Berlin (LiZ). Anläßlich des diesjährigen Weltwirtschaftsforums veröffentlicht die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam aktuelle Zahlen über Armut und Reichtum auf diesem Planeten. Demnach leisten Frauen und Mädchen unbezahlte Pflege- und Fürsorgearbeit im Wert von mindestens 11 Billionen US-Dollar. Zugleich wuchs das Vermögen der 500 reichsten Menschen im Jahr 2019 um 25 Prozent.
Frauen und Mädchen leisten den Löwenanteil unbezahlter Haus-, Pflege- und Fürsorgearbeit – weltweit pro Tag weit über 12 Milliarden Stunden. Diese unbezahlte Arbeit entspricht einem Gegenwert von über 11 Billionen US-Dollar pro Jahr, würden diese auch nur zum Mindestlohn bezahlt. Zum Vergleich: 11 Billionen US-Dollar sind 24 mal mehr als der Umsatz der drei großen IT-Konzerne Apple, Google und Facebook zusammen.
Die ungleiche Rollenverteilung greift in den "westlichen" Industriestaaten laut aktuellen Umfrage-Ergebnissen sogar wieder vermehrt um sich. So ergab die insgesamt eher als kritisch-fortschrittlich einzuschätzende Shell-Studie 2019, für die über 2.500 Zwölf- bis 25-Jährige befragt wurden, daß eine große Mehrheit dem tradierten Rollenschema zuneigt: In einer Partnerschaft mit einem kleinen Kind wollen 65 Prozent der weiblichen Befragten gerne maximal halbtags arbeiten – 68 Prozent der männlichen Befragten wünschen sich das von ihrer Partnerin.
Dieses antiquierte Rollenbild trägt dazu bei, daß Frauen im Durchschnitt schlechter ausgebildet sind als Männer, weniger verdienen, bei der Rente benachteiligt sind und weniger Vermögen besitzen (Siehe hierzu auch unseren Artikel v. 8.03.15). Nach Angaben des Finanzdienstleisters Bloomberg wuchs das Vermögen der 500 reichsten Menschen auf diesem Planeten im Jahr 2019 um 25 Prozent. Und unter den zehn reichten Menschen findet sich lediglich eine Frau. Im Mittel wuchsen die Vermögen der MilliardärInnen in den vergangenen zehn Jahren um über 7 Prozent pro Jahr.
Oxfam fordert mehr staatliche Investitionen in Kinderbetreuung, Pflegeeinrichtungen und andere öffentliche Infrastruktur sowie ein gerechtes Steuersystem, um dies zu finanzieren. Massive Investitionen in die öffentliche Infrastruktur seien dringend nötig, um Frauen und Mädchen von unbezahlter Pflege- und Fürsorgearbeit zu entlasten. In armen Ländern etwa könnten Wasserleitungen und regenerative Energien den Zeitaufwand für die Versorgung mit Wasser und Brennstoff verringern. Wenn sich das politische Spektrum allerdings weiter nach rechts verschiebt, wird der Staat in Zukunft eher weniger als mehr für eine Verbesserung der Lage der Frauen tun.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Feminismus als Vorwand
Ausländerfeindliche Hetze im 'spiegel' (12.03.19)
Woher kommt der Begriff "Gleich-Berechtigung"?
Satire von Martin Buchholz (8.03.19)
147 tote Frauen im Jahr 2017
Opfer häuslicher Gewalt (20.11.18)
Sexistisches Urteil in Cork
löst weltweite Proteste aus (15.11.18)
Frauen-Streik in Glasgow
Jahrzehntealte Rechnung offen (1.11.18)
Irland: Große Mehrheit bei Referendum
für Liberalisierung des Abtreibungsverbots (26.05.18)
Frieda Kahlo als Barbie-Puppe
Reaktionär oder emanzipativ? (8.03.18)
Silvesternacht 2015/2016 - Köln - Domplatz
Versuch einer Bilanz (2.01.18)
Zwang zu Job in Sex-Shop?
Jobcenter macht Druck (3.06.17)
Witz zum Internationalen Frauentag / Realsatire
Janusz Korwin-Mikke und die Dummheit (8.03.17)
Emanzipation verlangsamt
Deutschland fällt zurück (26.10.16)
Tausende Polinnen
gegen Verschärfung des Abtreibungs-Verbots (2.10.16)
Frauen auch im Kulturbereich benachteiligt
24 Prozent Manko bei Gehältern (30.06.16)
Feminismus und Agrar-Wende
passen gut zusammen (8.03.16)
Kampf gegen Hot Pants
Rektorin aus Horb für Rettung des Abendlandes (7.07.15)
Eltern tradieren Unterdrückung
Mädchen werden entmutigt (8.03.15)
Deutliche Benachteiligung der Frauen
bei der Rente (5.03.15)
Unerklärliche 7 Prozent
Witz der Woche (26.03.14)
Weiblich: die Arbeitslosigkeit,
die Teilzeitarbeit, die Leiharbeit... (8.03.14)
Emanzipation? Rollback
in Deutschland (25.11.13)
Geht es um den Boden unter den Füßen
oder um eine "gläserne Decke"? (8.03.13)
Mein Wort zum Frauentag: Sex is Muß!
Gastbeitrag von Martin Buchholz (8.03.13)
Skandal in Köln
Katholische Kliniken weisen Vergewaltigungsopfer ab (17.01.13)
Sozialabbau trifft Frauen härter
(8.03.12)
Studie zu "Babyboom"-Jahrgängen
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Frauen in Konzern-Vorstände?
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