Es wäre verwunderlich, wenn die industrielle Landwirtschaft als Hauptursache für den weiterhin elenden Zustand der Wälder von Minister Bonde genannt würde. In dieser Hinsicht erfüllen die Pseudo-Grünen dieselbe Funktion wie die anderen Parteien und wie die Mainstream-Medien.
Vermutlich wird nach der Ulme auch die Esche aus Baden-Württemberg weitgehend verschwinden. Die Wälder sind durch die seit Jahrzehnten lediglich in ihrer anteiligen Zusammensetzung veränderten, aber nach wie vor äußerst schädlichen Emissionen schwer geschädigt. Ihr Immunsystem ist wie bei AIDS-kranken Menschen so weit geschwächt, daß sie sogenannten opportunistischen Krankheitserregern kaum mehr Widerstand entgegen setzen können.
Nun erweist sich laut dem heute von Landwirtschafts- und Forstminister Alexander Bonde präsentierten "Waldzustandsbericht", daß die Eschen-Bestände in Baden-Württemberg nahezu komplett von einem Pilz befallen sind. Dessen botanischer Name lautet Falsches Weißes Stängelbecherchen. Laut der nun offiziellen Statistik sind nur noch sechs von hundert Eschen gesund. Landesforstpräsident Max Reger scheint sich zumindest in einem sicher zu sein: "Wir werden die Esche verlieren."
Schon im Februar dieses Jahres war klar, daß speziell die geschwächten Eschen durch einen Pilz bedroht sind (Siehe unseren Artikel v. 11.02.15). Zitat: "Die durch Luftschadstoffe verursachte Immunschwäche des Waldes macht ihn sowohl anfälliger für Insekten wie den Borkenkäfer und den Buchenspringrüssler, als auch für Pilze (Eschensterben) und für den Stress infolge der klimatischen Veränderungen." Doch in den offiziellen "Waldzustandsberichten" von Bundesregierung und Landesregierungen wird seit den Zeiten der pseudo-grünen Ministerin Renate Künast Jahr für Jahr frech behauptet, die "Schäden" in den Wäldern würden durch den Klimawandel verursacht.
Nun ist gerade die Esche der offensichtliche Gegenbeweis für diese Falschinformation im Dienste der industriellen Landwirtschaft. Die Esche ist in Hinblick auf die klimatischen Veränderungen robuster als andere Baumarten. Sie verkraftet auch Trockenheit relativ gut. Und die Esche wurde gerade deshalb bei dem propagierten "sukzessiven Umbau" der Wälder - also der Auswahl der Schösslinge in (eingezäunten) Pflanzungen - überdurchschnittlich oft eingesetzt. Sie galt lange Zeit als das "Traumgewächs der Forstleute", da sie nicht nur widerstandsfähig gegen höhere Temperaturen ist, sondern zugleich auch andauernde Trocken-Perioden relativ gut verkraftet - und weil ihr Holz überdurchschnittliche Profite abwirft.
Nach wie vor muß konstatiert werden: Mehr als zwei Drittel (71 Prozent) der Waldfläche sind krank - auch in Baden-Württemberg. Daran ändert auch die als positiv zu wertende Ausweisung des Nationalparks im Schwarzwald nichts (Siehe hierzu unseren Artikel v. 28.11.13). Solange nicht die Ursachen von Wald-AIDS durch eine konsequente Umstellung auf Biolandwirtschaft beseitigt werden, droht gerade durch das im Prinzip zu begrüßende Verbot des Einsatzes von Insektiziden eine großflächige Katastrophe im Schwarzwald. Was im Falle einer von den angrenzenden Waldflächen aus drohenden Borkenkäfer-Invasion zum Schutz des "Nationalparks Nordschwarzwald" unternommen werden kann, ist bis heute ungeklärt. Eine massive Ausbreitung des Borkenkäfers im Nationalpark kann dann auf weite Teile des gesamten Schwarzwalds übergreifen.
