Ein WissenschaftlerInnen-Team um den Glaziologen Bert Wouters berichtet von einem dramatischen Abschmelzen der Gletscher der Antarktis. Seit 2009 verliert der zuvor stabile Eispanzer der Antarktis Jahr für Jahr ein Volumen von 60 Kubikkilometer.
Selbst für WissenschaftlerInnen, die schon seit vielen Jahren vor den Folgen des menschengemachten Treibhaus-Effekts auf diesem Planeten warnen, ist diese Entwicklung eine böse Überraschung. Ein solch plötzlicher Umbruch in den früher als ewiges Eis apostrophierten Zonen der Erde übertrifft sämtliche wissenschaftlichen Prognosen.
Schon in den vergangenen Monaten warnten WissenschaftlerInnen vor dem Kollaps des massiven Schelfeises, davor, daß die Gletscher der Antarktis möglicherweise bereits den Kipp-Punkt (point of no return) hinter sich gelassen haben und daß neue Risiken beim ostantarktische Eis zu erwarten sind (Siehe unsere Artikel v. 21.03.15, v. 29.10.14 und v. 5.05.14).
Nun wurde in der Fachzeitschrift 'science' eine Studie des WissenschaftlerInnen-Team um den Glaziologen Bert Wouters veröffentlicht, die einen plötzlichen und dramatischen Eisverlust in einem zuvor stabilen Teil der Antarktis belegt. Es handelt sich um ein Gebiet in der südlichsten Hälfte der Antarktischen Halbinsel - einem Ausläufer des Festlands, der 1.300 Kilometer ins Südpolarmeer ragt.
Die nördliche Hälfte dieses Gebietes ist die relativ mildeste Region des Kontinents und die klimatischen Veränderungen sind dort deutlich erkennbar. Bekannt war bisher, daß der Zustand der Gletscher der nördlichen antarktischen Halbinsel kritisch ist, nachdem einige ihrer Schelfe sich in Auflösung befinden - so etwa das Schelfeis von Larsen A und B.
Weiter westlich hiervon verlieren die massiven Gletscher in alarmierendem Ausmaß Eismassen in die Amundsen-See. Und quasi über Nacht füllte sich die südliche Lücke zwischen diesen beiden Regionen und die südliche Antarktische Halbinsel avancierte zum zweitmächtigsten Zulieferer beim weltweiten Anstieg des Meeresspiegels.
Im Mai 2014 wurde festgestellt, daß das Wilkes-Becken in der Antarktis instabil geworden ist. Allein die Eismasse des Wilkes-Beckens reicht aus, um den Meeresspiegel um drei bis vier Meter ansteigen zu lassen. Wie im März 2014 publik wurde, schmilzt das Grönland-Eis mit bislang ungeahntem Tempo (Siehe unseren Artikel v. 17.03.14). Bei einem vollständigen Abschmelzen des Grönland-Eises mit einem Volumen von 2,9 Millionen Kubikkilometern steigt der Meeresspiegel um 7,3 Meter. Kommt noch das Eis der Antarktis hinzu, werden insgesamt 66 Meter erreicht (Siehe unseren Artikel v. 27.08.13). Es geht dann nicht mehr nur allein um den Verlust von Küstenstädten wie New York oder Amsterdam. Bei einem Anstieg des Meeresspiegels um 66 Meter geht es um das Ende der menschlichen Zivilisation auf diesem Planeten. Und niemand kann heute sicher prognostizieren, ob diese vom Menschen in Gang gesetzte Veränderung, die in erdgeschichtlichem Maßstab mit unvergleichlich hoher Geschwindigkeit vonstatten geht, mehrere Jahrhunderte oder - bei weiterer Beschleunigung - nur wenige Jahre benötigt.
Mit Hilfe von Höhenmessungen per Satellit entdeckten die WissenschaftlerInnen um den Glaziologen Bert Wouters, daß es auf der südlichen Antarktischen Halbinsel bis zum Jahr 2009 keine Veränderungen gegeben hatte. Um dieses Jahr herum begannen mehrere Gletscher entlang einer 750 Kilometer langen Küstenlinie unvermittelt damit, Eis ins Meer zu verlieren. Seitdem liefern sie Jahr für Jahr mit einer nahezu konstanten Rate von 60 Kubikkilometern Eis - dies entspricht rund 55 Billionen (zehn hoch 12) Liter Wasser.
Einige dieser Gletscher schrumpfen dabei in ihrer vertikalen Ausdehnung um vier Meter pro Jahr. Der Eisverlust in dieser Region ist so enorm, daß die dadurch hervorgerufenen Änderungen im Gravitationsfeld der Erde von Satelliten-gestützten Messungen des GRACE-Programms (Gravity Recovery and Climate Experiment) registriert werden können.
Die Westwinde im Bereich der Antarktis haben sich in den vergangenen Jahrzehnten als Folge des Treibhaus-Effekts und des Ozonlochs immer mehr verstärkt. Diese Winde treiben wärmeres Wasser in die polare Region. Hierdurch werden die auf dem Wasser aufliegenden Teile der Gletscher von unten schneller abgeschmolzen und das Schelfeis schiebt sich schneller nach. Während in früheren Zeiten die Eisberge in der Nähe der Gletscher eine Barriere gegen ein beschleunigtes Abschmelzen bilden konnten, werden diese durch Wind und Stürme heute immer schneller abtransportiert und zerstückelt.
