die staatliche Subvention der "christlichen" Kirchen in Deutschland zur Sprache kommt, taucht regelmäßig sofort das Argument auf, das Geld käme schließlich (überwiegend) einem sozialen Zweck zu.

Hierzu hat selbst ein Kirchenvertreter, Dr. Norbert Feldhoff, ehemaliger Caritasdirektor und Generalvikar des Erzbistums Köln, klar und ehrlich Stellung bezogen:
"Vielfach geht man von falschen Tatsachen aus und operiert mit Scheinargumenten. So wird der Kirche immer wieder unterstellt, sie benötige die Kirchensteuer, um ihre umfangreiche Sozialarbeit zu finanzieren. Die Gegner der Kirchensteuer haben mit diesem Argument leichtes Spiel, weil es in der Tat nicht stimmt und meines Wissens auch noch nie von einem Kenner der Sache so vorgetragen worden ist. Wie wird die Sozialarbeit der Kirche tatsächlich finanziert, und welche Rolle spielt dabei die Kirchensteuer? Die meisten Sozialeinrichtungen 'verdienen' die Mittel, die sie benötigen, als Leistungsentgelte und die Finanzierung ist durch staatliche Kostenträger weithin gesetzlich geregelt."

Auf der Ausgaben-Seite ergibt sich nach kirchlichen Angaben (!) folgendes Bild:

Pfarrer u.a. kirchl. Personal:   60-70 %
Hierzu zählen etwa die Gehälter katholischer und evangelischer Bischöfe, die – neben sonstigen Vergünstigungen – zwischen 10.000 und 13.000 Euro monatlich verdienen.
            (katholische K.: knapp 60%; ev. K.: über 70%)
Sachkosten, Verwaltung:       ca. 10 %
Kirchenbauten:                         ca. 10 %
            (katholische K.)
"Schule und Bildung":            ca. 10 %
            (katholische K. / ev. K.: für beide Bereiche insgesamt nur ca. 10%)
"Soziales und Caritatives":     ca. 10 %

Hier könnte nun der Eindruck entstehen, die beiden Groß-Kirchen würden tatsächlich einen erheblichen Anteil ihrer finanziellen Mittel für soziale Aufgaben einsetzen. Tatsächlich sind es jedoch:

Bei der katholischen Kirche:       8 - 9 %
Bei der evangelischen Kirche:    6 - 7 %

Dies funktioniert so: Bei Sozialeinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft lassen sich die beiden Groß-Kirchen einen Gutteil der entstehenden Kosten durch öffentliche Zuschüsse finanzieren:

Kosten-Anteile bei Kindergärten
Land und Kommune:     75 - 80 %
Elternbeiträge:               15 %
Kirche:                           10 %

Kosten-Anteile bei Schulen (in Bayern)
öffentlicher Anteil: 90 % (Grund-, Haupt- und Sonderschulen 100%)
Kirche: 10 %

Kosten-Anteile bei Krankenhäusern
öffentlicher Anteil: 100 %
            (durch Kassensätze; Investitionen zu 100% vom Staat)
Kirche: Null %

Kosten-Anteile bei Altenheimen
öffentlicher Anteil: 100 %
Kirche: Null %

Selbst kircheneigene Aufgaben lassen sich die beiden Groß-Kirchen des Katholizismus und Protestantismus von der öffentlichen Hand finanzieren. So akzeptieren sie ungeniert, daß beispielsweise der Religionsunterricht an öffentlichen Schulen in Deutschland mit jährlich rund 2.400 Millionen Euro auch von Moslems oder Atheisten mitfinanziert wird. Ebenso die Priester- und Theologen-Ausbildung an Universitäten sowie den Unterhalt der kirchlichen Fachhochschulen in Höhe von insgesamt rund 600 Millionen Euro pro Jahr. Zu allem Überfluß kassieren sie zudem jährlich Staatszuschüsse aufgrund von Konkordaten und Kirchenverträgen in Höhe von rund 700 Millionen Euro. Ja, sogar die Seelsorge an öffentlichen Einrichtungen (Militär, Polizei, Gefängnis, Anstalten) lassen sie sich mit jährlich rund 70 Millionen Euro vergüten. Damit nicht genug bezahlen Bund und Länder auch den Denkmalschutz für Kirchenbauten in Höhe von jährlich rund 140 Millionen Euro. Und auch die Kosten rein kirchlicher Sendungen bei den öffentlichen Rundfunkanstalten in Höhe von jährlich rund 150 Millionen Euro bezahlen weder die katholische noch die evangelische Kirche.

