Halbierung des Zuwachses gegenüber 2002
Während das Wachstum der Windenergie - gemessen am jährlichen Zuwachs der installierten Leistung in Megawatt (MW) in den Jahren bis 2002 in Deutschland annähernd exponentiell verlief, muß nach inzwischen vorliegenden Daten für die vergangenen fünf Jahre von einem linearen Wachstum ausgegangen werden.
Exponentielles Wachstum ist ein Kennzeichen einer aufblühenden Branche. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Boom der IT-Branche bis zum Ende des vergangenen Jahrtausends. Und bei der Windenergie-Branche kann niemand ernstlich behaupten, daß eine Sättigungsgrenze in den kommenden Jahren auch nur in Sichtweite käme.
In diesem Jahr wird das Wachstum laut Schätzungen mehrerer Windkraftanlagen-Firmen bei einer neu installierten Leistung von 1.600 bis 1.800 MW liegen. Dies entspricht dem Niveau der Vorjahre und ist nahezu eine Halbierung des Zuwachses des Jahres 2002. In diesem Jahr wurden in Deutschland noch 3.247 MW an Windkraftanlagen gebaut. Während die Windenergie global weiterhin boomt, zeigt das lineare Wachstum der vergangenen fünf Jahre in Deutschland, daß Windenergie hierzulande - entgegen den hehren Worten deutscher PolitikerInnen sämtlicher Couleur - real behindert wird.
Da der Bau von Windparks auf See (off shore) nur sehr zögerlich vorankommt, hofft die Windbranche auf eine Überwindung der Blockade insbesondere in Baden-Württemberg (siehe unseren Artikel vom 7.10.2007) und Bayern, den Schlußlichtern der deutschen Windenergienutzung. Diese Hoffnung ist jedoch mit Blick auf die in den Landtagen und im Bundestag vertretenen Parteien völlig blauäugig. Selbst das EEG, das die einseitige Subventionierung der Atom- und Kohlestrom-Konzerne ein klein wenig abmilderte - die reale Marktverzerrung blieb so vor der Öffentlichkeit für etliche Jahre verborgen - wird mittlerweile zurückgefahren. Und diese eingebaute Bremse beruht noch auf Entscheidungen der "rot-grünen" Bundesregierung (1998 - 2005).
Daß es auch anders geht, zeigt Sachsen-Anhalt: Das Bundesland - wie Baden-Württemberg ein Binnenland - produziert bereits 36 Prozent seines Stroms aus Windenergie. In Baden-Württemberg ist es bislang gerade eben ein halbes Prozent. Und dies liegt nicht etwa an einer klügeren Landesregierung, sondern daran, daß die Menschen vor Ort mehr Druck gemacht haben und mehr Initiative zeigten.
Die seit Jahrzehnten unverändert hohe Subventionierung allein der Atomenergie in Deutschland mit jährlich mehr als 17 Milliarden Euro ist im Resultat eine politisch gewollte Wettbewerbsverzerrung, die das Wachstum der erneuerbaren Energien im Interesse von RWE, E.on, Vattenfall und EnBW behindert. Dies ist damit vergleichbar, daß der Veranstalter eines Rennens den Favoriten mit einem Formel-1-Wagen ausstattet und dessen Konkurrenz mit großzügiger Geste vor der Öffentlichkeit mit einem Fahrrad zu beschenkt.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel zum Thema:
Die Subventionierung der Atomenergie
Folge 3 der Info-Serie Atomenergie
Globaler Energie-Vergleich:
13 mal soviel Zubau an Windenergie wie an Atomenergie (20.07.08)
EEG bremst erneuerbare Energien:
Wachstum der Photovoltaik stagnierte 2007 in Deutschland (6.05.08)
100 Prozent Ökostrom in 8 Jahren
Eine realistische Perspektive für die Energiewende? (15.03.08)
Erneuerbare Energien bei 14 Prozent
Schlechte Aussichten für weiteres Wachstum (9.01.08)
Solarer Wasserstoff
Seit über 20 Jahren eine praktikable Alternative (3.11.07)
Bundesregierung predigt Klimaschutz
und bremst Ökostrom
Zuwachs bei Blockheizkraftwerken wird weiter blockiert (24.10.07)
Kommt Baden-Württemberg endlich aus dem Windschatten?
14 neue Windräder bei Calw eingeweiht (7.10.07)
Kabinettsklausur in Schloß Meseberg
Ein Gipfel an Klima-Heuchelei (25.08.07)
Erneuerbare Energien
mit gebremstem Wachstum (8.07.07)
Ökosteuer wirkungslos
Heuchelei beeindruckend (16.04.07)
Anstieg beim Kohlendioxidausstoß
Seit Jahren nur leere Versprechen (2.04.07)
Europa und Euratom (25.03.07)
EU bremst Klimaschutzt
Die Ankündigung von Angela Merkel als EU-Ratspräsidentin
hat lediglich Propaganda-Charakter (9.03.07)
Wachstum von Solarstrom auf niedrigem Niveau (13.03.04)
EEG: Trittin fördert die Atom-Konzerne
(22.08.03)