23.11.2011

CASTOR in Frankreich gestartet
Abfahrt durch Blockaden erheblich verzögert

CASTOR-Transport Atomkraft-GegnerInnen konnten mit mehreren Blockade-Aktionen trotz gigantischen Polizei-Einsatzes die für 13 Uhr geplante Abfahrt des CASTOR-Transports erheblich verzögern. Der hochradioaktive Atommüll aus der Plutonium-Fabrik LaHague soll in einem oberirdischen Zwischenlager bei Gorleben deponiert werden, bis der Salzstock Gorleben als "Endlager" ausgebaut ist.

Bereits am Vormittag war es infolge von behördlichen weiträumigen Straßen-Sperrungen und der Stillegung des Zugverkehrs sehr schwierig, überhaupt Valognes zu erreichen, wo eine nicht verbotene Kundgebung angekündigt war. Trotz dieser gegen die Versammlungsfreiheit gerichteten Maßnahmen der Behörden und der SNSF, gelang es vielen Menschen Valognes zu erreichen. In der Nähe der Schienen kam es nach Augenzeugenberichten zu einem Katz-und Maus-Spiel, bei dem die Atomkraft-GegnerInnen Lücken in den Reihen der zahlreich aufmarschierten Sicherheitskräfte suchten. "Wir machen weiter, wir suchen die Lücken," äußerte sich die junge Französin Anna Laurent im französischen TV.

Gegen 11 Uhr können rund 600 Atomkraft-GegnerInnen die Schienen trotz der breiten Sperrzonen entlang beider Seiten des Gleises und zwei Meter hoher Sperrgitter besetzen. Es wird offenbar geschottert. An einigen Schienenabschnitten warten noch hunderte von Atomkraft-GegnerInnen in den angrenzenden Feldern versteckt auf eine Gelegenheit, die Schienen zu erreichen. Kurz vor 12 Uhr erreicht eine weitere Hundertschaft der Polizei den besetzten Schienenabschnitt.

Gegen 13 Uhr zeichnet sich ab, daß der Start des CASTOR-Transport wegen Unterhöhlung der Schienen verzögert wird. Die französische Polizei setzt Schlagstöcke und massiv Tränengas ein, um die Gleise zu räumen. Danach wird unter Polizeischutz das Gleisbett instandgesetzt. Zwischenzeitlich trifft die Nachricht ein, daß es an einem Streckenabschnitt bei Valognes zu einem Stromausfall kam, der die Fahrt des CASTOR-Zuges ebenfalls verzögern dürfte. Über die Ursache des Stromausfalls gibt es keine gesicherten Informationen.

Die Polizei verfolgt auch Atomkraft-GegnerInnen, die ins Camp zurückkehren wollen. Es ist die Rede von rund einem Dutzend Verletzten. Gegen 15:30 Uhr verbreitet sich das Gerücht, der CASTOR-Transport rolle wieder, doch dies stellt sich als Fehlinformation heraus. Erst um 16:01 Uhr setzt sich der CASTOR-Zug in Bewegung. Laut dem Dachverband der französischen Anti-AKW-Initiativen 'Réseau Sortir du Nucléaire' gab es zwölf Festnahmen und zwei Verletzte.

16:55 Uhr: der CASTOR-Zug passiert Flottemanville.

Gegen 18 Uhr durchsucht die Polizei das Protest-Camp bei Yvetot-Bocage - einige Kilometer von Valognes entfernt. Auch Atomkraft-GegnerInnen, die das Camp verlassen, werden von der Polizei kontrolliert. Laut ZDF gab es heute bei den Blockaden um Valognes 16 Festnahmen und drei Menschen wurden leicht verletzt.

