25.11.2011

CASTOR am Freitag
Südblockade
und Polizeiübergriffe im Wendland

Schienenblockade 2011, Foto: PubliXviewing Am Freitag morgen um 9:20 Uhr setzt der CASTOR-Zug seine Fahrt in Richtung Forbach fort. Für 24 Stunden war er in Rémilly rund 40 Kilometer von der Grenze entfernt abgestellt worden. Zwischen 10 Uhr und 21 Uhr können Atomkraft-GegnerInnen bei der Südblockade den Zug um mindestens 6 Stunden aufhalten.

Bevor der CASTOR-Zug um 9:20 Uhr nach 24-stündigem Aufenthalt in Rémilly seine Fahrt fortsetzte, waren viele Gerüchte und Falschmeldungen verbreitet worden. Bewahrheitet hatte sich jedoch die Information des 'Réseau Sortir du Nucéaire' von Donnerstag 10 Uhr, wonach es am Freitag in Richtung Forbach im Saarland weitergehen werde. Zwischen 8 und 9 Uhr - kurz vor der Weiterfahrt - zeichnete sich dann durch Aussagen der französischen Polizei und durch den offensichtlichen Aufmarsch von deutschen Polizeieinheiten an Bahnhöfen entlang der Transportroute im Saarland ab, daß diese Prognose korrekt war. Kleinere Gruppen hatten sich darauf eingestellt und bereits in der Nacht günstige Plätze in nahegelegenen Wäldchen bezogen, um bei der Weiterfahrt des CASTOR-Zuges schnell auf die Schienen zu gelangen.

Ein großer Teil der Atomkraft-GegnerInnen, die sich an der Südblockade beteiligen wollten, versammelte sich gegen 9 Uhr bei einer Mahnwache auf dem Domplatz in Speyer. Es bestanden gute Chancen, von dort aus rechtzeitig vor dem CASTOR-Zug auf das richtige Gleis zu finden.

Um 10:01 Uhr passiert der CASTOR-Transport die französisch-deutsche Grenze bei Forbach und fährt um 10:15 Uhr durch Saarbrücken. Bereits um 10:49 Uhr wird er bei Neunkirchen durch eine Schienen-Blockade zum Stop gezwungen.

Angeblich wegen Umkoppelungsarbeiten steht der CASTOR-Zug mehrere Stunden in Neunkirchen. Laut Polizeiangaben werden auch Strahlenmessungen vorgenommen.

15:49 Uhr Die in Speyer versammelten Atomkraft-GegnerInnen machen sich in Richtung Haßloch auf den Weg, um dort den CASTOR-Zug abzufangen. Bereits um 16:03 Uhr wird bei Haßloch das Gleis besetzt.

16:08 Uhr Der CASTOR-Zug setzt sich in Neunkirchen wieder in Bewegung. Kurze Zeit darauf sperrt die Polizei die Zufahrtswege zu den Gleisen bei Haßloch, die Fußwege bleiben jedoch weitgehend frei.

16:18 Uhr Der CASTOR-Zug passiert Bexbach

16:54 Uhr Bei Haßloch schaffen es immer wieder Menschen auf die Gleise. Die Polizei räumt schnell und rabiat.

17:00 Uhr Der CASTOR-Zug passiert Hochspeyer

17:24 Uhr Erneute Räumung der Gleise bei Haßloch

17:38 Die Situation in Haßloch ist unübersichtlich, immer wieder schaffen es Menschen auf die Gleise.

17:52 Haßloch. Die Anzahl der Menschen auf den Gleisen westlich der Brücke hat sich mittlerweile auf etwa 15 verringert.

18:00 Uhr Der CASTOR-Zug stoppt in Neustadt an der Weinstraße. Offenbar sind anhaltende Gleisbesetzungen bei Haßloch und im weiteren Streckenverlauf dafür ursächlich.

19:26 Uhr In Haßloch befinden sich 80 Menschen in einem Polizeikessel. Die Polizei hat die Situation nicht unter Kontrolle und die Strecke kann noch nicht freigegeben werden.

