Das im vergangenen Jahr für einen symbolischen Schweizer Franken zum Verkauf angebotene, defizitäre AKW Leibstadt bleibt bis Ende des Jahres abgeschaltet. Grund hierfür sind fehlerhafte Brennstäbe, die vom französischen Konzern Areva geliefert wurden. RWE läßt das bayerische AKW Gundremmingen trotz identischer Probleme am Netz.
Mittlerweile ist bekannt, daß das AKW Leibstadt seit vier Jahren mit fehlerhaften Brennstäben betrieben wurde. Sechs dieser Brennstäbe konnten inzwischen entfernt werden, weitere 16 können nicht eingebaut werden.
Die fehlerhaften Brennstäbe stammen vom französischen Atomkonzern Areva, der kürzlich vom Staats-Konzern EdF wegen Milliarden-Defizits übernommen werden mußte. Areva mußte bestätigen, daß aufgrund mangelhafter Endkontrollen Brennstäbe mit undichten Hüllrohren ausgeliefert wurden. Sie stammten offenbar aus dem Werk Paimboeuf.
Im AKW Leibstadt wurden insgesamt acht der Areva-Brennstäbe aus dem Reaktor entfernt - neben den sechs fehlerhaften "vorsorglich" auch noch zwei weitere, wie die Leitung des AKW mitteilte. Zugleich hob sie darauf ab, daß diese Brennstäbe bereits drei oder vier Betriebszyklen im Einsatz waren und "einwandfrei und ohne Befunde funktioniert" hätten. Es ist jedoch bekannt, daß fehlerhafte Brennstäbe bei einer Schnellabschaltung des Reaktors zu gravierenden Problemen führen können.
Betroffen sind 16 weitere neue Brennstäbe, welche Areva dieses Jahr an Leibstadt geliefert hat, und die jetzt nicht wie geplant eingesetzt werden können. Fehlerhafte Brennstäbe in einem AKW zu verwenden, ist in der Schweiz - anders als in Deutschland - nicht gestattet. Dem AKW-Betreiber RWE würden bei jedem abgeschalteten Reaktorblock Einnahmen von rund einer Million Euro pro Tag entgehen - genügend Geld, um Sicherheitsbedenken zu verdrängen.
Das AKW Leibstadt ist bekanntlich nicht das einzige Atomkraftwerk, das von fehlerhaften Areva-Brennstäben betroffen ist. Neben dem von RWE betriebenen bayerischen AKW Gundremmingen ist offenbar auch das finnische AKW Olkiluoto mit fehlerhaften Brennstäben des Typs Areva Atrium 11 beliefert worden.
Es ist das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, daß das AKW Leibstadt von Problemen mit Brennstäben betroffen ist. Vom 16. August 2016 bis 17. Februar 2017 war das Schweizer Atomkraftwerk bereits abgeschaltet, weil sogenannte "Dryouts" aufgetreten waren, bei denen Brennstäbe in kurzer Zeit stark oxidierten. Deswegen machte die staatliche Schweizer Atomaufsicht ENSI in diesem Jahr die Auflage, den Reaktor nur noch mit verringerter Leistung zu fahren. Die Brennstäbe, die vom Dryout-Problem betroffen waren, stammten aber nach Angaben des AKW-Betreibers nicht von Areva, sondern vom Konkurrenten Westinghouse.
Hintergrund-Info: Brennelemente bestehen aus Bündeln von Brennstäben, in denen wiederum das spaltbare Uran enthalten ist. Die Hüllrohre der Brennstäbe sind die erste Barriere gegen den Austritt von Radioaktivität ins Kühlwasser.
Anmerkungen
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