US-Wirtschaftskrise verursacht Panik an Frankfurter Börse
Aus Angst vor einem Übergreifen der US-Wirtschaftskrise auf die Weltwirtschaft geriet die Frankfurter Börse heute in einen Abwärtssog. Der 21. Januar 2008 wird als "schwarzer Montag" in die Geschichtsbücher eingehen. "Hier herrscht die nackte Panik - wir sehen den klassischen Crash", sagte ein Händler.
Der DAX brach um 524 Punkte - entsprechend 7,2 Prozent - auf einen Stand von 6.790 ein. Es handelt sich dabei um den tiefsten Absturz des DAX in seiner gesamten Geschichte. Prozentual betrachtet relativiert sich der Absturz auf den größten Verlust seit dem 11. September 2001. Weltweit verzeichneten die Börsen massive Kursverluste - mit Ausnahme der Wall Street, die heute wegen eines US-amerikanischen Feiertags geschlossen blieb. In Japan schloß der Nikkei-Index um 3,9 Prozent niedriger bei 13.325 Punkten. Die Börse in Hongkong lag 2,8 Prozent im Minus, in Seoul betrug der Verlust 2,9 Prozent. Auch die Aktienmärkte in Taiwan und Singapur schlossen im Minus. Die indische Börse verlor mehr als 8 Prozent.
An der Frankfurter Börse herrschte heute nach übereinstimmenden Berichten Panik. Mit 6.790 Punkten hat der DAX nunmehr die gesamten Kursgewinne des Jahres 2007 eingebüßt.
ExpertInnen erwarten, daß es weiter abwärts geht. In der zweiten Hälfte des Jahres 2007 hatte die vom Platzen der US-Immobilienblase ausgelöste Banken-Krise zwar weitere Kurssteigerungen verhindert - zu gravierenden Einbrüchen war es jedoch bislang nicht gekommen. Nach den düsteren wirtschaftspolitischen Meldungen der vergangenen Tage scheint jedoch das Vertrauen der AktionärInnen, daß es sich bei der Banken-Krise lediglich um eine Krise des Kreditgewerbes, jedoch nicht um tiefergehende wirtschaftliche Verwerfungen handele, verloren gegangen zu sein. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos warnte angesichts des DAX-Einbruchs vor Panik. Immer deutlicher kommt zu Tage, daß es sich bei der Banken-Krise lediglich um ein Symptom einer globalen Überproduktions-Krise handelt.
Entgegen den seit Monaten von Banken immer wieder erneuerten Versprechen, die "Kredit-Krise" sei nunmehr überwunden, übertrafen sich die nach und nach offenbarten Abschreibungen von Mal zu Mal. Als nunmehr Ende vergangener Woche der US-amerikanische Präsident - entgegen aller neoliberaler Theorie - ein Konjunkturprogramm ankündigte, war nicht mehr zu leugnen, daß die USA in eine tiefe Wirtschaftskrise abrutscht.
Am Sonntag kam nun die Meldung aus Deutschland hinzu, daß die WestLB entgegen den bisherigen Beschwichtigungen mit einem Verlust von über einer Milliarde Euro rechnen muß und einer dringenden Kapitalspritze von zwei Milliarden Euro bedarf. Erst am vergangenen Dienstag hatte es die Frankfurter Börse heftig durchgeschüttelt, nachdem der Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate sich mit unerwarteten Abschreibungen als Folge der Hypotheken-Krise offenbaren mußte. Einen Tag darauf wurde bekannt, daß der Siemens-Konzern wegen der Korruptionsaffaire mit einer Strafe von 4 Milliarden Euro durch die US-Börsenaufsicht SEC rechnen muß.
Und heute waren überdies die Vorgaben der asiatischen Börsen so mies, daß die Finanzwelt mit einem Übergreifen der US-Wirtschaftskrise auf den asiatischen Markt rechnet. Laut aktuellen Meldungen muß nun auch die Bank of China hohe Abschreibungen als Folge der Hypotheken-Krise vornehmen.
Vor diesem Hintergrund erscheint der heutige Crash noch geradezu rücksichtsvoll - doch es ist noch nicht aller Tage Abend.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
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