Die Vernichtung der afrikanischen Regenwälder schreitet in Afrika schneller als in anderen Kontinenten voran. Dies ist die Bilanz einer Studie der International Tropical Timber Organisation ITTO und der Initiative Rights and Resources, die dieser Tage in Yaounde, der Hauptstadt Kameruns, bei einem internationalen Treffen veröffentlicht wurde.
Ein wesentlicher Grund für das ungebremste Voranschreiten der Zerstörung liegt in der nach wie vor "starken Nachfrage" nach Tropenholz in den Industrieländern, der Nachfrage nach Soja beispielsweise aus Brasilien, um es an Rinder zu verfüttern, der Nachfrage an gigantischen Mengen an Rindfleisch in den Industrieländern und an der Nachfrage nach billgen Konsumartikeln - beispielsweise aus Leder.1
Wenn eine solch "starke Nachfrage" auf dem globalen Markt herrscht, darf es nicht verwundern, daß Regierungen in Ländern wie Brasilien, Indonesien oder der DR Kongo, deren Zweck in erster Linie in der Durchsetzung der Interessen der Industrienationen besteht, der Zerstörung der Regenwälder nichts entgegensetzen können und wollen. Die Eigentumsverhältnisse an Regenwald-Arealen werden gezielt verschleiert, so daß die internationalen Holz-Konzerne sich ungehindert und legal am Raubbau bereichern können. Ist der Tropenwald erst einmal verschwunden, profitieren Soja-Anbauer und Palmöl-Produzenten von der - oft genug nur wenige Jahre lang möglichen - Ausbeutung der schnell ausgelaugten Böden.
In Afrika stehen beispielsweise nur zwei Prozent der Wälder unter Kontrolle der Kommunen oder der indigenen Bevölkerung. Doch auch die Verleihung von Besitztiteln an indigene Indianervölker wie in Brasilien hat dem Raubbau an den Regenwäldern kaum etwas entgegensetzen können. Die Besitzrechte müßten gegen bewaffnete Banden, die im Auftrag der Holz-Konzerne agieren, verteidigt werden können. Doch wo eine staatliche Macht und deren polizeiliche Durchsetzungsfähigkeit oftmals nur in der Hauptstadt des Landes funktioniert und ansonsten Rechtlosigkeit herrscht, stellen sich Besitztitel schnell als wertlos heraus.
Mehr als 70 Prozent der noch verbliebenen afrikanischen Regenwälder befinden sich im Kongo-Becken. Bürgerkriege und eine korrupte Verwaltung spielen hier ihren Part bei der Vernichtung der Wälder. In der aktuellen Studie wurden Landeigentumsrechte in insgesamt 39 tropischen Ländern miteinander verglichen. Sie betrafen rund 96 Prozent der weltweit vorkommenden tropischen Regenwälder. Leider wird mit dieser Studie der Eindruck vermittlelt, mit "Landreformen" und der "Stärkung von Eigentumsrechten für die Kommunen" könne der Zerstörung der Regenwälder effektiv entgegengewirkt werden. Doch solange selbst in Staaten wie der BRD nicht einmal eine Kontrolle besteht, um die Einfuhr von Tropenholz oder von daraus hergestelltem Papierrohstoff zu stoppen, werden Versuche, in Lateinamerika oder Afrika Eigentumsrechte durchzusetzen, ohne Erfolg bleiben.
Längst ist bekannt, daß mit der Vernichtung der Regenwälder zum einen die "grüne Lunge" unseres Planeten nach und nach verschwindet, und zugleich mit der Brandrodung insgesamt ein Viertel der gesamten globalen Kohlendioxid-Emission verursacht wird. Allein Brasilien ist mit rund 300 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr der viertgrößte Kohlendioxid-Emittent der Welt. Solange der Vernichtung der Regenwälder nicht Einhalt geboten wird, ist der Weg in die Klimakatastrophe vorgezeichnet.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
1 Siehe auch unsere Artikel zum Thema:
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