EU-Parlamentspräsident Martin Schulz berührte bei seiner Gast-Rede am Mittwoch im israelischen Parlament, der Knesset, einen wunden Punkt. Als er ansprach, daß den israelischen StaatsbürgerInnen vier mal so viel Wasser zur Verfügung steht als den BewohnerInnen der "Palästinenser-Gebiete", löste er einen Eklat aus.
Der israelische Staats-Chef Benjamin Netanjahu warf Schulz nach seiner Rede eine "selektive Wahrnehmung" vor und unterstellt ihm indirekt Falschdarstellung, indem er hinzufügte, Schulz hätte sich vor der Rede über die tatsächlichen Verhältnisse informieren müssen.
In seiner Rede hatte Schulz erwähnt, daß ihn einige Tage zuvor ein palästinensischer Jugendlicher gefragt habe, warum "ein Israeli täglich viermal mehr Wasser verbrauchen könne als ein Palästinenser". Als Schulz von erregten Zwischenrufen in der Knesset unterbrochen wurde, redete er sich damit heraus, er habe die Zahlen nicht überprüfen können.
Tatsächlich aber wußte jener palästinensische Jugendliche besser Bescheid als der EU-Parlamentspräsident und auch - zumindest wenn sie nicht heuchelten - als jene hitzköpfigen ZwischenruferInnen in der Knesset. Denn nach den Angaben der UNO-Organisation für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) verbrauchen die israelischen StaatsbürgerInnen (darunter auch PalästinenserInnen mit israelischen Paß) in Israel und in den Siedlungen täglich im Durchschnitt 300 Liter Wasser, während es bei den PalästinenserInnen im Gaza-Streifen und West-Jordan-Land lediglich rund 70 Liter sind. Diese Zahlen stammen aus einem Sonderbericht der OCHA vom März 2012.
Mitglieder der Regierungspartei Netanjahus, Likud, und die gesamte Fraktion der nationalreligiösen Siedlerpartei Jüdisches Heim (Bayit Yehudi) machten Tumult und verließen während der Rede Schulz' den Saal.
Schulz konnte in der Vergangenheit keine israelfeindliche Position nachgesagt werden. Er hielt in dieser Woche einen Gastvortrag an der bedeutenden Hebräischen Universität von Jerusalem und bekam dort einen Ehrendoktor-Titel verliehen. Dabei würdigte Universitäts-Präsident Menachem Ben-Sasson Schulz' Einsatz gegen Antisemitismus und Intoleranz.
Anmerkungen
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