19:45 Uhr Der CASTOR-Zug stoppt kurz vor Haßloch. Bei Böhl zwischen Haßloch und Schifferstadt hat eine Gruppe von Atomkraft-GegnerInnen das Gleis besetzt. Als Polizei die Stelle erreicht, zieht sich die Gruppe schnell auf dem Gleis in Richtung Schifferstadt zurück. Die Polizei gibt die Verfolgung auf. Später heißt es, der Stop vor Haßloch sei durch einen einzelnen Aktivisten verursacht worden, der auf den fahrenden Zug aufsprang. (Er wurde beim Aufspringen und auf dem fahrenden Zug fotografiert.) Klar ist jedoch, daß die Polizei die Schienenstrecke bis Schifferstadt im Dunkeln per Polizeihubschrauber absuchen mußte.

20:27 Uhr Der CASTOR-Zug setzt seine Fahrt in Haßloch im Schritttempo fort.

20:58 Uhr Der CASTOR-Zug passiert Schifferstadt

21:26 Uhr Durchfahrt Ludwigshafen

22:00 Uhr Der CASTOR-Zug passiert das AKW Biblis und wird auf dieser Teilstrecke nicht aufgehalten.

22:55 Uhr Kurz nachdem der CASTOR-Zug Darmstadt passiert muß er bei Grube Messel wegen einer Blockade-Aktion stoppen.

23:15 Uhr Der CASTOR-Zug setzt seine Fahrt bei Grube Messel fort.

Wendland

Während des Tages geht die Polizei im Wendland weiter provokant vor. Obwohl die "Allgemeinverfügung", die eine demonstrationsfreie Zone beidseitig der CASTOR-Strecke verfügt, zeitlich noch nicht in Kraft ist, verhindert die Polizei gegen 11 Uhr bei Langendorf eine Kletter-Aktion der Umwelt-Organisation 'Robin Wood' auf einem Privatgrundstück. Als Begründung wird ein "Vorgriff auf die Allgemeinverfügung" genannt. Nach knapp einer Stunde muß die Polizei nachgeben und ein "Schnupperklettern für Kletter-Interessierte" kann stattfinden.

Gegen Mittag kontrolliert die Polizei an vielen Orten Zufahrtswege zum Gleisabschnitt zwischen Lüneburg und Dannenberg. Der Schulbus von Hitzacker nach Gartow wird am Mittag zwei mal von der Polizei kontrolliert. Auch in Harlingen versucht die Polizei mit dem Hinweis auf einen "Vorgriff auf die Allgemeinverfügung" den Zugang zur Göhrde, einem unübersichtlichen hügeligen Waldstück, zu unterbinden und kontrolliert Personalausweise. Am Bahnübergang Posade / Hinkelhagen werden 30 Menschen in einem Polizeikessel festgehalten. Gegen 13 Uhr bewegt die Polizei Wasserwerfer und Räumfahrzeuge in Richtung Govelin in die Göhrde. Kurze Zeit später werden 40 Menschen bei Dumstorf in einem Polizeikessel festgehalten, während gleichzeitig an dem nur wenige hundert Meter entfernten Gleis geschottert wird.

14:16 Uhr Laut Polizei-Pressemitteilungen wurden in Leitstade und Tollendorf im Gebiet Göhrde Polizei-Fahrzeuge von Unbekannten angezündet.

Schottern findet zwischen 14 und 15 Uhr auch in der Nähe von Grünhagen statt. Gleisreparaturtrupps sind unterwegs. Zwischen Grippel und Groß-Gußborn gibt es akribische Fahrzeugkontrollen.

Gegen 23 Uhr fährt die Polizei bei Metzingen Wasserwerfer auf. Kurz darauf umstellt sie das dortige Camp. Die Presse wird zugleich massiv an der Berichterstattung gehindert und körperlich angegriffen. Auch ZDF-Reporter werden nicht durchgelassen. Erst nach Mitternacht entfernt sich die Polizei wieder vom Camp in Metzingen und zieht sich zur Bundesstraße zurück.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      CASTOR am Donnerstag
      Der Zug steht - Kretschmann redet (24.11.11)

      CASTOR in Frankreich gestartet
      Abfahrt durch Blockaden erheblich verzögert (23.11.11)

      Schulen geschlossen und Straßen gesperrt
      Französische Behörden und der CASTOR-Protest (22.11.11)

      Strahlen-Skandal Gorleben
      Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages
      widerspricht Landesregierung (20.11.11)

      Genehmigung für CASTOR-Transport
      trotz Strahlen-Skandal (31.10.11)

      Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen fordern Absage
      des CASTOR-Transports nach Gorleben (17.10.11)

