4.12.2014

Wald-AIDS in Baden-Württemberg
Buchen besonders stark geschädigt

Wald-AIDS
Wie die "schwarz-gelbe" Vorgänger-Regierung verbucht auch die "grün-rote" Landesregierung unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Elend des Waldes in der offiziellen Statistik. Wer eine Wende in der Verkehrs- oder der Landwirtschaftspolitik erwartet hatte, sieht sich getäuscht.

Statt die Ursachen beim Namen zu nennen - an erster Stelle der Ausstoß von Stickoxiden und Ammoniak aus der industriellen Landwirtschaft und an zweiter Stelle der Autoverkehr - ist im offiziellen Waldzustandsbericht der Landesregierung nur vom Stress-Faktor Klima die Rede. Die industrielle Tierhaltung ist für rund 80 Prozent der Ammoniak-Emissionen verantwortlich. Unbestreitbar ist auch die klimatische Veränderung menschengemacht. Doch in fast allen Berichten, in denen mehrfach vom "Klimawandel" die Rede ist, wird der Eindruck erweckt, dieser stehe mit dem elenden Zustand der Wälder in ursächlichem Zusammenhang. Fakt ist jedoch, daß für einen gesunden Wald extreme Wetterlagen wie der Dürre-Sommer 2003 oder auch Schädlinge wie der Borkenkäfer kein ernsthaftes Problem darstellen. Erst die anhaltende Immunschwäche der deutschen Wälder (AIDS = erworbenes Immunschwäche-Syndrom) läßt sie anfällig werden. Mit dem Verweis auf den "Klimawandel" wird von den Ursachen abgelenkt und damit zugleich jede Kritik an der Politik vermieden.

Wie die offizielle - stark geschönte - Statistik des baden-württembergischen Waldzustandsbericht 2014 bestätigt, hat sich der Zustand der Wälder im "Ländle" verschlechtert. Nur ein Viertel der Waldfläche konnte noch als gesund eingestuft werden. Im Vergleich zwischen 2013 und 2012 wurde lediglich eine leichte Verbesserung im Rahmen der langjährigen Schwankungsbreite verzeichnet. Rund 75 Prozent des Waldes in Baden-Württemberg ist krank - 42 Prozent müssen sogar als stark geschädigt gelten.

Besonders stark geschädigt sind die Buchen in Baden-Württemberg. Ein deutliches Indiz für die Immunschwäche der Buchen ist der Befall durch den Buchenspringrüssler. Rund 50 Prozent der Buchen im Land fallen dem Insekt zum Opfer. Doch statt endlich Konsequenzen zu ziehen und sich früherer längst vergilbter grüner Programme zu erinnern, die Biolandwirtschaft zu fördern und nicht länger zu behindern oder die Verkehrs-Wende gegen Daimler, Porsche und Co. durchzusetzen, steckt die Landesregierung Geld in Züchtungs-Forschung: An der Forstlichen Versuchsanstalt in Freiburg wird mit Buchen experimentiert, die mehr Hitze vertragen sollen.

Auch der Zustand der Fichten hat sich verschlechtert. Dennoch kam die Fichte im Vergleich zu den anderen Baumarten bislang noch glimpflich davon. Daß auch die Fichte - ähnlich wie die Buche - unter Stress steht, läßt sich an der ungewöhnlich starken Fruchtbildung erkennen. Die Fichten wollen so zum Zweck der Arterhaltung ihre Gene über eine lebensfeindliche Periode hinweg retten. Dieses Phänomen macht sich in lichten Kronen bemerkbar, weil die Nährstoffe in die Zapfen umgelenkt werden und beim Nadelwachstum fehlen.

ForstwissenschaftlerInnen beobachten schon seit dem Jahr 2000 die gehäuft auftretenden "Mastjahre" der Buche. In einer Art "letztem Aufbäumen" produzieren die Buchen eine extreme Masse an Bucheckern, um das Überleben der Art langfristig zu sichern. Die Substanz, die für die Produktion der Frucht aufgebracht wird, fehlt den Buchen dann allerdings für die Ausbildung der Blätter. Die Überlebenschance der so geschwächten Bäume sinkt dadurch dramatisch.

Die Eichen haben sich in Baden-Württemberg in den vergangenen zwölf Monaten leicht erholt. Sie konnten auch der Trockenheit besser widerstehen. Andere Laubbaumarten wie Esche und Bergahorn zeigen wiederum mehr Schäden. Das von einem Pilz ausgelöste Eschensterben weitet sich rasant aus. Auch in diesem Fall ist der Pilz nicht die Ursache, sondern nur der Auslöser. Gesunde Bäume mit einem intakten Immunsystem werden nicht befallen.

 

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

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      Unsinniger Sandabbau (21.07.14)

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      Wald-AIDS greift um sich
      Zustand der Buchen auf historischem Tiefpunkt (2.02.12)

      Merkel degradiert Wald zum Rohstofflieferanten
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      Sarkozy: "Industrielle Landwirtschaft unschuldig" (29.07.11)

      Keine Entwarnung bei Wald-AIDS
      Zustand kaum verändert (1.02.11)

      Wald-AIDS in Baden-Württemberg
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      Zustand der Eichen nach wie vor "alarmierend" (27.11.10)

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      und wenig Promille (18.08.10)

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      13 Millionen Hektar pro Jahr (26.03.10)

      Wald-AIDS weiter virulent
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      Oettinger legt desaströsen "Waldzustandsbericht" vor
      Haupt-Verursacher Massentierhaltung weiter verleugnet (1.12.09)

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      Wald-AIDS verschlimmert sich schleichend (21.02.09)

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      Wald-AIDS im Jahr 2006
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      Seehofer will die jährlichen
      "Waldschadensberichte" canceln (14.07.06)

      Wald-AIDS im Jahr 2005
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      Wald-AIDS so schlimm wie nie zuvor (8.12.04)

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