Banken-Krise wächst sich zu Wirtschafts-Krise aus
Bereits Anfang Januar belasteten schwache US-Konjunkturdaten die US-Aktienbösen und diese gingen zeitweise auf Talfahrt. Der an den Finanzmärkten viel beachtete ISM-Konjunkturindex der US-Einkaufsmanager war auf den tiefsten Stand seit 2003 gefallen. Mit einem Wert von 47,7 Punkten signalisierte das Barometer, daß die US-Industrie im Dezember 2007 schrumpfte.
Negativ nahmen die Börsen nicht allein neue Nachrichten von weiteren Abschreibungen der Banken in Milliardenhöhe auf, schwerer wiegt indes der sich seit letzten Juni mehr und mehr verstärkende Trend der Banken, Kredite unter immer restriktiveren Bedingungen zu gewähren. Nicht nur untereinander verleihen die Banken kaum noch Geld - die Sicherheiten, die SchuldnerInnen bieten müssen, werden immer strenger geprüft. Immer deutlicher zeigt sich, daß so nicht allein der gerade in den USA zu großen Teilen auf Pump finanzierte Konsum, sondern auch die Investitionstätigkeit in Handel und Industrie abgewürgt wird. Hinzu kommen die Auswirkungen des ungebrochen ansteigenden Ölpreises.
Die Anzeichen, daß die US-Wirtschaft in die Rezession abgerutscht ist, sind vielfältig. Nach einer der längsten Expansionsphasen im Wohnungsbau ist es im letzten Sommer zu einem scharfen Einbruch gekommen, der die "Subprime-Krise" und damit die Banken-Krise auslöste. Ursächlich war hierfür allerdings das weltwirtschaftliche Ungleichgewicht, das in den USA zu unangemessen billigen Krediten und so zur Blase am Immobilienmarkt geführt hatte. Angesichts eines gewaltigen Überhangs an Immobilien, die weiter auf den Markt geschwemmt werden, wird sich die Krise sicherlich weiter verschärfen. Der Verlauf erinnert an die große Depression der Dreißiger Jahre. Für die US-amerikanischen Haushalte ist dies ein Schock, da das Eigentum an Immobilien, sei es Haus oder Wohnung, für die meisten die wichtigste Komponente ihres Vermögens ist. Ihre Kauflaune dürfte sich infolge dessen erheblich und anhaltend verschlechtern.
Die Erstanträge auf Arbeitslosengeld sind in den USA bereits im Dezember stark angestiegen und haben inzwischen Rezessionsniveau erreicht. Um dem gegenzusteuern sind angesichts des Bevölkerungswachstums monatlich netto 150.000 neue Jobs erforderlich - im November waren es nur 100.000 und im Dezember wurden in den USA erstmals seit 2003 unterm Strich Stellen abgebaut. Die Arbeitslosenquote kletterte von 4,7 auf 5 Prozent. Wenn es nicht mehr so leicht ist, Arbeit zu finden, werden die VerbraucherInnen notgedrungen vorsichtiger bei ihren Ausgaben.
Im Dezember kam es zu einem Rückgang der Umsätze im US-Einzelhandel. Dies wird sich fortsetzen, da die Inflationsrate - gerade beim Anstieg der Preise für Lebensmittel und Energie - sich immer mehr der durchschnittlichen Zuwachsrate der Einkommen annähert. Bislang setzten neoliberale ÖkonomInnen darauf, daß dieser Schwund an Kaufkraft durch einen größeren Außenbeitrag in Folge des schwachen Dollars aufgefangen würde. Doch dies stellte sich mittlerweile als Trugschluß heraus. Das wirtschaftliche Volumen des privaten Verbrauchs, der immerhin rund 72 Prozent der gesamten Nachfrage stellt, läßt sich beim gegenwärtigen Rückgang nicht mehr kompensieren.
Hinzu kommt, daß es gesamtwirtschaftlich wenig hilft, wenn die Unternehmensgewinne hoch sind - sie müßten weiter wachsen. Doch danach sieht es nicht aus. Im starken dritten Quartal 2007, als das reale Sozialprodukt mit einer Jahresrate von offiziell 4,9 Prozent zugenommen hatte, gingen die Gewinne erstmals seit Langem zurück. Im vierten Quartal 2007 lagen sie um rund zehn Prozent unter ihrem Vorjahresstand.
Die Ökonomie definiert Rezession als einen Rückgang der wirtschaftlichen Daten nach zwei Monaten in Folge. So ist es nicht weiter verwunderlich, wenn nun auch in einem Bericht der New Yorker Großbank Merrill Lynch die US-Rezession als Tatsache anerkennt, die nicht länger zu leugnen ist. Und US-Notenbanker Eric Rosengren sprach dieser Tage vom "schwersten Einbruch seit 50 Jahren".
Die Banken-Krise hat so inzwischen den gesamten OECD-Raum erfaßt. Die wichtigsten Banken agieren multinational, wodurch sich die Folgen nicht auf ein Land beschränken lassen. Auch auf die deutschen Unternehmen wird die Entwicklung - mit einer gewissen Zeitverzögerung - in aller Härte durchschlagen.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
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