20.01.2020

Unbezahlte Frauenarbeit und
Wachstum der Milliardenvermögen

Arme Frau - Foto: Mleveill - Creative-Commons-Lizenz C0
Berlin (LiZ). Anläßlich des diesjährigen Weltwirtschaftsforums veröffentlicht die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam aktuelle Zahlen über Armut und Reichtum auf diesem Planeten. Demnach leisten Frauen und Mädchen unbezahlte Pflege- und Fürsorgearbeit im Wert von mindestens 11 Billionen US-Dollar. Zugleich wuchs das Vermögen der 500 reichsten Menschen im Jahr 2019 um 25 Prozent.

Frauen und Mädchen leisten den Löwenanteil unbezahlter Haus-, Pflege- und Fürsorgearbeit – weltweit pro Tag weit über 12 Milliarden Stunden. Diese unbezahlte Arbeit entspricht einem Gegenwert von über 11 Billionen US-Dollar pro Jahr, würden diese auch nur zum Mindestlohn bezahlt. Zum Vergleich: 11 Billionen US-Dollar sind 24 mal mehr als der Umsatz der drei großen IT-Konzerne Apple, Google und Facebook zusammen.

Die ungleiche Rollenverteilung greift in den "westlichen" Industriestaaten laut aktuellen Umfrage-Ergebnissen sogar wieder vermehrt um sich. So ergab die insgesamt eher als kritisch-fortschrittlich einzuschätzende Shell-Studie 2019, für die über 2.500 Zwölf- bis 25-Jährige befragt wurden, daß eine große Mehrheit dem tradierten Rollenschema zuneigt: In einer Partnerschaft mit einem kleinen Kind wollen 65 Prozent der weiblichen Befragten gerne maximal halbtags arbeiten – 68 Prozent der männlichen Befragten wünschen sich das von ihrer Partnerin.

Dieses antiquierte Rollenbild trägt dazu bei, daß Frauen im Durchschnitt schlechter ausgebildet sind als Männer, weniger verdienen, bei der Rente benachteiligt sind und weniger Vermögen besitzen (Siehe hierzu auch unseren Artikel v. 8.03.15). Nach Angaben des Finanzdienstleisters Bloomberg wuchs das Vermögen der 500 reichsten Menschen auf diesem Planeten im Jahr 2019 um 25 Prozent. Und unter den zehn reichten Menschen findet sich lediglich eine Frau. Im Mittel wuchsen die Vermögen der MilliardärInnen in den vergangenen zehn Jahren um über 7 Prozent pro Jahr.

Oxfam fordert mehr staatliche Investitionen in Kinderbetreuung, Pflegeeinrichtungen und andere öffentliche Infrastruktur sowie ein gerechtes Steuersystem, um dies zu finanzieren. Massive Investitionen in die öffentliche Infrastruktur seien dringend nötig, um Frauen und Mädchen von unbezahlter Pflege- und Fürsorgearbeit zu entlasten. In armen Ländern etwa könnten Wasserleitungen und regenerative Energien den Zeitaufwand für die Versorgung mit Wasser und Brennstoff verringern. Wenn sich das politische Spektrum allerdings weiter nach rechts verschiebt, wird der Staat in Zukunft eher weniger als mehr für eine Verbesserung der Lage der Frauen tun.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Feminismus als Vorwand
      Ausländerfeindliche Hetze im 'spiegel' (12.03.19)

      Woher kommt der Begriff "Gleich-Berechtigung"?
      Satire von Martin Buchholz (8.03.19)

      147 tote Frauen im Jahr 2017
      Opfer häuslicher Gewalt (20.11.18)

      Sexistisches Urteil in Cork
      löst weltweite Proteste aus (15.11.18)

      Frauen-Streik in Glasgow
      Jahrzehntealte Rechnung offen (1.11.18)

      Irland: Große Mehrheit bei Referendum
      für Liberalisierung des Abtreibungsverbots (26.05.18)

