Zucker als heimlicher Verführer
KonsumentInnen kaufen nach wie vor überwiegend im Supermarkt statt im Bioladen - obwohl sie das früher oder später teuer zu stehen kommt: Allergien, versiegende Vitalität, ruinierte Gesundheit.
Doch gerade mit dem Argument Gesundheit versuchen viele Hersteller von Industrie-Food die Supermarkt-KonsumentInnen zu locken. Die Regale quellen geradezu über von "gesunden Vollkorn-Produkten" oder "Wellness"-Lebensmitteln, die nicht einfach nur Lebensmittel sind, sondern zum Beispiel "gezielt unsere Immunabwehr stärken" sollen.
Viele KonsumentInnen stehen dennoch vor dem Regal und fragen sich, ob der Erdbeerjoghurt wirklich Erdbeeren enthält? Sie sind nicht grundlos verunsichert, denn im Supermarkt wird systematisch getäuscht und betrogen.
Die VerbraucherInnen-Organisation 'foodwatch' hat aktuell 32 typische Kinderprodukte - darunter so namhafte wie Kellogg's Smacks-Cerealien und die Fruchtzwerge von Danone - getestet und sind zu einem wahrhaft erschütternden Ergebnis gekommen: Nur zwei der Produkte wiesen keinen überhöhten Zuckergehalt auf. Bei der Bewertung orientierte sich 'foodwatch' an der in Großbritannien bereits praktizierten Ampelkennzeichnung.1
An der Spitze der negativ bewerteten Produkte findet sich Kellogg's Smacks-Cerealien mit 43 Gramm Zucker auf 100 Gramm. Diese "Cerealien" bestehen also fast zur Hälfte aus Zucker und zugleich prangt auf der Packung: "Die beste Quelle für Leistungsenergie ist der Nährstoff Kohlenhydrate, und der steckt reichlich in Kellogg's Smacks!"
Vollkorn klingt irgendwie gesund. Das macht sich die Lebensmittel- Industrie ebenfalls in perfider Weise zu Nutze. Zum Beispiel bei den "Cini Minis" von Nestlé. Auf der Packung schreibt der Konzern: "Es wird immer wieder betont, auf die gesunde Ernährung der ganzen Familie zu achten. Um Ihnen dabei zu helfen, stellt Nestlé alle seine Cerealien aus bestem Vollkorngetreide her. So bekommt Ihre Familie alle Vorteile von Vollkorn und kann gleichzeitig den gewohnt leckeren Geschmack genießen." Das hört sich vertrauenswürdig an wie vom Weihnachtsmann persönlich. 'foodwatch' enthüllt, daß der "gewohnt leckere Geschmack" vor allem dem exorbitant hohen Zuckergehalt von 32,6 auf 100 Gramm zu verdanken ist.
Angeblich gesunde Wellnessprodukte: Fit durch Zucker?
Auch um Produkte, die von der Lebensmittelindustrie ausdrücklich als fitness-fördernd angeboten werden, steht es oft nicht besser: Im Falle des "probiotischen Joghurtdrinks" LC1 wirbt Nestlé damit, daß der Lactobazillus - täglich verzehrt - dazu beiträgt, unsere Darmflora im Gleichgewicht zu halten, vor unerwünschten Bakterien zu schützen und die Abwehrkräfte zu stärken. Auch hier schlägt der Zucker mit 12,4 Gramm pro 100 Gramm zu Buche, also etwa vier bis fünf Stück Würfelzucker. Natürlich würde niemand, der die Absicht hat, sich gesund zu ernähren, einer Menge von 100 Gramm, die übrigens ungefähr einer halben Tasse Flüssigkeit entspricht, vier oder fünf Stück Würfelzucker hinzufügen!
'foodwatch' spricht von Betrug
Die bei der Untersuchung zu Tage getretenen Mißstände lassen sich laut 'foodwatch' nicht durch das Recht der Wirtschaft auf Werbung entschuldigen. Auch eine mögliche Ausrede, alle Inhaltsstoffe seien auf der Packung korrekt angegeben, kann nicht verfangen. Für DurchschnittsverbraucherInnen sind die Angaben der Hersteller durchweg unverständlich. 'foodwatch' hält dies für bewußte Täuschung und Irreführung und fordert deshalb die Kennzeichnung mit der Lebensmittel-Ampel nach britischem Vorbild - "Dann hat der Betrug ein Ende."
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe hierzu auch unseren Artikel
Coca-Cola, Kellog's, Nestlé & Co.
Zucker und Nebel für Profite (23.05.08)
Siehe auch unsere Beiträge zum Thema
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Coca-Cola, Kellog's, Nestlé & Co.
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