Die Schuh-Produzenten Adidas, Reebok, Nike, Clarks, Geox und Timberland profitieren von günstigem Leder aus brasilianischen Regionen, in denen für die Rinderzucht der Urwald zerstört wird. Das ist das Ergebnis eines Reports, den Greenpeace zum heutigen Beginn der Bonner UN-Klimaverhandlungen veröffentlicht. Rund 80 Prozent der abgeholzten Urwaldfläche wird im Amazonasgebiet als Weideland für die Rinderzucht verwendet. Das Leder nach China, Italien und Vietnam exportiert, wo nicht zuletzt Schuhe für den europäischen Markt produzieren werden.
"Wer den Urwald in Brasilien zerstört, schädigt weltweit das Klima. Wir Europäer müssen uns die globalen Auswirkungen unseres Konsums bewußt machen", sagt Tobias Riedl, Urwaldexperte von Greenpeace. Nach Schätzungen von WissenschaftlerInnen sind in den Wäldern des Amazonasgebietes 80 bis 120 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gespeichert. Die Zerstörung des Waldes würde dem rund 400-fachen CO2-Jahresausstoß von Deutschland entsprechen. "Die Schuh-Firmen nehmen billigend in Kauf, daß ihre Produkte aus Urwaldzerstörung stammen. Wer so handelt, gefährdet das Klima und seinen Ruf."
Die Rinderzucht in Brasilien wächst rasant. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der brasilianische Rindfleisch-Export versechsfacht. Ermöglicht wird dieses Wachstum durch die geringen Kosten für Weideland, das durch das Abholzen des klimaschützenden Urwaldes gewonnen wird. Schon jetzt ist Brasilien der viertgrößte Emittent von Klima-Gasen in der Welt. Rund 75 Prozent der brasilianischen Treibhausgas-Emissionen stammen aus der Zerstörung der Wälder. Seit 1970 wurden bereits mehr als 740.000 Quadratkilometer des Regenwaldes komplett vernichtet - ungefähr die doppelte Fläche Deutschlands. Jahr für Jahr gehen weiterhin rund 65.000 Quadratkilometer verloren.
Appelle an Politik oder Wirtschaft haben sich seit Jahrzehnten als unwirksam erwiesen. Die Aufgabe von PolitikerInnen der "schwarz-rot-gelb-grünen" Blockflöten-Parteien besteht allein darin, diese globalen Verbrechen hinter einem Vorhang von Umwelt-Rhetorik verschwinden zu lassen. Als wirksame Sofortmaßnahmen kann verantwortungsbewußten Menschen in Europa nur empfohlen werden, auf die Verwendung von Tropenhölzern ungeachtet irgendwelcher "Zertifikate" ausnahmslos zu verzichten, sich weitgehend vegetarisch zu ernähren und auch die Verwendung von Leder und anderen Tierprodukten mit zum Teil unbekannter, zum Teil auch bekannt grauenhafter Herkunft zu minimieren.
Letztlich wird die vom kapitalistischen Profitprinzip angetriebene Zerstörung der Lebensgrundlagen auf unserem Planeten aber nur zu stoppen sein, wenn weltweit eine demokratisch und dezentral gesteuerte Wirtschaft durchgesetzt werden kann.
In Bonn beginnt heute die zweite Runde der UN-Vorverhandungen für die Weltklimakonferenz, auf der im Dezember in Kopenhagen Lösungen gegen den Klimawandel beschlossen werden sollen. Es wäre illusionär zu erwarten, daß dieses Treffen - anders als Dutzende zuvor in den vergangenen Jahrzehnten - zu konkreten Ergebnissen führt.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel zum Thema:
Palmöl
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