Selbstverständlich ist ein einzelnes Phänomen wie die Eisschmelze in einer Region der Antarktis für sich genommen kein Beweis für die vom Menschen verursachte Veränderung des planetaren Klimas (verharmlosend oft als "Klimawandel" bezeichnet). In den vergangenen Jahrzehnten wurde jedoch eine solche Fülle von wissenschaftlichen Erkenntnissen zusammengetragen und regelmäßig in den Berichten des IPCC veröffentlicht (Siehe etwa unseren Artikel v. 27.09.13), daß ein Leugnen dieser Tatsache nur noch als grotesk zu bezeichnen ist.
Leider deuten immer mehr Fakten darauf hin, daß sich die Geschwindigkeit der Klimaveränderung beschleunigt. Gleichzeitig dienen die seit 1992 in regelmäßigen Abständen stattfindenden "Klima-Gipfel" lediglich zur Narkotisierung der Menschheit. Die sich dort als "Klimaretter" produzierenden Regierungen der Welt haben bis heute keinen einzigen realen Fortschritt in Hinblick auf international verbindliche Maßnahmen vorzuweisen.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Negativ-Rekord bei arktischem Eis
Eisschild immer kleiner und dünner (21.03.15)
Kohlekraftwerk Moorburg
"Rot-schwarz-grüner" Klimaschutz? (28.02.15)
Ozeane beschleunigen Treibhaus-Effekt
Kohlendioxid-Speicher versagen (20.01.15)
Treibhaus-Effekt: Durchschnitts-Temperatur
in Deutschland erstmals über 10 Grad (4.01.15)
IPCC-Weltklimabericht:
Lage noch nicht aussichtslos (2.11.14)
Westantarktis schmilzt unaufhaltsam
Anstieg des Meeresspiegels um 3 Meter (29.10.14)
310.000 beim People's Climate March
Größte Klimaschutz-Demo aller Zeiten (22.09.14)
Klima: Neuer Negativ-Rekord der
CO₂-Konzentration in Erdatmosphäre (11.09.14)
Bundesregierung und Klimaschutz:
Ist der Ruf erst ruiniert... (2.09.14)
Deutsche Kohlekraftwerke sind führend
in Europa auf Weg in Klimakatastrophe (22.07.14)
Gabriel blockiert Energie-Wende
EEG de facto abgeschafft (27.06.14)
Obama plötzlich für Klimaschutz?
...zweieinhalb Jahre vor Amtsende (3.06.14)
Antarktis schmilzt schneller
Wilkes-Becken instabil (5.05.14)
IPCC warnt eindringlich:
Artensterben, Hungersnöte, Bürgerkriege (31.03.14)
Klimakatastrophe rückt schneller näher
Eisschmelze auf Grönland beschleunigt (17.03.14)
Klimakatastrophe rückt schneller näher
Rückkopplung durch Eisschmelze in Arktis (21.02.14)
2013: Schwarzes Jahr für Solar
55 Prozent Rückgang gegenüber 2012 (10.01.14)
16,5 Prozent sind SUV
Psychische Probleme nehmen zu (23.12.13)
Klimakatastrophe ist Gemeinwohl
Braunkohleabbau triumphiert vor Gericht (17.12.13)
Wetterextreme in Europa infolge
des Abschmelzens der Arktis (8.12.13)
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Auftauende Permafrostböden
17 statt 8 Millionen Tonnen Methan (2.12.13)
Weltklima-Konferenz wieder erfolgreich
beim Vertagen wirksamer Schutz-Maßnahmen (22.11.13)
Klima: WMO gibt neuen Höchststand
bei CO₂ bekannt (6.11.13)
Zerstörung des Planeten wird teuer
17 Milliarden Euro in neun Monaten (23.10.13)
IPCC legt neuen Klimabericht vor
Der Meeresspiegel steigt schneller (27.09.13)
Grönland: Eisverlust dreimal so hoch
wie im Durchschnitt der vergangenen Jahre (18.09.13)
Klimakatastrophe
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Klima
Neuer Höchststand bei CO₂ (11.05.13)
Die Klimaheuchler
Kretschmann gehört zur Spitze (10.04.13)
Jährlich 3.100 Tote
durch deutsche Kohlekraftwerke (3.04.13)
Braunkohle-Protest in Brandenburg
Sternmarsch gegen "rot-rote" Energiepolitik (6.01.13)
Kältetote in Rußland
Wärmerekord in Süddeutschland (26.12.12)
Schneefall verstärkt Eisschmelze
in der Antarktis (15.12.12)
Worte und Taten
Deutsche Bischöfe auf der Fahrt in die Klimahölle (5.12.12)
Klima-Gipfel in Doha scheitert nicht
Zweck erfüllt (4.12.12)
Klima
Eisschmelze läßt Meeresspiegel ansteigen (30.11.12)
Erfolg für Klimarettung
Kohlekraftwerks-Projekt Staudinger gestoppt (13.11.12)
Bundesregierung bremst
Energie-Effizienz bei Neubauten (14.09.12)
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Schlimmste Eisschmelze der Arktis seit über 30 Jahren
(28.08.12)
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Grönland verliert massiv Eis (19.07.12)
Energie-Wende? Centrotherm insolvent
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Gletscher in den Alpen schmelzen ab (3.07.12)
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Schlimmste Eisschmelze seit 1450 Jahren (24.11.11)
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wegen Gletscherverlust (22.05.10)
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aus dem Boden des Nordpolarmeeres (5.03.10)
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(7.09.08)
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bedroht Königspinguine (26.02.08)
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(14.01.08)
Bali:
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Klimakatastrophe und Polarmeere
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse (17.05.05)
Klimakatastrophe zeigt sich
bereits an Erwärmung der Ozeane (26.02.05)
EU weiter Richtung Klimakatastrophe
Deutschland schlechtes Mittelfeld
9. UN-Klimakonferenz in Mailand (7.12.03)