Mit zwei neuen Windkraftanlagen produziert die Gemeinde St. Peter im Schwarzwald, die schon zuvor energieautark war, jetzt mehr als 300 Prozent des eigenen Strombedarfs. 226 BürgerInnen haben rund 9 Millionen Euro aufgebracht und in die Energie-Wende investiert. Sie geben damit ein Beispiel gegen die Blockaden und die Sabotage vonseiten der Parteien-Politik.
Der nur knapp 18 Kilometer von Freiburg, der ehemaligen "Umwelthauptstadt" Deutschlands, entfernte Schwarzwaldort St. Peter mit rund 2.500 EinwohnerInnen produziert bereits seit 2006 mehr Strom, als er selbst benötigt (Siehe auch unseren Artikel v. 10.09.07). Gestern wurden nun zwei weitere Windkraftanlagen eingeweiht mit denen jährlich rund 11 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden können. Die beiden Schwachwind-Turbinen der Firma Enercon vom Typ E101 bringen es auf je 3 Megawatt Nennleistung. Zusammen mit den vier bereits vorhandenen Windkraftanlagen, fünf Wasserkraftwerken und einem Blockheizkraftwerk auf der Grundlage von Holzschnitzeln aus dem umliegenden Wald produziert St. Peter nun mehr als 300 Prozent des eigenen Strombedarfs.
St. Peter und die 226 engagierten BürgerInnen weisen damit den Weg, wie trotz der Blockaden und der Sabotage vonseiten der Parteien-Politik die Energie-Wende vorangetrieben werden kann. Der in Sichtweite der Windkraftanlagen gelegene Gschwinghof wird von der Familie Weber seit Generationen betrieben. "Wir liefern hier bei uns tagtäglich den Beweis dafür, daß sich Tourismus und Windenergie hervorragend vertragen," sagt Matthäus Weber, der sich als Gründungsmitglied in der Gemeinde St. Peter beim Aufbau des Fernwärmenetzes engagierte. Bereits sein Großvater hatte ein kleines Wasserkraftwerk installiert, das den ersten Strom auf dem Hof erzeugte und die tägliche Arbeit etwas erleichterte.
Auf dem Gschwinghof wird seit zehn Jahren mehr Energie durch erneuerbare Energien erzeugt, als auf dem Hof benötigt wird. 2002 wurde die 600-kW-Windkraftanlage auf dem eigenen Grundstück fertiggestellt. Der Öko-Landwirt hatte beim Bau selbst mit Hand angelegt. Das Windrad produziert den Jahres-Strombedarf eines Durchschnittshaushalts an einem einzigen Tag. Die ohne Subventionen finanzierte und knapp 100 Meter hohe Anlage paßt nach Ansicht von Matthäus Weber "sehr gut in die Landschaft". St. Peter beweist seit langem, daß Windkraftanlagen dem Tourismus nicht abträglich sind. Und gerade der Gschwinghof zeigt, daß das Engagement der Familie Weber auch von Urlaubsgästen geschätzt wird: Er erhielt schon mehrfach die Auszeichnung zum beliebtesten Ferienhof Baden-Württembergs.
Wenig bekannt ist leider, daß die erneuerbaren Energien bereits heute kostengünstiger sind als die Energieerzeugung aus Atomenergie und Kohle. Bislang rechnete sich das Beharren auf ihren Großkraftwerken für die "Großen Vier" allein noch dadurch, daß Atomenergie in Deutschland auch in den vergangenen Jahren mit jährlich über 11 Milliarden Euro und die Stromerzeugung aus Steinkohle und Braunkohle jährlich mit über 13 Milliarden Euro subventioniert wird (Siehe auch unseren Artikel v. 14.10.13).
Nachdem die erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr die Marke von 25 Prozent an der Strom-Erzeugung überschritten, fürchten die "Großen Vier" um ihre Geschäftsgrundlage. Strom aus Windkraft-Anlagen, aber auch aus Solar-, Wasserkraft- und Biogas-Anlagen wird immer preiswerter und schmälert die Profite der Kohlekraftwerks- und AKW-Betreiber. Der Aktienkurs von RWE ist seit 2008 um über 70 Prozent gesunken, bei E.on waren es in diesen fünf Jahren sogar fast 75 Prozent. Die Energie-Wende in Deutschland durchzusetzen, bedeutet in der Konsequenz nichts anderes als die Zerschlagung der "Großen Vier". Und wenn dies in Deutschland jemand verstanden hat, dann die Führungsriege in den Vorstandsetagen von RWE, E.on, Vattenfall und EnBW. Sie bestimmen nach wie vor den energiepolitischen Kurs der Bundesregierung, aber auch den von "Grün-Rot" in Baden-Württemberg.
