26.02.2008

Klimawandel in der
Antarktis
bedroht Königspinguine

Nach einer neuen französischen Studie ist die Überlebenschance des Königspinguins durch eine Erwärmung des Wassers seiner Brutgebiete in der Antarktis um 0,25 Grad Celsius bereits drastisch herabgesetzt. ForscherInnen um Yvon Le Maho vom Hubert-Curien-Institut in Straßbourg haben ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift 'Proceedings of the National Academy of Sciences' veröffentlicht.

Wie erst Mitte Januar in 'Nature Geoscience' veröffentlicht wurde, schmilzt das Eis der Antarktis schneller als aufgrund der zuletzt 2006 ermittelten Daten berechnet worden war.1 Die Königspinguine - Sinnbild der Antarktis - reagieren wegen der Auswirkungen auf ihre Nahrungsgrundlage äußerst empfindlich auf die Umweltveränderungen. Bereits der für Menschen kaum merkliche Temperaturanstieg um 0,25 Grad gefährdet Brut, Aufzucht und Überleben der Vögel, wie die WissenschaftlerInnen nun herausgefunden haben.

In einer Langzeituntersuchung der Brutplätze konnte die Auswirkung der in unregelmäßigen Abständen durch 'El Niño' verursachten Erwärmung der Wassertemperatur des südlichen Ozeans auf die Population des Königspinguins ermittelt werden. Mit 'El Niño' wird das Auftreten ungewöhnlicher Stömungsveränderungen zwischen der Westküste Südamerikas und dem südostasiatischen Raum bezeichnet. Hier kommt es seit mehr als 150 Jahren in zwei- bis siebenjährigen Abständen zur Umkehrung der normalen Wettersituation, die auch wärmeres Wasser in die Antarktis-Region bringt. Das Klima-Phänomen ist zwar vermutlich von den anthropogenen Klimaveränderungen unabhängig - es gibt jedoch starke Hinweise, daß 'El Niño' durch den Treibhauseffekt in immer kürzen Abständen und immer intensiver auftritt.

Die Königspinguine sind nach den Kaiserpinguinen die zweitgrößten lebenden Pinguine überhaupt. Sie leben am Rande der Antarktis im Bereich des südlichen indischen Ozeans. Zurzeit schätzt man ihren Bestand auf zwei Millionen brütende Pärchen. Ungewöhnlich an ihrer Spezies ist, daß sie ein ganzes Jahr für Balz, Eierlegen, Bebrüten und Aufzucht ihrer Schützlinge benötigen.

Dieser extrem lange Zeitraum, der sich über den gesamten arktischen Winter und Sommer erstreckt, macht die Vögel besonders anfällig für Veränderungen des Nahrungsangebots, der Brut- und Aufzuchtsbedingungen. Königspinguine ernähren sich hauptsächlich von kleinen Fischen und Tintenfischen. Diese wiederum leben von Krill, winzigen Krebstierchen, die extrem sensibel auf Temperatur- erhöhungen reagieren. Damit sei Krill ein guter Indikator für Veränderungen im Ökosystem, schreiben die ForscherInnen.

Um mehr über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Tiere zu erfahren, befestigten Le Maho und seine KollegInnen einen elektronischen Clip auf der Haut von 456 Königspinguinen. Über Radioantennen in den Clips konnten die WissenschaftlInner auf dem Computer nachvollziehen, wo sich die Tiere aufhielten und wann oder wie häufig sie den Brutplatz verließen. Das Überwachungsprogramm dauerte von 1997 bis 2006, einem Zeitraum in dem auch das Klimaphänomen 'El Niño' auftrat. Das Ergebnis: Während 'El Niño' ging es den schon früh brütenden Vögeln gut. Die Tiere jedoch, die etwas später brüteten, traf die Erwärmung wie ein Schlag, weil das Nahrungsangebot drastisch zurückging.

Das gesamte Ausmaß der Klimaveränderung zeigte sich aufgrund des langen Aufzuchtszeitraums allerdings erst zwei Jahre später: eine Temperaturerhöhung des Wassers von 0,25 Grad Celsius resultiere in einer um neun Prozent verringerten Überlebenschance der erwachsenen Pinguine, kalkulierte Le Maho. UNO-KlimatologInnen sagen steigende Temperaturen in den nächsten Jahre voraus. Das Fazit der WissenschaftlIerInnen fällt daher eher deprimierend aus: "Unsere Beobachtungen zeigen, daß der Königspinguin durch die globale Erwärmung schon bald vom Aussterben bedroht sein wird."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkung

1 Siehe hierzu auch unsere Artikel:

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