IKB erhöht auf 5 Milliarden Euro
Der staatlichen KfW - und damit letztlich für die SteuerzahlerInnen - kommt das Engagement (27.07., 1.08., 3.08.) bei der Düsseldorfer Mittelstadsbank IKB richtig teuer. Neue Milliardenverluste sind aufgetaucht. Heute mußte sie die "Risikovorsorge" für die Geschäfte des IKB-Investment-Verhikels 'Rhineland Funding' auf nahezu 5 Milliarden Euro verdoppeln.
Im Oktober war die KfW dem Vernehmen nach noch von einer Werthaltigkeit von 95 Prozent der Subprime-Anleihen bei der IKB ausgegangen. Jetzt erachten sie nur noch 70 Prozent als realistisch. Je näher es gegen Null geht, desto mehr verwandelt sich das gegenwärtige Beben in einen Erdrutsch.
Peinlich ist zudem, daß die KfW-Chefin und frühere SPD-Politikerin Ingrid Matthäus-Maier laut heutiger Pressemitteilung die Notwendigkeit für die erneute Aufstockung erst "kurzfristig" erkannt hat. Heute, Dienstag, seien "neue wesentliche bewertungsrelevante Informationen" aufgetaucht. Tatsächlich zerplatzt nach der Blase am US-amerikanischen Immobilienmarkt nun so nach und nach manche Illusions-Blase, daß hypothekenbesicherte Papiere nach einer gewissen Wartephase wieder verkäuflich werden könnten.
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, der im Verwaltungsrat der KfW sitzt, wurde allerdings bereits gestern in einer Telefonkonferenz vom KfW-Vorstand informiert. Das operative Bankgeschäft sei nicht betroffen, heißt es. Bereits am 1. August hatte die KfW eine Liquiditätsgarantie in Höhe von 8,1 Milliarden Euro für das Investment-Vehikel 'Rhineland Funding' gegeben und in einer konzertierten Rettungsaktion zusammen mit der gesamten Branche die Bank gegen Risiken in Höhe von 3,5 Milliarden Euro abgeschirmt. Die KfW erklärte sich seinerzeit bereit, für Verluste in der Größenordnung von 2,5 Milliarden aufzukommen, der Banken-Pool für rund eine Milliarde Euro. Der Banken-Pool hatte jedoch betont, mehr IKB-Risiken werde er nicht tragen. Das Engagement der KfW war nicht gedeckelt. Und jetzt stellt sich das Loch als deutlich größer heraus.
In den vergangenen Wochen hatten sich die Informationen (16.11.) verdichtet, die IKB benötige weitere Finanzspritzen für Geschäfte in ihrer eigenen Bilanz. Von 300 bis 400 Millionen Euro war die Rede. Die an der Rettungsaktion im August beteiligten Banken und Sparkassen verweigerten zunächst weiteres Geld, beraten jedoch heute über das weitere Vorgehen. Offenbar erkennen sie weitere schwere Folgen für die gesamte deutsche Bankenwelt.
Die KfW würde sich offenbar gerne von ihrer Beteiligung trennen. Die US-Investmentbank Merrill Lynch prüft jedoch bereits seit Wochen vergeblich. Als angebliche Interessenten sind die Commerzbank, die DZ Bank, die schwedische SEB und einige Landesbanken im Gespräch. Doch eine Übernahme ist wohl selbst gegen den symbolischen einen Euro nicht sonderlich verlockend.
Die Börse strafte die IKB rigoros ab. Die im MDax notierte IKB-Aktie stürzte auf einen absoluten Tiefstand. Gegenüber Juli büßte die IKB gemessen an der Marktkapitalisierung mehr als zwei Drittel seines Wertes ein. Interessant ist, daß bislang offenbar noch keine Regressansprüche gegen den früheren IKB-Vorstand erhoben worden sind. Daraus ist rückzuschließen, daß der Aufsichtsrat der IKB frühzeitig über das Engagement der Bank im amerikanischen Subprime-Immobilien-Geschäft informiert war. Diese Vermutung wurde von Peer Steinbrück bislang stets bestritten.
Steinbrück mußte heute einräumen, daß das Ausmaß der Krise immer noch nicht abschätzbar sei. Er sehe mit "Irritation, wie schwer es Bankvorständen fällt, auch nach mehreren Wochen zu ermitteln, welche faulen Forderungen sie in ihren Bilanzen haben", sagte er dem 'Handelsblatt'. Verwunderlich sei auch, daß die Banken bis Weihnachten noch damit beschäftigt seien, "all diese komischen Produkte auszupacken, die sie sich da ausgedacht hatten".
Inzwischen wird auch darüber spekuliert, daß Bundesfinanzminister Steinbrück einem Abstoßen der IKB bald nach dem Motto "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende" zu beliebigen Bedingungen zustimmen könnte. Daß er dies bisher nicht tat und seelenruhig dabei zuschaute, wie der Marktwertwert des Instituts stetig den Bach runter ging, deutet darauf hin, daß größere Interessen dahinter stehen: Ein Zusammenbruch der IKB könnte einen Domino-Effekt in der deutschen Bankenwelt auslösen. Dem Vernehmen nach finanzierte die KfW die 4,8 Milliarden Euro aus einer Haushaltsstelle mit der Bezeichnung "allgemeine Bankenrisiken". Diese hat jedoch ein Limit von 5,3 Milliarden Euro und Steinbrück somit lediglich einen restlichen Spielraum von einer halben Milliarde Euro.
Die Banken versprechen nunmehr unisono, reinen Tisch machen zu wollen. Der Bundesverband Öffentlicher Banken (VÖB) kündigte an, daß die Landesbanken sich auf strengere Maßstäbe bei der Bilanzierung geeinigt hätten. So sollen ominöse Zweckgesellschaften wie 'Rhineland Funding', in denen viele Banken bislang mit verbrieften Kreditrisiken unterlegte Anleihen gebündelt hatten, künftig wieder in den Bilanzen geführt werden.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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