Baden-Württemberg ist immer noch das Schlußlicht bei einem Vergleich der deutschen Bundesländer im Hinblick auf den Ausbaustand der erneuerbaren Energien. Ende 2008 waren in Baden-Württemberg lediglich 344 Windkraftanlagen mit insgesamt 422 MW installiert; diese erzeugten rund 0,7 Prozent des Nettostromverbrauchs. Ende 2011 waren es dann 378 Windkraftanlagen mit 486 MW Gesamtleistung. In diesem Zeitraum wurden also in Schnitt 11 Anlagen pro Jahr errichtet. Doch seit dem Start der Landesregierung unter dem Pseudo-Grünen Winfried Kretschmann im März 2011 hat sich in Baden-Württemberg nichts verbessert: Im Jahr 2012 wurden gerade einmal neun Windkraftanlagen errichtet und im ersten Halbjahr 2013 kam keine einzige dazu.
Es steht daher in den Sternen, wie das Anfang 2011 von "Grün-Rot" versprochene - und nicht sonderlich ambitionierte - Ziel von 10 Prozent Erneuerbare am baden-württembergischen Strombedarf im Jahr 2020 erreicht werden soll. Der Ausbau von Kleinwasser-Kraftwerken, die gerade im Schwarzwald ein riesiges Potential darstellen, wird unter "Grün-Rot" fast noch extremer behindert als der Ausbau der Windenergie. Unabhängige Studien zeigen dagegen auf, daß allein auf 0,4 Prozent der Fläche Baden-Württembergs 20 Prozent des Strombedarfs sich mit Windenergie decken ließe.
Daß bei der Windenergie im "Ländle" kein Druck auf die Landesregierung ausgeübt wird und die Energie-Wende daher weiter wie in den Zeiten von Mappus, Oettinger und Teufel gebremst werden kann, ist auch damit zu erklären, daß - ähnlich wie bei Versorgungsposten auf EU-Ebene - ein ehemaliger Landtagsabgeordneter der Pseudo-Grünen namens Walter Witzel, der bis zu seinem Ausscheiden aus dem Landtag im Jahr 2006 nie als unbequem aufgefallen war, im Alter von 57 Jahren nahtlos auf den Posten des baden-württembergischen Landesvorsitzenden des Bundesverband Windenergie (BWE) wechseln durfte. Vom BWE sind daher in Baden-Württemberg keine Impulse zu erwarten. Der Verband wird die ihm zugewiesene Rolle als Vorfeld-Organisation und kostenlose PR-Abteilung der "grün-roten" Landesregierung spielen - selbst wenn das "Ländle" auch zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2016 immer noch im Vergleich der Bundesländer bei Ausbau der erneuerbaren Energien das Schlußlicht bilden wird.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Rauchzeichen von "Rot-Grün"
NRW bleibt schwarz (13.12.13)
16.000 demonstrieren in Berlin:
"Energie-Wende retten!" (30.11.13)
Große Mehrheit in Polen für Energie-Wende
Regierung für Atomenergie und Kohle (12.11.13)
Volksentscheid Energie-Netze Berlin
knapp gescheitert (3.11.13)
Neuer Weg zu solarem Wasserstoff
Halbsynthetisches Enzym hergestellt (29.10.13)
Schwarze Kassen bei der "grünen" EnBW?
