2.03.2009

Hunderte Wale
bei Australien gestrandet

Ist Militär-Sonar die Ursache?

Bei Australien sind innerhalb der vergangenen Wochen hunderte Wale gestrandet. Zuletzt waren es rund 140 Wale, die sich an den Strand der kleinen King-Insel verirrt hatten. Freiwilligen und WildschützerInnen gelang es lediglich, 48 Grindwale zurück ins Meer zu schieben, teilte die Umweltbehörde Tasmaniens mit. Die InselbewohnerInnen hatten gestern 194 Tiere am Naracoopa-Strand entdeckt und die Behörden alarmiert. Unter den Gestrandeten waren auch einige Delfine. Für die meisten Tiere kam die Hilfe am Montag aber zu spät.

Die EinwohnerInnen der King-Insel, die auf halbem Weg zwischen Tasmanien und Australien liegt, hatten Wasserketten mit Eimern organisiert und die Tiere immer wieder benetzt. Familien kamen mit bunten Bettlaken und Handtüchern, um die Wale zuzudecken und vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. Einige an den Rettungsaktionen beteiligte SchülerInnen schafften es, ein Walbaby immer wieder ins Wasser zu schieben. Doch es kam zweimal zurück an den Strand. Vielen stand die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben.

Die Wale und Delfine waren am späten Sonntag in das seichte Wasser geraten und hatten den Weg nicht mehr zurück ins Meer gefunden. Die EinwohnerInnen sind solche Vorkommnisse in dieser Jahreszeit - in Australien herrscht zur Zeit Sommer - mittlerweile gewohnt. Immer wieder ist zu beobachten, daß sich Wale auf dem Weg in die Antarktis oder zurück bei Tasmanien an die Strände verirren. "Dieser Sommer war besonders schlimm", sagte Wildhüter Chris Arthur. Ende November waren auf dem Sandy Cape Beach 187 Grindwale gestrandet, von denen nur 32 gerettet werden konnten. Eine Woche zuvor waren elf von 64 Tieren am Anthony's-Strand mit menschlicher Hilfe zurück ins Meer gelangt. Im Januar verendeten 48 Pottwale auf einer Sandbank vor der Perkins-Insel.

Oft folgen die Tiere gestrandeten Artgenossen und geraten so selbst in die Falle. Wale sind sehr soziale Tiere. Wenn einer an den Strand gerät, kommen alle anderen hinterher. Sie wollen einen gestrandeten Artgenossen einfach nicht alleinlassen - selbst, wenn das ihren eigenen Tod bedeutet. Warum Wale sich in die seichten Gewässer verirren, ist unter ExpertInnen umstritten. Die Tierschutzorganisation 'Sea Shepherd' macht den Lärm durch seismische Aktivitäten etwa bei Unterwasserbohrungen nach Öl oder Gas dafür verantwortlich, dass die Tiere die Orientierung verlieren.

Mehrfach fanden sich jedoch auch Indizien, daß solche Vorkommnisse mit Marine-Manövern in Zusammenhang stehen. Das hierbei verwendete Sonar steht in dringendem Verdacht, Wale und Delphine manövierunfähig zu machen. Diese Meeressäuger orientieren mit Hilfe sich vor allem mit Hilfe einer äußerst sensiblen Echoortung - ähnlich der der Fledermäuse. Militärisches Hochleistungs-Sonar kann den Tiere bei einem Abstand von wenigen hundert Metern auch innere Verletzungen zufügen.1

Bei den in Australien gestrandeten Walen und Delphinen kann nach Auffassung der Umwelt-Organisation WWF zum jetzigen Zeitpunkt zwar nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, was sie von ihren Wanderrouten abgebracht hat. Der WWF plädiert jedoch dafür, für Wale und Delphine wichtige Meeresregionen unter Schutz zu stellen und Schiffsrouten entsprechend auszurichten. "Es nicht sein, daß sensible Meeresgebiete zum Einsatzgebiet aggressiver und für die Meereswelt hoch riskanter Sonarsysteme des Militärs werden. Zu guter letzt muß weltweit viel mehr dafür getan werden, die Verschmutzung der Meere zu mindern", sagte WWF-Experte Frank Barsch.

Wie massiv die Belastungen von Walen und Delphinen sind, zeigt auch der heute in Rom veröffentlichte Weltfischereireport der UN-Welternährungsorganisation FAO. Demnach ist die Zahl der überfischten oder bis an die biologischen Grenzen ausgebeuteten Fischbestände zwischen 2004 und 2006 auf 80 Prozent gestiegen. Dadurch wird auch die Nahrung der Wale und Delphine stark dezimiert.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

1 Siehe auch unseren Artikel:

      US-Militär
      gefährdet Delphine und Wale (10.04.03)

Siehe auch unsere Artikel:

      Die Ostsee stirbt
      Immer weniger Schweinswale (28.01.09)

      Delphinsterben durch Quecksilbervergiftung
      Weltmeere werden vergiftet und geplündert (15.06.08)

      Westpazifischen Grauwale
      werden vor Sachalin ausgerottet (19.07.07)

      Mittelmeer-Delphin kurz vor der Ausrottung
      Auch das Mittelmeer wird leergefischt (2.07.07)

      Big Blue March
      Internationale Demonstrationen gegen die Walschlächterei (27.05.07)

      Delphine als Hai-Köder
      Vor Peru werden Delphine zerhackt ... (2.01.07)

      Fast alle Walfang-Nationen fälschen die Zahlen (24.05.05)

    Wale und Delphine sterben weiterhin an Lärm (23.09.04)

      Betrug mit "delphinsicher" gefangenem Thunfisch
      Gutachter auf Fangschiffen für Thunfisch häufig bestochen
      (11.05.04)

      'Keiko, der Orca aus dem Film "Free Willy", ist tot' (15.12.03)

      'Mittelmeer-Delphine rücken auf die Rote Liste' (27.08.03)

      'Delphin-Mafia schlägt wieder zu' (22.07.03)

    Legt den isländischen Walfängern das Handwerk! (20.08.03)

      US-Militär
      gefährdet Delphine und Wale (10.04.03)

 

neuronales Netzwerk