13.11.2013

Profit statt Kinder
Spielzeug mit Weichmachern belastet

Kinderspielzeug
In Buntstiften und lackiertem Holzspielzeug stecken häufig für Kinder schädliche Chemikalien. Das ergab eine Untersuchung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebens­mittelsicherheit (BVL). Daß sich in Kinderspielzeug chemische Stoffe wie Phthalate finden, ist allein eine Folge geringerer Produktions­kosten und daher des kapitalistischen Zwangs zur Maximierung der Profite.

ChemikerInnen im Auftrag des BVL fanden in rund 20 Prozent der untersuchten Buntstifte und in 9 Prozent des für Kinder unter drei Jahren angebotenen lackierten Holzspielzeugs Konzentrationen von Weichmachern, die sogar die zulässigen Grenzwerte überschritten. Auch Acetyl-Tributylcitrat und Diethylhexyladipat wurde in zahlreichen Proben nachgewiesen. Dabei gibt es seit mehr als drei Jahrzehnten Naturlacke und Farbstoffe, die für Kinder keine Gefahr darstellen und die nur geringfügig teurer sind.

"Kinder sind als Konsumenten besonders schutzwürdig," sagte der Chef des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittel­sicherheit (BVL), Helmut Tschiersky bei der Vorstellung der Untersuchung. Die Eltern müssten sich auf sichere Produkte verlassen können. Warum dies in Deutschland bis heute nicht möglich ist, verriet Tschiersky nicht.

Daß Deutschland weltweit einer der kinderfeindlichsten Staaten ist, zeigte sich zuletzt in dem vor drei Wochen veröffentlichten Unicef-Bericht (Siehe unseren Artikel v. 25.10.13), aber auch bereits im Jahr 2005 in der Unicef-Studie zum Anstieg der Kinderarmut (Siehe unseren Artikel v. 2.03.05). Und wie wenig in Deutschland die Gesundheit von Kindern zählt, ist anhand der allein in den vergangenen Monaten aufgedeckten Mißstände ersichtlich: Krebs-Gift im Babybrei (16.09.13), Fingerfarben enthalten gefährliche Stoffe (30.08.13). Nicht zuletzt ist dies auch daraus ersichtlich, daß hierzulande weiterhin neun Atom-Reaktoren betrieben werden dürfen, in deren Umgebung die Zahl der Leukämie-Fälle bei Kindern signifikant erhöht ist.

Doch es sind nicht allein schädliche Chemikalien und tödliche Radioaktivität. Fachleute haben auch Metallspielzeug auf Nickel untersucht. Zehn Prozent aller Kinder reagieren auf Nickel allergisch. 168 Proben zog das BVL. Rund 80 Prozent waren mit Nickel belastet. Rund 24 Prozent gaben mehr Nickel ab, als eigentlich erlaubt ist. In Modell- und Metallbaukästen fanden sich sogar in 87 Prozent der untersuchten Fälle Nickel-Konzentrationen, die den gesetzlich zulässigen Grenzwert teilweise erheblich überschritten. Dabei ist auch Spielzeug-ProduzentInnen bekannt, daß Kinder gerne mal Spielzeug in den Mund stecken. Und auch im Falle von Nickel handelt es sich um ein vermeidbares Problem, denn Metallspielzeug ohne das Allergen wäre in der Herstellung nur geringfügig teurer. Also auch hier: Profit ist wichtiger als die Gesundheit der Kinder.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Kinderarmut in Deutschland
      Unicef klagt an (25.10.13)

      Profit statt Kinder
      Krebs-Gift im Babybrei (16.09.13)

      Profit statt Kinder
      Fingerfarben enthalten gefährliche Stoffe (30.08.13)

      AKW Gundremmingen bedroht
      weiterhin Süddeutschland (15.08.13)

      AKW Philippsburg bedroht
      weiterhin Region Karlsruhe (10.08.13)

      Brennelemente-Tausch
      Radioaktives Jod über AKW Gundremmingen (12.11.11)

      Giftige Gummistiefel für Kinder
      (30.08.11)

      Kinderkrebs im Umkreis von Atomkraftwerken
      deutlich erhöht (4.08.11)

      Merkels "Atom-Ausstieg"
      Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren (30.05.11)

      Deutschland ist Spitze
      bei der Kinderfeindlichkeit (20.09.10)

      Bundessozialgericht:
      Arme Kinder sollen dumm bleiben (20.08.10)

      Nachwuchs ohne Zukunfts-Chance
      Immer mehr Kinder kommen unter die Räder (1.06.10)

      Phthalate im Plastik und Spielzeugpanzer
      Werden unsere zukünftigen Männer verweichlicht? (16.11.09)

      Hormon-Chemie in Babyschnullern
      Gefährliches Bisphenol-A entdeckt (1.10.09)

      Kindes-Mißhandlungen in Deutschland nehmen zu
      Ministerin von der Leyen enttarnt (2.07.09)

      Krebsgefahr:
      Pestizide in Kirschen (15.06.09)

      Krebsgefahr durch Badelatschen
      Weichmacher im Gummi (1.04.09)

      Hormone im Mineralwasser
      Plastikflaschen nach wissenschaftlicher Studie in der Kritik
      (12.03.09)

      Kinderarmut in Deutschland
      Verwirrspiel mit statistischen Zahlen (22.06.08)

      Kinderarmut in Deutschland mittelmäßig?
      Stärkere Umweltbelastung von Kindern der Unterschicht (27.05.08)

      Krebs-Häufung in der Nähe von AKWs
      Neue Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz
      (7.12.07)

      2,7 Millionen Kinder in Deutschland
      mit ALG II nicht ausreichend versorgt (13.08.07)

      Skandal: Hormon-Chemie in
      Baby-Nahrung und Kinder-T-Shirts (30.07.07)

      UN-Studie: Deutschland Spitze in Kinderfeindlichkeit
      Stärkster Anstieg bei Kinderarmut (2.03.05)

      Chemie im Blut von Kindern (30.10.04)

      Weiche Babys Dank Phthalat
      Giftige Weichmacher deutscher Firmen in Medizinprodukten
      (23.06.04)

      Gift in Schwimmringen und Badelatschen (29.06.04)

      Gefahren durch Kunststoffe
      Weichmacher gefährlicher und weiter verbreitet als vermutet
      (9.04.04)

      Nach wie vor werden in Deutschland
      Kinderrechte mit Füßen getreten (16.01.04)

      Kindersklaven für Bayer,
      Monsanto, Unilever & Co. (5.08.03)

      Schwimmhilfen mit horrenden Giftmengen
      Fast alle Schwimmflügel und Schwimmringe "ungenügend" getestet
      (5.07.03)

      Gift im Geld
      Das Hormongift Tributyzinn (TBT) ... (9.01.02)

 

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