Baden-württembergische Staatsanwaltschaft ermittelt (28.10.13)
Volksentscheid Energie-Netze Berlin
Berliner Senat betreibt Obstruktion (25.10.13)
Volksentscheid Energie-Netze Berlin
Vattenfall will Netzrückkauf stoppen (15.10.13)
EU-Kommissar Oettinger manipuliert
Subventionsbericht zu erneuerbaren Energien (14.10.13)
IKEA in Konkurrenz zu Strom-Konzernen
Solar-Anlagen aus dem Möbelhaus (30.09.13)
Solarpark Gengenbach: Positives Beispiel
für Energie-Wende von unten (28.09.13)
HamburgerInnen gewinnen Volksentscheid
und damit ihre Energie-Netze zurück (23.09.13)
Tschechien: Stop der Förderung
der erneuerbaren Energien -
Subventionierung der Atomenergie? (15.09.13)
Überlebenskampf der Solar-Industrie
Verband klagt gegen EU-Regelung (28.07.13)
Erster Windpark seit acht Jahren
in Oberösterreich (16.07.13)
Erneuerbare Energien - In einer realen Marktwirtschaft
müßten die Strompreise sinken (12.07.13)
Solar Impulse
Photovoltaik-Flugzeug überquert USA (8.07.13)
Pleitewelle rollt weiter
Solarfirma Conergy insolvent (5.07.13)
Parteien-Politik sabotiert Solarwärme
Deutschland im EU-Vergleich auf Platz 6 (27.06.13)
Größte Schweizer Solaranlage
auf Kirchendach eingeweiht (23.06.13)
Sozial ist, Arbeitsplätze
zu vernichten? (28.03.13)
OLG Düsseldorf kippt Netzkosten-Befreiung
Auswirkungen auf den Strompreis? (7.03.13)
Steinbrück für höhere Strompreise
Der "rote" Lobbyist für ThyssenKrupp (8.01.13)
Rekord beim Stromexport
Eine Folge der Energie-Wende (8.01.13)
Rekord für Solarstrom
Acht Millionen Haushalte versorgt (1.01.13)
Kehl bei Solarenergie vorbildlich
Badische Stadt bundesweit in der Top-20 (26.12.12)
Strompreiserhöhungen wegen Energie-Wende?
Zur Zeit werden Lügen verbreitet (9.11.12)
Elektro-Flugzeug der Zukunft
ohne Emissionen? (23.10.12)
Ist die Energie-Wende zu teuer?
Im Gegenteil: jährlich könnte
über drei Milliarden Euro eingespart werden (19.10.12)
Pläne für Solarkraftwerk im südbadischen Hohberg
kommen voran (18.10.12)
Bundesregierung bremst
Energie-Effizienz bei Neubauten (14.09.12)
Erneuerbare Energien über 25 Prozent
Energie-Wende immer rigider gebremst (26.07.12)
Solar Impulse
Das Photovoltaik-Flugzeug fliegt 6000 Kilometer (24.07.12)
Energie-Wende? Centrotherm insolvent
"Schwarz-Gelb" zerschlägt deutsche Solar-Branche
(12.07.12)
Photovoltaik liefert Rekordmenge
von über 4 Milliarden Kilowattstunden (8.06.12)
War Röttgen ein deutscher Umweltminister?
Die Rolle politischer Illusionisten (16.05.12)
Bundesrat stoppt vorerst Solar-Kahlschlag
(11.05.12)
Weltumrundung mit Solar-Katamaran
in 585 Tagen (5.05.12)
Röttgen und Rösler erfolgreich:
Solarfirma Q-Cells ist pleite (3.04.12)
BUND: "Energie-Wende erfordert
Effizienz-Verbesserung" (15.03.12)
Rösler und Röttgen blockieren Energie-Wende
Solar-Ausstieg statt Atom-Ausstieg (23.02.12)
Massive Kürzung bei Photovoltaik
Energie-Wende erfordet realen Atom-Ausstieg (22.02.12)
Stuttgart ergrünt
EWS steigt bei Stuttgarter Stadtwerken ein (19.02.12)
Erneuerbare Energien
haben auch in Frankreich eine Chance (16.02.12)
Trotz Kälte
kein Strommangel in Deutschland (3.02.12)
Energie-Wende in den USA?
90 Prozent für erneuerbare Energie (15.01.12)
Baden-Württemberg bleibt schwarz
Atomenergie unangefochten, Erneuerbare gebremst
(14.01.12)
Stimmungsmache gegen Erneuerbare
im Dienste der "Großen Vier" (13.01.12)
Solon insolvent
Rückschlag für erneuerbare Energien (15.12.11)
Südwest Presse
hängt sich an Stromimport-Lüge an (8.10.11)
Strom-Importe wegen Merkels "Atom-Ausstieg"?
Lügen! Lügen! Lügen! (12.09.11)
Erneuerbare bei über 20 Prozent
Energiewende dennoch gebremst (29.08.11)
Merkels "Atom-Ausstieg"
Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren
Wie Kretschmann 2002 einen
"politischen Selbstmord" überlebte (30.05.11)
86 Prozent der Deutschen:
Erneuerbare Energien sind wichtig
Wieviel kostet Öko-Strom wirklich? (16.10.10)
Greenpeace deckt auf: Deutsche Kohle-Subvention
mit jährlich 13 Milliarden Euro (4.06.10)
Umweltverbände warnen
vor Hype um Elektro-Auto (29.04.10)
Solarer Wasserstoff
Seit über 20 Jahren eine praktikable Alternative (3.11.07)
Verwelkter Lorbeer
Freiburg war einmal Ökohauptstadt (10.09.07)