Laut einem NATO-Untersuchungsteam kamen bei der von deutschen Truppen ausgelösten Bombardierung zweier Tanklaster in der Nähe von Kundus bis zu 120 Menschen ums Leben. Bei einer solch hohen Zahl von Opfern muß es sich zu einem großen Teil um ZivilistInnen gehandelt haben, die versuchten, an den in einem Fluß festgefahrenen Tanklastern Benzin zu zapfen. Bundeskriegsminister Franz Josef Jung räumte heute (Montag) erstmals ein, daß dem "Luftangriff" auch ZivilistInnen zum Opfer gefallen sein könnten. Dem ZDF gegenüber hob er allerdings darauf ab, "daß der überwiegende Anteil Taliban gewesen" seien.
Die Bombardierung der Tanklaster am 4. September (Freitag) wird auf der Internet-Seite der deutschen Bundeswehr nach wie vor als erfolgreichreicher Einsatz gegen Aufständische dargestellt: "...aufgeklärt und um 1.49 Uhr Ortszeit erfolgreich bekämpft". In einem gestern (Sonntag) veröffentlichten Artikel der 'Washington Post' finden sich dagegen neue Informationen zum Hergang der nächtlichen Bombardierung zweier von den Taliban entführten Tanklaster. Diese Informationen stammen aus der Umgebung des NATO-Fact-Finding-Teams.
Laut 'Washington Post' hatten Berater des neuen NATO-Kommandeurs in Afghanistan, Stanley McChrystal, einem Reporter der Zeitung erlaubt, das NATO-Untersuchungsteam zu begleiten. Dem Kommadeur war es offensichtlich wichtig, daß in diesem Fall unterschiedliche Wahrnehmungen möglichst laut werden. Im Artikel der 'Washington Post' wird von McChrystal ein Bild gezeichnet, das ihn als ernsten Aufklärer erscheinen läßt, dem es um eine gründliche Untersuchung der Affaire gehe. Laut McChrystal seien bei der Bombardierung "möglicherweise unschuldige Afghanen ums Leben" gekommen "oder verletzt" worden. Zudem wird mehrmals im Artikel die erst kürzlich verkündete neue Richtlinie McChrystals erwähnt. Darin gehe es darum, eben solche Angriffe mit zivilen Opfern zu vermeiden. Solche Aktionen, die schon oft genug für negative Schlagzeilen und Verbitterung bei der afghanischen Bevölkerung gesorgt haben, würden die "Mission in Afghanistan" gefährden. Nun werde angeblich alles sehr genau genommen. Zumindest das Timing der Bundeswehr war wohl recht ungünstig.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe unsere Artikel zum Thema:
Afghanistan:
Sayed Parvez Kambakhsh ist frei (6.09.09)
Afghanistan-Krieg: 'Welthungerhilfe' kritisiert
Vermischung von Aufbauhilfe und Militäreinsatz (16.08.09)
Aufbauhilfe oder Unterdrückung?
Afghanistan und die westlichen Milliarden (31.03.09)
Wegen angeblicher Gotteslästerung mit Todesstrafe bedroht
ai kämpft für Freilassung des 23-jährigen afghanischen
Journalistik-Studenten Sayed Parvez Kambakhsh (22.10.08)
Sozialabbau und Afghanistan (4.08.08)
Deutschland wird tiefer
in Afghanistan-Krieg hineingezogen (6.02.08)
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Afghanistan bricht unter US-Protektorat alle Rekorde (30.11.07)
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läßt auf sich warten (27.05.04)
B-T-C Baku-Tbilissi-Ceyhan
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