26.10.2009

Vorwurf gegen Postbank

Waren Daten von KundInnen nicht geschützt?

Offenbar wissen freie HandelsvertreterInnen mehr über die Daten von Postbank-KundInnen als dies bei Einhaltung der einschlägigen Datenschutz-Gesetze möglich wäre. Die 'Stiftung Warentest' erhebt einen schwerwiegenden Vorwurf: Die Postbank habe systematisch gegen den Datenschutz verstoßen und Kontodaten ihrer KundInnen an Tausende freie HandelvertreterInnen weitergegeben.

So ist es laut 'Stiftung Warentest' möglich, daß die Daten von Postbank-KundInnen auch dann eigesehen werden können, wenn diese der Weitergabe ihrer Daten an freie MitarbeiterInnen nicht zugestimmt haben. Nötig sei lediglich die Eingabe von Name und Geburtsdatum von Postbank-KundInnen, um vom Postbank-Computer detaillierte Einblicke in die Vermögenslage und Kontobewegungen zu erhalten. Die 'Stiftung Warentest' äußert den Verdacht, die Postbank habe mit Hilfe dieses Bruchs des Datenschutzes den Verkauf ihrer Finanz-Produkte fördern wollen.

Die Postbank wehrt sich gegen den Vorwurf. Das von der 'Stiftung Warentest' dargestellte Verfahren der Daten-Weitergabe entspreche nicht den Tatsachen, heißt es in einer Stellungnahme. Das tatsächlich in der Praxis angewandte Verfahren sei in der Vergangenheit nicht beanstandet worden.

Die Sprecherin der Datenschutzbehörde von Nordrhein-Westfalen, Bettina Gayk, erklärte zu dem Bericht der 'Stiftung Warentest', daß der Zugriff auf Kontodaten ohne Einwilligung verboten sei. Aufgrund von Beschwerden einzelner KundInnen habe die Behörde bereits vor Bekanntwerden des Berichts einen Termin mit der Postbank vereinbart.

Für die Auswertung von Kontodaten durch MitarbeiterInnen sei eine ausdrückliche Zustimmung von KundInnen erforderlich, sagte Gayk. BankkundInnen sei davon abzuraten, der Auswertung einzelner Überweisungen und Abbuchungen zuzustimmen. "Kontobewegungen im Bankverkehr auszuwerten, ist extrem heikel", sagte Gayk weiter. Daraus lasse sich ein sehr detailreiches Profil der KundInnen erstellen.

Die Daten sollen dem Bericht zufolge freien MitarbeiterInnen der 2006 gegründeten Postbank Finanzberatung AG helfen, Finanz-Produkte zu verkaufen. Das Unternehmen mit seinen etwa 4000 freien HandelsvertreterInnen vertreibt Finanz-Produkte der Postbank und deren Tochter BHW Bausparkasse. Die Postbank, die seit September 2008 zu rund einem Viertel der Deutschen Bank gehört (im Januar 2009 stieg zudem die Postbank bei der Deutschen Bank mit 1,1 Milliarden Euro ein), betreut mehr als 14 Millionen Privat- und Firmenkunden.

 

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