Nun hat auch Bonde bemerkt, daß für 2016 ein "Borkenkäfer-Problem" droht. Im Sommer sind von Forst-WissenschaftlerInnen große Ausgangs-Populationen festgestellt worden. Und diese bedeuten ein erhöhtes Ausbreitungs-Risiko für 2016. Beim Buchdrucker wurde ein "intensives Schwarmgeschehen" beobachtet. An den Pheromon-Fallen des Borkenkäfers haben die WissenschaftlerInnen hohe Käferzahlen registriert. Auch der Kupferstecher zeigte eine überdurchschnittliche Käferzahl. Angesichts der AIDS-kranken Wälder kumulieren die Risiken.
Laut dem von Minister Bonde vorgelegten "Waldzustandsbericht" geht es einigen Baumarten besser als im vergangenen Jahr. Dies liegt vermutlich an einer relativen Erholung im regenreichen Frühjahr 2015. Sowohl Tanne als auch Fichte und Buche haben geringfügige Verbesserungen der Schadenszahlen zu verzeichnen. Der Kiefer geht es dagegen schlechter als 2014. Der Zustand der Eichen ist unverändert schlecht.
Insgesamt liegen die Waldschäden sowohl in Baden-Württemberg als auch im Bundesgebiet in den vergangenen zwanzig Jahren auf demselben elenden Niveau wie zu Zeiten des von Medien gehypten "Waldsterbens" der 1980er-Jahre. Doch ob Hype oder nicht - an den Ursachen hat sich in Deutschland nichts geändert - letztlich wird der Wald dem Profit geopfert.
Anders als in den 1980er-Jahren stammen über 80 Prozent der Schadstoff-Emissionen - Stickoxide und Ammoniak - aus der industriellen Landwirtschaft, der Rest vor allem vom Autoverkehr. Diese Schadstoffe sind ursächlich für die Immunschwäche der Wälder und nicht etwa - wie von Regierungsseite und in den Mainstream-Medien verbreitet wird - die menschengemachten klimatischen Veränderungen.
Auf dem Höhepunkt des BSE-Skandals im Jahr 2001 hatte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder den amtierenden "roten" Agrar-Minister Karl-Heinz Funke gegen die pseudo-grüne Renate Künast eingetauscht und großmäulig eine Agrar-Wende und das "Ende der industriellen Tierproduktion" versprochen. Es gab jedoch keinen realen Kurswechsel, sondern lediglich Korrekturen am Image. Auch die Verkehrs-Wende, die mit einem drastischen Umsteuern vom Individualverkehr zu Bahn und ÖPNV dem deutschen Wald eine Chance zum Überleben lassen würde, wurde in den vergangenen Jahrzehnten weitgehend verhindert.
Mit ihren Ammoniak-Emissionen hat die industrielle Landwirtschaft Ende der 1990er-Jahre die anderen Schadenstoff-Quellen wie Autoverkehr sowie Industrie und Kraftwerke überholt. Insbesondere die industrielle Tierhaltung ist für rund 80 Prozent der Ammoniak-Emissionen verantwortlich. Jahr für Jahr nimmt die Stickstoffbelastung um weitere 1,5 Prozent zu. Doch die massive Subventionierung der industriellen Landwirtschaft - insbesondere der Massentierhaltung - wird unbeirrt fortgesetzt. Ammoniak-Emissionen und die Überdüngung der Felder mit Gülle sind die Folge. Durch Wind und Regen wird der Chemikalien-Cocktail aus den landwirtschaftlichen Betrieben, aus Kraftwerken, Straßenverkehr und Hausheizungen in die Wälder verfrachtet. Das Wurzelgeflecht der Bäume und die dort lebenden Mikroorganismen, die für das Überleben der Bäume unabdingbar sind, werden mehr und mehr geschädigt. Von dieser Anklage kann lediglich die Biolandwirtschaft ausgenommen werden, die beim Tierbestand feste Obergrenzen pro Fläche einhält.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Wald-AIDS 2014
