Eine Abreibung war in Irland bisher nur dann legal, wenn das Leben der Schwangeren akut gefährdet war - und auch dies erst seit 2013. Ins Ausland zu reisen, um eine Abtreibung vornehmen zu lassen, ist in Irland seit 1992 legal. Das Referendum über die Liberalisierung des Abtreibungsverbots ergab eine für Viele überraschend klare Mehrheit für ein "Ja".
Mit 67,3 Prozent der abgegebenen Stimmen hat sich sogar eine Zwei-Drittel-Mehrheit der IrInnen dafür ausgesprochen das im internationalen Vergleich sehr strenge Abtreibungsverbot zu lockern. Ministerpräsident Leo Varadkar (zugleich Partei-Chef von Fine Gael - einer konservativ-liberalen Partei) begrüßte am heutigen Samstag das eindeutige Ergebnis. Er sprach von "einer stillen Revolution", die sich in den vergangenen 10 bis 20 Jahren in Irland Bahn gebrochen habe. Die Abstimmung zeige zudem, daß die Menschen in Irland den betroffenen Frauen vertrauen und sie in ihrer Entscheidungsfreiheit respektieren. Leo Varadkar hatte sich 2015 im Alter von 36 Jahren als erster Minister in der irischen Geschichte als homosexuell geoutet.
In dem Referendum ging es formal um die Streichung eines Verfassungszusatzes von 1983, der Schwangerschaftsabbrüche im Lande bislang so gut wie unmöglich macht. Wer dagegen verstießt, mußte mit bis zu 14 Jahren Gefängnis rechnen. In den 35 Jahren seit 1983 ließen schätzungsweise 170.000 irische Frauen im Ausland - meist in Großbritannien - Abtreibungen vornehmen. Der UN-Menschenrechtsausschuß hatte das Abtreibungsverbot im Jahr 2016 als Verstoß gegen internationale Menschenrechtsvereinbarungen kritisiert und die irische Regierung aufgefordert, es zu überarbeiten.
Mit dem Referendum wurde der Weg frei für ein von der Regierung vorgelegtes Gesetz, mit dem Abtreibungen bis zur zwölften Schwangerschaftswoche legalisiert werden sollen. Die GegnerInnen der Liberalisierung räumten ihre Niederlage ein, sprachen aber von einer "Tragödie historischen Ausmaßes". Im Mai 2015 hatte sich in Irland eine große Mehrheit bei einem Referendum für die Einführung der Ehe für Homosexuelle ausgesprochen (Siehe unseren Atikel v. 23.05.15).
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Frieda Kahlo als Barbie-Puppe
Reaktionär oder emanzipativ? (8.03.18)
Silvesternacht 2015/2016 - Köln - Domplatz
Versuch einer Bilanz (2.01.18)
Zwang zu Job in Sex-Shop?
Jobcenter macht Druck (3.06.17)
Witz zum Internationalen Frauentag / Realsatire
Janusz Korwin-Mikke und die Dummheit (8.03.17)
Emanzipation verlangsamt
Deutschland fällt zurück (26.10.16)
Tausende Polinnen
gegen Verschärfung des Abtreibungs-Verbots (2.10.16)
Frauen auch im Kulturbereich benachteiligt
24 Prozent Manko bei Gehältern (30.06.16)
Feminismus und Agrar-Wende
passen gut zusammen (8.03.16)
Kampf gegen Hot Pants
Rektorin aus Horb für Rettung des Abendlandes (7.07.15)
Eltern tradieren Unterdrückung
Mädchen werden entmutigt (8.03.15)
Deutliche Benachteiligung der Frauen
bei der Rente (5.03.15)
Unerklärliche 7 Prozent
Witz der Woche (26.03.14)
Weiblich: die Arbeitslosigkeit,
die Teilzeitarbeit, die Leiharbeit... (8.03.14)
Emanzipation? Rollback
in Deutschland (25.11.13)
Geht es um den Boden unter den Füßen
oder um eine "gläserne Decke"? (8.03.13)
Mein Wort zum Frauentag: Sex is Muß!
Gastbeitrag von Martin Buchholz (8.03.13)
Skandal in Köln
Katholische Kliniken weisen Vergewaltigungsopfer ab (17.01.13)
Sozialabbau trifft Frauen härter
(8.03.12)
Studie zu "Babyboom"-Jahrgängen
Besonders Frauen erwartet Altersarmut (15.02.12)
Frauen in Konzern-Vorstände?
Die realen Probleme bleiben ausgeblendet (8.03.11)
Bundesverfassungsgericht stärkt Position
lediger Väter
Traditionelles Mutterbild im Kern unangetastet (3.08.10)
Nachwuchs ohne Zukunfts-Chance
Immer mehr Kinder kommen unter die Räder (1.06.10)
Witz der Woche
Warum ist der Kapitalismus
für Frauen besser als der Islam? (30.12.09)
90 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland
Errungenschaft oder Sackgasse? (8.03.09)
Papst gegen Trennung von Kirche und Staat
Subvention in Deutschland jährlich... (13.09.08)
Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern
unverändert bei 30 Prozent (12.08.08)
Vorname: Brigitte / Name: Bertelsmann
Tatbestand: Versuchte Frauenverdummung (26.03.08)
Sozialabbau trifft Frauen härter
Erklärung von NETZWERK REGENBOGEN zum Frauentag (8.03.08)
Alpha-Mädchen statt Alpha-Männchen?
Feministische Überlegungen zu einer 'spiegel'-Titelstory (31.05.07)
Mit Merkel für feministische Umweltzerstörung
und feministischen Sozialabbau? (8.03.07)
Gender Mainstreaming
- Schlaftablette für die Frauenbewegung? (8.03.06)
Emanzipation als Einbildung (8.03.05)
Frauen unverändert bei 70 Prozent
"It's the ecomomy, stupid" (30.10.04)
Auch nach fünf Jahren "Rot-Grün":
Frauen bei 70 Prozent (3.03.04)
Internationaler Frauentag
und Afghanistan (24.02.03)
Oben buckeln, unten treten - Hartz und die Frauen
oder: Auf dem Weg in die autoritäre Gesellschaft (18.10.02)
70 Prozent (4.08.99)