2.03.2009

Plünderung der Ozeane
unvermindert

Kein Stop vor dem endgültigen Aus?

Heute, Montag, veröffentlichte die UN-Welternährungsorganisation FAO ihren Weltfischereireport. Danach stieg die Zahl der überfischten oder bis an die biologischen Grenzen ausgebeuteten Fischbestände zwischen 2004 und 2006 von 77 auf 80 Prozent. Diese Zahlen bestätigen die in den vergangenen Jahren von WissenschaftlerInnen ausgesprochenen Warnungen, daß große Meersesgebiete vor dem Zusammenbruch ihrer Fischbestände stehen. So hatte die World Conservation Union IUCN im Februar 2008 eine Studie veröffentlicht, aus der hervorgeht, daß die Bestände viele Fischarten zu über 90 Prozent verschwunden sind. 76 Prozent der weltweiten Fischbestände waren bis dato überfischt, 366 von 1.519 Fischereien weltweit bereits zusammengebrochen.

"Die Plünderung der Meere geht weiter. Der drohende Zusammenbruch vieler Fischbestände gefährdet nicht nur die Ernährungssicherheit in den Entwicklungs- und Schwellenstaaten, sondern auch hunderttausende Arbeitsplätze und das Ökosystem Ozean", bilanziert Karoline Schacht, Fischereiexpertin der Umwelt-Organisation WWF. Die seit langem von Politik und Fischerei-Industrie versprochene Trendwende sei ausgeblieben.

Der Fischfang ist laut FAO bereits rückläufig. Schon heute schätzen Experten die wirtschaftlichen Verluste durch die Überfischung der Meere auf etwa 40 Milliarden Euro im Jahr. "Wir zahlen schon seit Jahren einen hohen Preis für die Ausbeutung der Meere", so die WWF-Expertin. Dabei könnten die Ozeane mehr Fisch mit weniger Aufwand liefern - wenn die Fischereien endlich nachhaltig gemanagt würden. Doch bislang verhält es sich so, daß jeder, der sich zurückhält, damit lediglich der skrupellosen Konkurrenz ein größeres Stück am Kuchen überläßt.

Beispielhaft zeigt sich der unverständige Raubbau an den Naturressourcen beim Nordsee-Kabeljau. Derzeit dürfen die EU-Fischer von dem arg geschröpften Bestand gerade einmal 24.000 Tonnen im Jahr fangen. Eine gesunde, nachhaltig gemanagte Kabeljau-Population wäre um ein Vielfaches größer und würde etwa 140.000 Tonnen nachhaltigen Fischfang im Jahr erlauben. "Viele Fischer wären heute noch in Lohn in Brot, wenn der Kabeljau stets mit Augenmaß bewirtschaftet worden wäre", erläutert die WWF-Expertin.

Der gesetzlose Zustand auf den Weltmeeren ist vergleichbar mit der Zeit des Wilden Westens. Und da in Zeiten der Properität keine globale Einigung unter den Fischfangnationen über allgemein gültige Gesetze zur Regulierung des Fischfangs möglich waren, erscheint ein solches Vorhaben vor dem Hintergrund der um sich greifenden Weltwirtschaftskrise und der damit einhergehenden Verstärkung nationaler Egoismen vollends illusorisch. Bezeichnend ist, daß jährlich global etwa etwa 11 Milliarden Euro Steuergelder ausgegeben werden, um die Fangkapazitäten zu vergrößern und so noch in die entlegensten Meeresgebiete vorzudringen.

So darf es nicht wundern, wenn sich beispielsweise die Piraterie vor Somalias Küste immer mehr ausbreitet. Skrupellos fischen internationale Fangflotten nicht nur in Somalias 200-Seemeilen-Zone, sondern auch in jenen anderer afrikanischer Sataaten, die sich keine effektive Küstenwacht leisten können. Schätzungen zufolge agieren pro Jahr 700 bis 800 Fangschiffe illegal und zudem mit verbotenen Mitteln in Somalias Gewässern, darunter auffallend viele unter der Flagge der kleinen mittelamerikanischen Republik Belize. Oft handelt es sich dabei in Wirklichkeit um französische und spanische Schiffe, die auf diese Weise sehr bequem und unangreifbar EU-Bestimmungen umgehen. Der Wert des geraubten Fisches liegt bei jährlich rund einer Milliarde US-Dollar. Auf diesem Weg geht den Somalis mehr Protein verloren als durch die Lebensmittelhilfe hereinkommt.

Auch die deutschen Mainstream-Medien, die jene Verbrechen der "internationalen Gemeinschaft" ausblenden und über die Piraten-Überfälle berichten als seien die Ursachen völlig unbekannt, machen sich an diesen Verbrechen mitschuldig.

 

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Anmerkungen

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