Gegen Öl-Bohrungen in der Arktis protestieren sechs AktivistInnen, indem sie eine Bohr-Plattform enterten. Shell transportiert diese zur Zeit in Richtung Tschuktschensee. Nach der Pannenserie im Jahr 2012 hatte Shell seine Pläne, in der Arktis nach Öl zu bohren, vorübergehend ausgesetzt.
Im Januar war bekannt geworden, daß US-Präsident Barack Obama entgegen seinen Versprechen Öl-Bohrungen in der arktischen Region Alaskas doch zuläßt. Und am 29. Januar hatte der Öl-Multi Shell angekündigt, im Tschuktschensee, einem Randmeer, das an die nordwestliche Küste von Alaska grenzt, Öl-Bohrungen vorzunehmen (Siehe unseren Artikel v. 29.01.15).
Seit Wochen verfolgte das Greenpeace-Schiff 'Esperanza' die Bohr-Plattform 'Polar Pioneer', die von einem 225 Meter langen Schiff in Richtung Nordpol transportiert wird. Rund 1500 Kilometer nordwestlich von Hawaii setzten am gestrigen Ostermontag sechs AktivistInnen mit Schlauchbooten zur 38.000 Tonnen schweren Plattform über und kletterten hinauf. Die UmweltschützerInnen aus Neuseeland, Australien, Schweden, Österreich und Deutschland haben Verpflegung für mehrere Tage dabei.
"Ich will mir in zehn Jahren nicht vorwerfen müssen, nichts getan zu haben," erklärt die 21-jährige Aktivistin Zoe Buckley Lennox. "Es ist an der Zeit zu verstehen, daß wir gemeinsam in der Lage sind, große Konzerne wie Shell aufzuhalten," sagt die 27-jährige Aliyah Field. "Immer wieder kommt es bei Öl-Bohrungen im Meer zu schweren Unfällen. Das hat erst vergangene Woche die Explosion einer Plattform im Golf von Mexiko erneut gezeigt," erläutert Larissa Beumer, Arktis-Expertin von Greenpeace. "Shells geplante Ölsuche unter den extremen Bedingungen in der Arktis ist deshalb unverantwortlich."
Öl-Bohrungen in der Arktis sind aufgrund der vorherrschenden Wetterbedingungen extrem riskant. Vor der Küste Alaskas ist es bei der Öl-Suche durch Shell bereits im Jahr 2012 zu schweren Unfällen gekommen. Am 31. Dezember 2012 hatte sich die Bohrplattform 'Kulluk' während eines schweren Sturms mit hohem Wellengang vom Schlepp-Schiff losgerissen und war im Golf von Alaska gestrandet (Siehe unseren Artikel v. 2.01.13). Dennoch hat die US-Regierung dem Konzern in der vergangenen Woche "grünes Licht" gegeben. Um seine Verlogenheit ganz unverblümt ein weiteres mal zu beweisen, kündigte US-Präsident Obama am selben Tag an, den Kohlendioxid-Ausstoß der USA drastisch zu senken. Sollte Shell in der Tachuktschensee Öl finden und mit der Ausbeutung beginnen, schätzt selbst die US-Regierung die Wahrscheinlichkeit für einen oder mehrere schwere Unfälle auf 75 Prozent ein. (Quelle: http://1.usa.gov/1FgAjPM).
Vor der Küste Alaskas sind noch immer die Öl-Reste des letzten schweren Unfalls von vor 26 Jahren nachweisbar. Die Auswirkungen des Öl-Katastrophe der Exxon Valdez am 24. März 1989 zeigen, daß die Arktis zu den ökologisch sensibelsten Regionen gehört. Weltweit gibt es kein wirksames Verfahren, um ausgelaufenes Öl in vereisten Gewässern zu bergen.
Auch im russischen Teil der Arktis bedroht die Öl-Industrie die Natur. Als weltweit erster Konzern fördert Gazprom mit der Bohrinsel Prirazlomnaya in der Petschorasee Öl aus arktischen Gewässern (Siehe unseren Artikel v. 19.09.13). Mit der Öl-Förderung setzt Gazprom eine einzigartige Region dem Risiko einer schweren Umwelt-Katastrophe aus. Die Öl-Förderung bedroht mehrere Naturschutzgebiete in der Nähe der Plattform. Der Gazprom-Plattform galt eine Protest-Aktion von Greenpeace-AktivistInnen im September 2013.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Vorprogrammierte Umwelt-Katastrophe
Shell will vor Alaska nach Öl bohren (29.01.15)
Gigantische Verschmutzung des Meeresbodens
Öl-Katastrophe 'Deep Horizon' bislang unterschätzt (27.10.14)
Irrsinn contra Irrsinn
Öl-Kooperation trotz Sanktions-Politik (8.08.14)
Protest an Gazprom-Plattform
Greenpeace legt Saturn an die Kette (26.05.14)
Greenpeace-AktivistInnen in U-Haft
Weltweite Proteste gegen russische Justiz (29.09.13)
Russische Küstenwache entert Greenpeace-Schiff
Protest gegen Zerstörung der Arktis (19.09.13)
Shell-Bohrinsel auf Grund gelaufen
Risikospiel der Öl-Konzerne (2.01.13)
BP und 'Deepwater Horizon'
5,9 Milliarden Euro Entschädigung (22.12.12)
Golf von Mexiko - BP versiegelt Öl-Bohrloch
Auswirkungen der Ölpest noch mindestens 10 Jahre (4.08.10)
BP lernresistent
Offshore-Ölbohrung im Mittelmeer geplant (22.07.10)
Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko
Tritt weiterhin Öl aus?
Schadenersatz-Klagen nach Anti-Mafia-Gesetz (19.07.10)
Öl-Katastrophe im Golf von Mexiko
Bohrloch provisorisch abgedichtet (17.07.10)
Super-GAU im Golf von Mexiko?
Der Meeresboden kann aufbrechen (30.06.10)
Ölkatastrophe im Golf von Mexiko
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