Zustand zwischen Leben und Tod (11.02.15)
Wald-AIDS in Baden-Württemberg
Buchen besonders stark geschädigt (4.12.14)
Buschbeller Wald bei Köln bedroht
Unsinniger Sandabbau (21.07.14)
Wald-AIDS 2013
Zustand schlechter - nicht besser (10.03.14)
Nationalpark im Schwarzwald kommt
Kleiner Fortschritt in Baden-Württemberg (28.11.13)
Wald zu 98 Prozent Rohstofflieferant
Nur 2 Prozent Naturwald dienen als Alibi (15.10.13)
Dem deutschen Wald geht es
schlechter als in den 1980er-Jahren (4.02.13)
Wald-AIDS greift um sich
Zustand der Buchen auf historischem Tiefpunkt (2.02.12)
Merkel degradiert Wald zum Rohstofflieferanten
Wald-AIDS in den Medien nahezu vergessen (21.09.11)
Giftige Grünalgen an der bretonischen Küste
Sarkozy: "Industrielle Landwirtschaft unschuldig" (29.07.11)
Keine Entwarnung bei Wald-AIDS
Zustand kaum verändert (1.02.11)
Wald-AIDS in Baden-Württemberg
Schäden innerhalb der Schwankungsbreite
Zustand der Eichen nach wie vor "alarmierend" (27.11.10)
Appell gegen Massentierhaltung
Für eine Agrar-Wende (23.11.10)
Bayerischer Forstminister
und wenig Promille (18.08.10)
Globale Waldvernichtung:
13 Millionen Hektar pro Jahr (26.03.10)
Wald-AIDS weiter virulent
Aigner veröffentlicht "Waldzustandsbericht 2009" (22.01.10)
Wald-AIDS in Baden-Württemberg:
Oettinger legt desaströsen "Waldzustandsbericht" vor
Haupt-Verursacher Massentierhaltung weiter verleugnet (1.12.09)
Baden-Württemberg: Wald liefert 37 Prozent weniger Gewinn
Wald-AIDS, Nachwirkungen von Sturm Lothar
und Klimawandel spürbar (21.08.09)
Trotz Wald-AIDS:
Deutsche Forstwirtschaft nicht nachhaltig (21.07.09)
"Waldzustandsbericht" 2008 veröffentlicht
Wald-AIDS verschlimmert sich schleichend (21.02.09)
Wald-AIDS auch in den USA
Sterberate in 20 Jahren verdoppelt (24.01.09)
Wald-AIDS:
Elende Zustände in Baden-Württemberg (18.11.08)
Wald-AIDS wird beschwiegen
Mainstream-Medien leugnen weiterin Hauptverursacher (19.03.08)
Wald-AIDS im Jahr 2007
und das Elend der Politik (30.01.08)
Wald-AIDS in Baden-Württemberg
Nur drei Jahre seit 1983 waren schlimmer... (24.11.07)
Wald-AIDS im Jahr 2006
Haupverursacher Landwirtschaft (25.01.07)
Seehofer will die jährlichen
"Waldschadensberichte" canceln (14.07.06)
Wald-AIDS im Jahr 2005
Der Waldzustandsbericht und die Ursachen (22.01.06)
Der Wald hat AIDS
"Rot-Grün" schaut zu (18.03.05)
Wald-AIDS so schlimm wie nie zuvor (8.12.04)
Wald-AIDS - Zustand schlimmer als 1983 (19.10.04)
WWF sieht "Rot-Grün" auf dem Holzweg
"Holz-Charta" offenbart Mißachtung der Wälder (3.09.04)
Der Wald hat AIDS
Aktuelle Befunde am Krankenbett (28.06.04)
Auch "Rot-Grün" kann nicht länger leugnen:
Dem Wald geht's immer schlechter (12.12.03)
Waldsterben trotzt Künast
Optimismus allein nützt nichts (23.10.03)
Waldsterben virulent (29.08.03)
Künast zum Haartest? (15.07.03)