      Radioaktiver Müll in Gorleben
      hohe Strahlenbelastung am Zaun (30.09.11)

      Radioaktiver Müll in Gorleben
      hohe Strahlenbelastung am Zaun (25.08.11)

      Atommüll-Endlager in Deutschland?
      EU macht Druck (20.07.11)

      Atommüll-Endlager in der Schweiz?
      Unmögliches soll realistisch erscheinen (12.07.11)

      13. CASTOR nach Gorleben
      angekündigt (3.06.11)

      Gorlebener Salzstock vielfach angebohrt
      Der Berg schlägt zurück (15.04.11)

      Stark erhöhte Radioaktivität
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (14.04.11)

      Drei Monate Denkpause
      auch für Gorleben? (30.03.11)

      Atommüll-Frachter in Seenot
      nach Rußland-Fahrt (20.12.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II
      Wasserzutritt verdoppelt (15.12.10)

      Erhöhte Krebs-Rate
      um das "Versuchs-Endlager" Asse II (25.11.10)

      Parteitag der Pseudo-Grünen
      Gorleben als Verhandlungsmasse (21.11.10)

      Neue wissenschaftliche Studie:
      AKW und tote weibliche Embryos (19.11.10)

      CDAK interveniert
      gegen Wiederwahl Annette Schavans in Parteivorstand (14.11.10)

      50.000 in Dannenberg
      Auftakt zum CASTOR-Protest im Wendland (7.11.10)

      Akten über Explosion im Jahr 1969
      Erdgas unter Gorleben (13.09.10)

      Der Endlager-Schwindel
      Greenpeace veröffentlicht Akten zu Gorleben (13.04.10)

      In Asse II wird probegebohrt
      Weitere Zeitverzögerung vor der Rückholung (27.03.10)

      Atommüll-Transporte
      Glaskokillen nicht stabil (5.02.10)

      Einsturzgefahr im "Versuchs-Endlager" Asse II
      Atommüll wird rückgeholt (15.01.10)

      Endlager-Standort Gorleben
      Bei der Auswahl spielte Geologie kaum eine Rolle (10.01.10)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Mit Spezialbeton Hohlräume verfüllt (8.12.09)

      Morsleben-Kongreß
      Forderung nach Offenlegung einer geheimen Studie
      zur Rückholbarkeit des radioaktiven Mülls (21.11.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Decke eingestürzt (9.10.09)

      "Versuchs-Endlager" Asse II:
      Rückholung des Atommülls laut Bundesamt möglich (2.10.09)

      Verstärkter Laugeneinbruch
      im "Versuchs-Endlager" Asse II (18.09.09)

      Skandal-Serie Asse II: Noch mehr Plutonium
      im "Versuchs-Endlager" (29.08.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Hochradioaktiver Müll im "Versuchs-Endlager"?
      MONITOR veröffentlicht Siemens-Unterlagen (24.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Erneuter Fund radioaktiver Lauge (15.07.09)

      Skandal-Serie Asse II:
      Nun auch noch Sprengstoff (26.06.09)

      Desinformation in der 'Badischen Zeitung'
      Die Schweizer Endlager-Suche (18.06.09)

      Asse II: Strom-Konzerne drückten
      die Sicherheits-Standards (3.06.09)

      Asse II: Mehr radioaktiver Müll als vermutet
      Greenpeace findet Hinweise auf zu niedrige Angaben
      in den Inventar-Listen (7.05.09)

      Asse II: Einsturzgefahr in Kammer 7 akut
      (29.04.09)

      Asse II diente auch der Bundeswehr als Atomklo
      Endlager-Skandal nimmt immer neue Dimensionen an (24.04.09)

      Asse II: Auch Fässer mit Pestiziden,
      Arsen und Blei im "Versuchs-Endlager" Asse II (15.04.09)

      Versuchslager Asse II
      Wer hat den radioaktiven Müll produziert? (23.02.09)

      Lauge aus Atommüll-Lager Asse erneut nach 'Mariaglück'
      Dringend nötige Rückholung weiter verzögert (7.02.09)

      Einsturzgefahr im Atommüll-Lager Asse
      Seit Dezember nicht veröffentlicht (15.01.09)

      Das ungelöste Problem der Endlagerung
      Folge 12 der Info-Serie Atomenergie

 

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