14.05.2016

Pfizer gegen "Todesstrafe"
Keine Medikamente für Mord

Todesstrafe vor 2000 Jahren
Der US-amerikanische Pharma-Konzern Pfizer verweigert die Mitwirkung am staatlichen Morden per "Todesurteil". Dies stellt etliche US-Bundesstaaten vor erhebliche Probleme, da sie nun auf legalem Weg kaum mehr an Medikamente für Giftspritzen gelangen können.

Um die ethische Entscheidung durchsetzen zu können, hat das Management von Pfizer strenge Kontrollen installiert. Der Einsatz von Pfizer-Medikamenten zum Zwecke der staatlich legalisierten Ermordung von Menschen wird so nahezu ausgeschlossen. Pfizer ist das letzte von mehr als zwanzig europäischen und US-amerikanischen Unternehmen, das dem Einsatz von Pharma-Produkten für tödliche Injektionen entgegentritt. Ab jetzt steht in den USA keines der von der Gesundheitsbehörde FDS für die "Todesstrafe" zugelassenen Pharmazeutika mehr zur Verfügung. Nach Ansicht von ExpertInnen können die zuständigen Gefängnis-Behörden kaum mehr auf legale Weise an Medikamente für Giftspritzen gelangen.

Die EU beschränkte 2011 die Ausfuhr von Substanzen, die bei tödlichen Injektionen in den USA eingesetzt wurden. Dies betrifft vor allem das Betäubungsmittel Natrium-Thiopental. Als Ersatz verwendeten die Behörden mancher Bundesstaaten Pentobarbital. Die von Pfizer im vergangenen Jahr erworbene US-Pharmafirma Hospira stellt mehrere dieser Substanzen her.

"In Staaten, wo die Todesstrafe exekutiert werden soll, müssen sie nun auf dem Schwarzmarkt einkaufen," kommentierte Maya Foa von der Menschenrechts-Organisation 'Reprieve' die Entscheidung von Pfizer gegenüber der New York Times. Allerdings sind die Regierungen einiger US-Bundesstaaten nach mißglückten und extrem grausam verlaufenden "Hinrichtungen" mit ungewohnten Gift-Cocktails dazu übergegangen, die "Todesstrafe" per Erschießung oder elektrischem Stuhl zu exekutieren. In anderen Bundesstaaten hatte die Verwaltung tatsächlich versucht, über recht ungewöhnliche Wege an tödliche Stoffe zu gelangen. Sie engagierten Strohmänner für den Einkauf oder versuchten, nicht von der FDA genehmigte Substanzen zu importieren.

Bislang wurde die staatlich sanktionierte Ermordung in 32 US-Bundesstaaten überwiegend per Giftspritze vorgenommen. Wegen Engpässen bei den benötigten Giften und Betäubungsmitteln wurden bereits einige festgesetzte Ermordungen verschoben. Erst im April vergangenen Jahres waren Fakten bekannt geworden, die belegen, daß viele Unschuldige in den USA per "Todesstrafe" ermordet worden waren (Siehe unseren Artikel v. 20.04.15). Das FBI hat daraufhin öffentlich wegen seiner vor Gericht lange Zeit als Beweismittel zugelassenen pseudo-wissenschaftlichen Haar-Expertisen um Entschuldigung gebeten. DNA-Tests hatten eine Vielzahl von Fehl-Urteilen ans Tageslicht brachten. Für manche der Verurteilten kam die Wahrheit allerdings zu spät.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Siehe auch unsere Artikel:

      "Todesstrafe" 2015 en vogue
      Maximum seit 1990 (6.04.16)

      "Todesstrafe" in Saudi-Arabien
      47 auf einen Streich (2.01.16)

      Nebraska schafft "Todesstrafe" ab
      Parlament überstimmt Gouverneur (28.05.15)

      "Todesstrafen" aufgrund falscher Haar-Tests
      FBI räumt Untauglichkeit ein (20.04.15)

      "Todesstrafe" 2013 en vogue
      Aktuell 529 Todesurteile in Ägypten (27.03.14)

      Justiz-Mord in den USA
      Troy Davis ist tot (22.09.11)

      Leonard Peltier
      Seit 35 Jahren im US-Gefängnis
      Jetzt in Isolationshaft (25.07.11)

      USA und Iran
      zivilisatorisch rückständig (24.01.11)

      Todesstrafe
      USA und Iran Seit an Seit (10.11.10)

      Haftprüfung nach 33 Jahren Gefängnis
      Demo zur Freilassung des 64-jährigen Leonard Peltier (30.07.09)

      Wegen angeblicher Gotteslästerung
      mit Todesstrafe bedroht (22.10.08)

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      Todesstrafe in New Jersey abgeschafft
      Kommt es zu einer Trendwende in den USA? (15.12.07)

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      Leonard Peltier wird morgen 60 (11.09.04)

      Indian War - Der Fall des
      indianischen Bürgerrechtlers Leonard Peltier (16.02.01)

 

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