12.03.2010

Brand in Bayer-Chemiewerk
in Indien

Ein Toter und Freisetzung hochgiftiger Gase

Brand in indischem Chemiewerk des Bayer-Konzerns, 11. März 2010 In einer Fabrik von Bayer CropScience im indischen Ankleshwar kam es gestern früh (Donnerstag) zu einem schweren Unfall. Nach einem Feuer traten über einen Zeitraum von rund 90 Minuten die hochgiftigen Gase Mercaptan und Phosphortrichlorid aus. Der 27-jähriger Ingenieur Vaibhav Saxena kam ums Leben. Ankleshwar liegt im nordwestlich gelegenen indischen Bundesstaat Gujarat. In dem betroffenen Bayer-Chemiewerk wird das hochgiftige Pestizid Ethoprop produziert.

Auch außerhalb des Bayer-Chemiewerks wurden hohe Konzentrationen giftiger Stoffe gemessen. Ein Sprecher der Polizei berichtete gegenüber der Tageszeitung 'Times of India': "Nachdem wir mehrere Beschwerden wegen Übelkeit und Erbrechen erhalten hatten, begannen wir mit den Luftmessungen. Diese ergaben eine hohe Konzentration von Chemikalien in der Luft." Von Seiten des Konzerns war jedoch eine Stellungnahme verbreitet worden, laut der es nur "minimale Freisetzungen im übrigen Betriebsgelände und in der Nachbarschaft" gegeben habe.

Ethoprop gehört zur Substanzklasse der Organophosphate und ist chemisch mit E 605 verwandt. Das Pestizid wird gegen Würmer und Insekten eingesetzt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet den Wirkstoff , der der Gefahrenklasse eins zugeordnet wird als "extrem gefährlich" und krebserregend. Der Bayer-Konzern bietet das Pestizid seit den 1960er Jahren unter dem Handelsnamen Mocap an. Ethoprop wird in der Umwelt nur langsam abgebaut und wird häufig in Gewässern und im Grundwasser nachgewiesen.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) erklärt zu dem Unfall: "Erst vor wenigen Wochen haben wir gefordert, daß Bayer die Produktion aller Klasse-1-Pestizide, darunter auch Ethoprop, einstellt - leider vergeblich. Eine sichere Anwendung dieser hochgefährlichen Produkte ist schlicht unmöglich, ganz besonders in Ländern des Südens". Mimkes fordert eine unabhängige Untersuchung des Unfalls - so wie zuletzt in den USA nach einer Explosion in einer Pestizid-Fabrik von Bayer in West Virginia, bei der zwei Mitarbeiter starben. US-Aufsichtsbehörden hatten nach dem Unfall umfangreiche Ermittlungen angestrengt. Die US-Arbeitsschutzbehörde fand dabei "mangelhafte Sicherheits-Systeme, signifikante Mängel der Notfall-Abläufe und eine fehlerhafte Schulung der Mitarbeiter". Der US-Kongress kam zu dem Ergebnis, daß die Explosion das "Desaster von Bhopal in den Schatten hätte stellen können".

Bayer hatte bereits 1995 angekündigt, alle Klasse-1-Wirkstoffe vom Markt zu nehmen, das Versprechen jedoch bis heute nicht gehalten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der jährlichen Pestizidvergiftungen auf 3 bis 25 Millionen. Mindestens 40.000 Fälle pro Jahr verlaufen tödlich, bei einer hohen Dunkelziffer. Armut, Analphabetismus und das tropische Klima, das den Einsatz von Schutz-Anzügen verhindert, tragen dazu bei, daß rund 99 Prozent aller Pestizid-Vergiftungen in Ländern des Südens auftreten.

 

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