      Frieda Kahlo als Barbie-Puppe
      Reaktionär oder emanzipativ? (8.03.18)

      Silvesternacht 2015/2016 - Köln - Domplatz
      Versuch einer Bilanz (2.01.18)

      Zwang zu Job in Sex-Shop?
      Jobcenter macht Druck (3.06.17)

      Witz zum Internationalen Frauentag / Realsatire
      Janusz Korwin-Mikke und die Dummheit (8.03.17)

      Emanzipation verlangsamt
      Deutschland fällt zurück (26.10.16)

      Tausende Polinnen
      gegen Verschärfung des Abtreibungs-Verbots (2.10.16)

      Frauen auch im Kulturbereich benachteiligt
      24 Prozent Manko bei Gehältern (30.06.16)

      Feminismus und Agrar-Wende
      passen gut zusammen (8.03.16)

      Kampf gegen Hot Pants
      Rektorin aus Horb für Rettung des Abendlandes (7.07.15)

      Eltern tradieren Unterdrückung
      Mädchen werden entmutigt (8.03.15)

      Deutliche Benachteiligung der Frauen
      bei der Rente (5.03.15)

      Unerklärliche 7 Prozent
      Witz der Woche (26.03.14)

      Weiblich: die Arbeitslosigkeit,
      die Teilzeitarbeit, die Leiharbeit... (8.03.14)

      Emanzipation? Rollback
      in Deutschland (25.11.13)

      Geht es um den Boden unter den Füßen
      oder um eine "gläserne Decke"? (8.03.13)

      Mein Wort zum Frauentag: Sex is Muß!
      Gastbeitrag von Martin Buchholz (8.03.13)

      Skandal in Köln
      Katholische Kliniken weisen Vergewaltigungsopfer ab (17.01.13)

      Sozialabbau trifft Frauen härter
      (8.03.12)

      Studie zu "Babyboom"-Jahrgängen
      Besonders Frauen erwartet Altersarmut (15.02.12)

      Frauen in Konzern-Vorstände?
      Die realen Probleme bleiben ausgeblendet (8.03.11)

      Bundesverfassungsgericht stärkt Position
      lediger Väter
      Traditionelles Mutterbild im Kern unangetastet (3.08.10)

      Nachwuchs ohne Zukunfts-Chance
      Immer mehr Kinder kommen unter die Räder (1.06.10)

      Witz der Woche
      Warum ist der Kapitalismus
      für Frauen besser als der Islam? (30.12.09)

      90 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland
      Errungenschaft oder Sackgasse? (8.03.09)

      Papst gegen Trennung von Kirche und Staat
      Subvention in Deutschland jährlich... (13.09.08)

      Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern
      unverändert bei 30 Prozent (12.08.08)

      Vorname: Brigitte / Name: Bertelsmann
      Tatbestand: Versuchte Frauenverdummung (26.03.08)

      Sozialabbau trifft Frauen härter
      Erklärung von NETZWERK REGENBOGEN zum Frauentag (8.03.08)

      Alpha-Mädchen statt Alpha-Männchen?
      Feministische Überlegungen zu einer 'spiegel'-Titelstory (31.05.07)

      Mit Merkel für feministische Umweltzerstörung
      und feministischen Sozialabbau? (8.03.07)

      Gender Mainstreaming
      - Schlaftablette für die Frauenbewegung? (8.03.06)

      Emanzipation als Einbildung (8.03.05)

      Frauen unverändert bei 70 Prozent
      "It's the ecomomy, stupid" (30.10.04)

      Auch nach fünf Jahren "Rot-Grün":
      Frauen bei 70 Prozent (3.03.04)

      Internationaler Frauentag
      und Afghanistan (24.02.03)

      Oben buckeln, unten treten - Hartz und die Frauen
      oder: Auf dem Weg in die autoritäre Gesellschaft (18.10.02)

      70 Prozent (4.08.99)

 

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