Allianz fordert Verkaufs-Verbot von Wal- und Delphinfleisch
Eine internationale Allianz aus 49 Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden sowie WissenschaftlerInnen hat heute die neue japanische Regierung aufgerufen, die Jagd auf Kleinwale und Delphine sofort zu beenden. Darüber hinaus fordern die Verbände, den Verkauf des mit Quecksilber und anderen Giftstoffen stark belasteten Fleisches zu verbieten. Zu den UnterzeichnerInnen des Aufrufs gehört auch die größte Verbraucherschutzorganisation Japans, die 'Consumers Union of Japan'.
Die japanische Regierung erlaubte bisher in den Küstengewässern den Fang von jährlich rund 20.000 Zahnwalen, darunter verschiedene Delphinarten, Schweinswale und Baird-Schnabelwale. Das Fleisch dieser Tiere wird im ganzen Land verkauft. Weil sie am Ende der marinen Nahrungskette stehen, sind diese Tiere hochgradig mit Quecksilber, polychlorierten Biphenylen (PCBs) und anderen giftigen Chemikalien kontaminiert.
Der mehrfach preisgekrönte Film 'Die Bucht' (siehe unseren Artikel v. 19. Oktober) hat in diesem Herbst die grausame Delphinjagd im japanischen Fischerort Taiji einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht - auch japanische Medien berichteten nun erstmals darüber. Die Berichte konzentrierten sich meist ausschließlich auf die Grausamkeit der Jagd. Die Quecksilberbelastung von Delphinfleisch blieb unerwähnt. "Seit Jahrzehnten warnen Wissenschaftler, daß Fleisch von Walen und Delphinen, das in Japan verkauft wird, alarmierend hohe Giftstoffwerten aufweist", erinnert Dr. Sandra Altherr von der Umwelt-Organisation 'Pro Wildlife', die zu den Initiatoren des Aufrufs zählt. "Die Konzentrationen einiger Proben überschreiten die japanischen Grenzwerte um das bis zu 5.000-Fache, was die Konsumenten erheblichen Gesundheitsrisiken aussetzt."
Clare Perry von der 'Environmental Investigation Agency' (EIA) ergänzt: "Einige dieser Tiere sind so vergiftet, daß Experten schon eine einzige Portion des Fleisches für ausreichend halten, um eine akute Quecksilbervergiftung zu erleiden." Quecksilber kann Nervenerkrankungen verursachen und erhöht das Risiko für die Parkinson-Krankheit, Arteriosklerose, Immunschwäche und Bluthochdruck. Bei Kindern wächst die Gefahr für Autismus, Asperger-Syndrom und Aufmerksamkeitsstörungen. Dennoch wird in Japan noch immer Delphinfleisch an Schulen verteilt - sogar im Rahmen von Ernährungsprogrammen.
Sakae Hemmi, Sprecherin der japanischen Organisation 'Elsa Nature Conservancy', erklärt: "Unsere letzte Untersuchung hat ergeben, daß 90 Prozent der Bevölkerung über die hohen Giftstoffwerte in Delphinfleisch nicht ausreichend informiert ist. Bis der Verkauf dieser kontaminierten Produkte verboten ist, sollten die Händler alle Wal- und Delphinprodukte mit Gesundheitswarnungen versehen."
Ein Institut des japanischen Umweltministeriums hat im Spätsommer über tausend Haarproben bei den BewohnerInnen des Fischerortes Taiji eingesammelt und auf Quecksilber untersucht. Erste Ergebnisse lassen auf Werte deutlich über dem Durchschnitt in der japanischen Bevölkerung schließen. Die japanische Tageszeitung 'Asahi Shimbun' kritisierte kürzlich, daß die Analysen in Taiji wichtige Standardtests ausließen, die quecksilberbedingte Nervenschädigungen nachweisen können.
Der offener Brief der Allianz aus 49 Organisationen und WissenschaftlerInnen fordert nun Premierminister Yukio Hatoyama und seinen Fischereiminister auf, keine Fangquoten mehr für Delphine und Kleinwale zu genehmigen. Zudem soll der Gesundheitsminister den Verkauf der kontaminierten Produkte verbieten. Das erst kürzlich eingerichtete Verbraucherschutzamt soll die entsprechenden Gesetze in die Wege leiten.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel zum Thema:
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