MigrantInnen auf Lampedusa demonstrieren gegen Lager-Bedingungen
Mehrere hundert Insassen des Flüchtlingslagers auf der italienischen Insel Lampedusa haben am Samstag gegen ihre Lebensbedingungen demonstriert. Nach Angaben der Polizei erzwangen sie die Öffnung der Tore des umzäunten und heillos überfüllten Lagers. Sie zogen protestierend zum Stadtzentrum und forderten unter dem Beifall von InselbewohnerInnen, in Lager in Apulien auf dem Festland gebracht zu werden. Sie befürchten, von Lampedusa aus direkt abgeschoben zu werden. Laut Polizei hatten sich dem Protestmarsch bereits Hunderte Einheimische angeschlossen, die ebenfalls die Verlegung der Flüchtlinge in größere Lager in anderen Teilen Italiens verlangten. Die Demonstration sei friedlich verlaufen.
Das italienische Innenministerium widersprach der Darstellung eines Ausbruchs. Die Insassen seien nicht verpflichtet, im Lager zu bleiben. Das Camp diene zudem nicht ihrer Ausweisung, sondern ihrer Hilfe. Außerdem seien viele Flüchtlinge bereits in das Lager zurückgekehrt. Lampedusa liegt südlich von Sizilien und ist - ebenso wie die canarischen Inseln - für viele illegalisierte ZuwanderInnen wegen seiner Nähe zu Afrika erste Anlaufstation in Europa.
Am Freitag hatten die UN die Zustände in dem Lager kritisiert. Nach ihrer Darstellung sind dort bis zu 2000 Menschen untergebracht, obwohl es nur 850 Plätze gibt. Der italienischen Regierung zufolge leben derzeit 1300 Menschen in der Einrichtung.
Viele EinwohnerInnen von Lampedusa lehnen Pläne für den Bau eines zweiten Lagers ab. Sie befürchten, daß die Insel zu einem Gefängnis für MigrantInnen wird, die auf dem Seeweg von Afrika nach Europa kommen wollen und oft aus Seenot gerettet werden müssen. Die Regierung des neoliberalen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hat die Zuwanderungsbestimmung mit dem Ziel verschärft, Flüchtlinge schneller abschieben zu können. Ebenso werden alle anderen Außengrenzen Europas gegen MigratInnen hermetisch abgeriegelt und die Despoten der nordafrikanischen Mittelmeer-Anliegerstaaten dafür bezahlt, MigrantInnen bereits im Vorfeld aufzuhalten und abzuschieben.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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