Bei all dem ist noch gar nicht einberechnet, was die Kirchen durch Zuschüsse von Kommunen, Kreisen, Bezirken, der Bundesanstalt für Arbeit (ABM-Stellen) und vom Bundesamt für den Zivildienst einsacken. Überdies kommen dann noch die versteckten Zuschüsse in den kommunalen Haushalten hinzu. Allein diese Subventionen durch die über 15.000 Kommunen werden auf über 5 Milliarden Euro geschätzt. Die Einnahmen der beiden Groß-Kirchen betragen also in Deutschland insgesamt rund das Doppelte der Kirchensteuer. Nach einer Untersuchung von Carsten Frerk in seinem Buch 'Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland' beträgt die Gesamtsumme der heimlich-öffentlichen Kirchen-Subvention jährlich über 20 Milliarden Euro. Dem steht weniger als eine Milliarde gegenüber, die die beiden Groß-Kirchen aus eigenen Mitteln für soziale Dienste oder Einrichtungen aufbringen.

Merkwürdiger Weise nehmen die staatlichen Subventionen sogar im umgekehrten Verhältnis zu den Mitglieder-Zahlen der beiden Groß-Kirchen zu. Dies zeigt sich beispielhaft an den Dotationen der Bundesländer an die Kirchen: 1970, als noch rund 93 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung Kirchenmitglieder waren, lagen die sogenannten Staats-Leistungen der Bundesländer an die Kirchen bei 122 Millionen Euro. 1990, als die Kirchenmitgliederquote auf 73 Prozent gesunken war, zahlten die Bundesländer 267 Millionen Euro. Inzwischen sind diese Staats-Leistungen auf die bisherigen Rekordsummen von 499 Millionen Euro (2015) beziehungsweise 510 Millionen Euro (2016 - laut den offiziellen Haushaltsplänen der Bundesländer) angewachsen, obwohl nur noch 59 Prozent der Bürgerinnen und Bürger den Kath-Prot-Kirchen angehören.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      "Sterne lügen nicht!"
      Viele glauben an Sternzeichen (17.07.15)

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      64 Prozent der Deutschen gegen Kirchensteuer (24.10.13)

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      Esoterik - Der Mythos
      vom Klang der Stradivari (3.01.12)

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      Katholische Kirche und Glaubwürdigkeit:
      Systematischer Mißbrauch in Klosterinternat Ettal
      Sex-Skandal im Vatikan (5.03.10)

      Pädophilie-Affaire der katholischen Kirche
      Geheimschreiben aus dem Jahr 2001
      belastet Papst Benedikt XVI. (22.02.10)

      Islam-"Wissenschaft"
      an deutschen Universitäten? (31.01.10)

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      Das Fest des Konsums löst Stress aus (11.12.09)

      Fortschritt für Aufklärung
      Antike Esoterik verliert AnhängerInnen (22.09.09)

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      Subvention in Deutschland jährlich mehr als 20 Milliarden Euro
      (13.09.08)

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      nur Esoterik? (28.09.05)

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      mit Günter Jauch und Uri Geller (15.11.04)

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      blamierten sich reihenweise (13.10.04)

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      Der arme Vater Staat hat außer fürs Militär
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      Der Kongreß des Schweigens
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      Die Himalya-Bauchlandung (28.05.03)

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