Insgesamt beträgt die Fahrtstrecke bis nach Gorleben rund 1.200 Kilometer. Die genaue Route wird geheim gehalten. Allerdings wird der CASTOR-Zug die französisch-deutsche Grenze erfahrungsgemäß in der Nähe von Berg bei Karlsruhe passieren. Dort haben die Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen eine Südblockade organisiert. Drei Varianten für den Grenzübertritt sind möglich: über Kehl, Berg oder Saarbrücken. Welche Strecke der CASTOR-Zug nimmt, wird geheim zu halten versucht. 2010 war es Atomkraft-GegnerInnen immer wieder gelungen, den CASTOR-Zug zu stoppen oder Nachschubwege für Einsatzkräfte zu blockieren.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Schulen geschlossen und Straßen gesperrt
      Französische Behörden und der CASTOR-Protest (22.11.11)

      Strahlen-Skandal Gorleben
      Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages
      widerspricht Landesregierung (20.11.11)

      Genehmigung für CASTOR-Transport
      trotz Strahlen-Skandal (31.10.11)

      Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen fordern Absage
      des CASTOR-Transports nach Gorleben (17.10.11)

      Radioaktiver Müll in Gorleben
      hohe Strahlenbelastung am Zaun (30.09.11)

      Radioaktiver Müll in Gorleben
      hohe Strahlenbelastung am Zaun (25.08.11)

      Atommüll-Endlager in Deutschland?
      EU macht Druck (20.07.11)

      Atommüll-Endlager in der Schweiz?
      Unmögliches soll realistisch erscheinen (12.07.11)

      13. CASTOR nach Gorleben
      angekündigt (3.06.11)

      Gorlebener Salzstock vielfach angebohrt
      Der Berg schlägt zurück (15.04.11)

      Stark erhöhte Radioaktivität
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (14.04.11)

      Drei Monate Denkpause
      auch für Gorleben? (30.03.11)

      Atommüll-Frachter in Seenot
      nach Rußland-Fahrt (20.12.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II
      Wasserzutritt verdoppelt (15.12.10)

      Erhöhte Krebs-Rate
      um das "Versuchs-Endlager" Asse II (25.11.10)

      Parteitag der Pseudo-Grünen
      Gorleben als Verhandlungsmasse (21.11.10)

      Neue wissenschaftliche Studie:
      AKW und tote weibliche Embryos (19.11.10)

      CDAK interveniert
      gegen Wiederwahl Annette Schavans in Parteivorstand (14.11.10)

      50.000 in Dannenberg
      Auftakt zum CASTOR-Protest im Wendland (7.11.10)

      Akten über Explosion im Jahr 1969
      Erdgas unter Gorleben (13.09.10)

      Der Endlager-Schwindel
      Greenpeace veröffentlicht Akten zu Gorleben (13.04.10)

      In Asse II wird probegebohrt
      Weitere Zeitverzögerung vor der Rückholung (27.03.10)

      Atommüll-Transporte
      Glaskokillen nicht stabil (5.02.10)

      Einsturzgefahr im "Versuchs-Endlager" Asse II
      Atommüll wird rückgeholt (15.01.10)

      Endlager-Standort Gorleben
      Bei der Auswahl spielte Geologie kaum eine Rolle (10.01.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Mit Spezialbeton Hohlräume verfüllt (8.12.09)

      Morsleben-Kongreß
      Forderung nach Offenlegung einer geheimen Studie
      zur Rückholbarkeit des radioaktiven Mülls (21.11.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Decke eingestürzt (9.10.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich (2.10.09)

      Verstärkter Laugeneinbruch
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (18.09.09)

      Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
      im "Versuchs-Endlager" (29.08.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Hochradioaktiver Müll im "Versuchs-Endlager"?
      MONITOR veröffentlicht Siemens-Unterlagen (24.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Erneuter Fund radioaktiver Lauge (15.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Nun auch noch Sprengstoff (26.06.09)

      Desinformation in der 'Badischen Zeitung'
      Die Schweizer Endlager-Suche (18.06.09)

      Asse II: Strom-Konzerne drückten
      die Sicherheits-Standards (3.06.09)

      Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
      Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
      in den Inventar-Listen (7.05.09)

      Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
      (29.04.09)

      Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
      Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an (24.04.09)

      Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
      Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)

      Versuchslager Asse II
      Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)

      Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
      Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)

      Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
      Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Folge 12 der Info-Serie Atomenergie

 

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