Gemeinsame Aktion auf der Kehler Europabrücke
MilchbäuerInnen in Deutschland beteiligen sich in Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Österreich, Italien, in der Schweiz und in Deutschland am Milchlieferstreik, um gegen die existenzvernichtend niedrigen Ergzeugerpreise zu kämpfen. Die Beteiligung ist auch in Deutschland höher als zuvor wegen des negativen Urteils des Oberlandgerichts Düsseldorf erwartet wurde.
Am gestrigen Samstag blockierten französische und deutsche MilchbäuerInnen gemeinsam die Europabrücke zwischen Kehl und Straßbourg und schütteten symbolisch Milch in den Rhein. Die Brücke war durch die Aktion eine knappe Stunde vollständig gesperrt. Mit über 80 Tracktoren fuhren sie anschließend auf ein Feld und gossen dort Milch aus 35 Container- und Güllewagen mit insgesamt rund 170.000 Liter Milch aus.
Nach Angaben der französischen Verbände beteiligen sich dort mehr als die Hälfte der MilchbäuerInnen am Milchlieferstreik. Zuletzt am Freitag hatten sie mehrere Millionen Liter Milch auf die Felder geschüttet. Ein Ende des Kampfes ist allerdings nicht in Sicht. Nach einem Treffen mit dem frazösischen Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire am Samstagvormittag kündigten sie an, nicht aufgeben zu wollen. Auch in Deutschland scheint sich von der "schwarz-roten" Regierung niemand vor der Wahl für die dramtische Situation der LandwirtInnen zu interessieren.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, kritisierte eine neue Runde von Preissenkungen im Lebensmitteleinzelhandel - allen voran bei den Discountern. Dringend notwendig sei die "eingehende Prüfung der Versorgungskette für Milchprodukte", die die EU-Kommission angemahnt habe. Welche Veränderungen eine solche Prüfung erbringen sollte, verriet er allerdings nicht. Der von Bundesagrarministerin Ilse Aigner ins Leben gerufenen Runde Tisch sei bisher ohne Ergebnis geblieben, bemängelte NGG-Chef Möllenberg. Die "Nachfragemacht" des Lebensmitteleinzelhandels und der Discounter verhindere eine nachhaltige Entwicklung.
Tatsache jedoch ist, daß die Nachfrage geringer ist als das Angebot und daher die Preise sinken. Dem kann nur auf zweiserlei Weise begegnet werde: Eine Möglichkeit besteht darin, weitere MilchbäuerInnen über die Klinge springen zu lassen und so das Angebot zu reduzieren. Die andere darin, daß sich die MilchbäuerInnen dauerhaft zusammenschließen und ähnlich wie Gewerkschaften kollektive Preisverhandlungen mit Molkereien und Lebensmitteleinzelhandel führen. Letzteres widerspricht allerdings der Ideologie einer "freien Marktwirtschaft". Daß es sich um eine Ideologie handelt, beweist nicht zuletzt der Agrarsektor, auf dem es seit Bestehen der EU nie einen freien Markt gab, sondern wo die Mengen und Preise mit Hilfe von Absprachen, Regulierungen und Milliarden-Subventionen zugunsten der großen agroindustriellen Betriebe und auf dem Rücken der Natur zentralistisch festgesetzt wurden.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe unsere Artikel zum Thema:
Milchlieferstreik europaweit
Auch deutsche MilchbäuerInnen wollen sich beteiligen (11.09.09)
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