Eine Untersuchung von Kinder-Gummistiefeln durch 'Ökotest' lieferte durchweg katastrophale Ergebnisse. In den Produkten von 16 Herstellern fanden sich erhebliche Mengen an giftigen Chemikalien. Neben der Note "ungenügend" konnte nur in einem einzigen Falle ein "ausreichend" vergeben werden.
Laut 'Ökotest' sind nahezu alle untersuchten Kinder-Gummistiefel "geradezu verseucht mit Schadstoffen". So fand sich etwa der verbotene Farb-Chemikalie p-Aminoazobenzol im Außenmaterial von Schnürsenkeln, in einer Größenordnung, die den amtlichen Grenzwert weit überschreitet. Hautkontakt mit krebserregenden Stoffen kann nicht ausgeschlossen werden. Manche der gefährlichen Stoffe unterschreiten nur knapp bestehende Grenzwerte in Deutschland oder sind in der vorgefundenen Konzentration nur in anderen Produkten verboten. Die damit kontaminierten Gummistiefel wären jedoch beispielsweise in der Schweiz nicht verkehrsfähig. In Deutschland wie auch in anderen EU-Ländern gilt ein einschlägiges Verbot etwa bisher nur für Lederprodukte und in der Metallindustrie.
Einen besonders guten Ruf bei Eltern genießt der Hersteller Giesswein. Doch 'Ökotest' fand sowohl in den Modellen "Waldbronn" von Giesswein als auch in "Yigga" von Ernsting’s Family die krebserzeugende Chemikalie Benzo[a]pyren. Besonders die Yigga Gummistiefel "strotzen nur so vor polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK), darunter die krebserzeugende PAK-Leitsubstanz Benzo[a]pyren." Es fanden sich 1,6 Milligramm pro Kilogramm. Zum Vergleich: Das ist mehr Benzo[a]pyren als in Weichmacherölen für Autoreifen erlaubt ist. Das Bundesinstitut für Risikobewertung fordert eine Beschränkung für alle Produkte auf maximal 0,2 mg/kg.
Untersucht wurden die Gummistiefel auch auf krebserregende Nitrosamine, die bei der Vulkanisierung des Gummis entstehen, und verbotene Farb-Chemikalien, sowie Nebenprodukte aus der Kunststoffherstellung wie etwa 2-Phenyl-2-propanol und Acetophenon. Gefunden wurden auch kurzkettige Chlorparaffine. Die Weichmacher und Flammhemmer stehen unter Krebsverdacht.
Auch falsche Werbeversprechen werden von 'Ökotest' angeprangert: So schreibt Anbieter Lexpo auf dem Etikett, sein Stiefel sei "aus einem umweltfreundlichen Material" hergestellt und zudem "Phthalat frei". In der Sohle fand 'Ökotest' jedoch umweltbelastendes PVC. Um das Material biegsam zu machen, wurden laut der Untersuchung bedenkliche Phthalat-Weichmacher beigemischt - Stoffe, die in Spielzeug und Babyartikeln längst verboten sind. Auch bei Gummistiefeln, die laut Hersteller aus Naturkautschuk sind, wurde 'Ökotest' fündig: Einige dieser Kinder-Gummistiefel enthielten PVC - so etwa die Produkte von Viking und Bruno Barthel.
Der "Elefanten Gummistiefel" von Deichmann erhielt als einziges Modell die Note "ausreichend". 'Ökotest' empfiehlt diese in Ermangelung eines besseren Ergebnisses - Gummistiefel seien für Kinder "gerade in der bevorstehenden Jahreszeit unabdingbar". Allerdings sollten Kinder in den Gummistiefeln möglichst Socken aus reiner Wolle tragen. Sie saugen den Schweiß auf und halten die Füße trotzdem warm. Außerdem sollten Eltern ihren Kindern für lange Spaziergänge lieber feste Schuhe anziehen, denn für lange Strecken seien Gummistiefel nach Auskunft von ExpertInnen nicht für Kinderfüße geeignet.
Untersucht wurden Modelle großer Schuh- und Kinderschuhmarken wie auch günstigere, die bei den Filialisten und in vielen Onlineshops für Kinderequipment angeboten werden. Benotet wurden 16 Produkte, davon sechs hauptsächlich aus Naturkautschuk. Die Preisspanne geht von sechs bis 35 Euro.
Anmerkungen
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