Kritik an zertifizierter Tropenwald-Bewirtschaftung
Schon seit mehr als fünf Jahren gibt es fachlich fundierte Kritik an der angeblich nachhaltigen Tropenwald-Bewirtschaftung, die durch Siegel wie das des Forest Stewardship Council (FSC) garantiert werden soll.1 Nun beendete die Umwelt-Organisation 'Robin Wood' ihre Mitgliedschaft am FSC-International und äußerte Kritik an Teilaspekten: So habe das FSC mittlerweile auch industrielle Monokulturen wie Eukalyptus-Plantagen zertifiziert. Zugleich lobt 'Robin Wood' daß der FSC dazu beigtragen habe, "die Waldbewirtschaftung zu verbessern".
Tatsächlich sind in Laufe der vergangenen Jahre immer mehr Beweise aufgetaucht, wonach jegliche kommerzielle Nutzung tropischer Regenwälder durch Holzeinschlag in erheblichem Maße zu deren Vernichtung beiträgt. Allein der dabei unvermeidliche Bau von Zufahrtsstraßen hat einen verbesserten Zugang für skrupellose Holzfäller und zudem für die Wilderei zur Folge. Selbst wenn nur 5 Prozent der Bäume in einem Primärwald gefällt wurden, verursachte dies laut kritischen Untersuchungenen eine Öffnung des Kronendachs um rund 20 Prozent. Es stellte sich also heraus, daß es sich bei der lange Zeit auch in Kreisen von ÖkologInnen vertretenen These, eine "nachhaltige Nutzung" gebe den tropischen Regenwäldern einen ökonomischen Wert und gewährleiste so deren Erhalt, um eine Illusion handelte.
'Robin Wood' kritisiert in einer aktuellen Stellungnahme lediglich, daß auch riesige Eukalyptus- und Kiefern-Kulturen in Ländern des globalen Südens wie Brasilien, Südafrika oder Uruguay mittlerweile das FSC-Siegel tragen. Dabei handelt es sich besonders schädliche Auswüchse dieses - angeblich Nachhaltigkeit garantierenden - Zertifizierungs-Systems. Die Expansion solcher Plantagen verdrängt die Landbevölkerung oftmals aus Ihren traditionellen Lebensräumen, was zu erheblichen sozialen Konflikten führt. Darüber hinaus werden diese Monokulturen mit Agro-Chemikalien und Kunstdünger bewirtschaftet. Von Nachhaltigkeit kann also keine Rede sein. Auch aus der Sicht von 'Robin Wood' sind sie weder ökologisch- noch sozial-verträglich.
"Wir wollen nicht länger eine Mitverantwortung dafür tragen, daß industrielle Monokulturen durch den FSC ein grünes Feigenblatt bekommen", erläutert 'Robin-Wood'-Tropenwaldreferent Peter Gerhardt. "Der derzeit innerhalb des FSC laufende Revisionsprozeß der Plantagenstandards läßt leider nicht erkennen, daß in Zukunft FSC-zertifizierte Baumplantagen zu fair bewirtschafteten Forstflächen mit einer hohen natürlichen Vielfalt entwickelt werden."
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe hierzu auch:
Zertifizierte Tropenhölzer
- ein gefährlicher Irrweg (14.04.03)
Siehe auch unsere Artikel zum Thema Wald:
"Waldzustandsbericht" 2008
veröffentlicht
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Wald-AIDS:
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Alte Wälder schlucken mehr Kohlendioxid
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