21.11.2013

Profit statt Kinder - Stiftung Warentest
schlägt Alarm bei Holzspielzeug

Kinderspielzeug
Formaldehyd, Blei, Kohlenwasserstoff-Verbindungen vom Typ PAK und andere gefährliche Stoffe fand die Stiftung Warentest bei jedem zweiten der untersuchten Holzspielsachen, die sie daher mit schlechten Noten bewertete. Daß sich diese Schadstoffe in Spielzeug finden, ist allein eine Folge geringerer Produktionskosten und daher des kapitalistischen Zwangs zur Maximierung der Profite.

Bereits vor einer Woche wurden erschreckende Ergebnisse des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) bekannt: In vielen Buntstiften und im Lack von Holzspielsachen fanden sich Konzentrationen von Weichmachern, die sogar die zulässigen Grenzwerte überschritten (Siehe unseren Artikel v. 13.11.13). Weichmacher wie Phthalate, Acetyl-Tributylcitrat und Diethylhexyladipat, aber auch die jetzt entdeckten Stoffe wie Formaldehyd, Blei und PAK können Krebs erzeugen, das Immunsystem schädigen und die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen. In Puzzles und Sperrholzplatten fanden die WissenschaftlerInnen der Stiftung Warentest sogar Formaldehyd und stark krebsauslösende Nitrosamine sowie allergieverursachendes Nickel. Die meisten dieser Stoffe können Menschen weder riechen noch schmecken. Bei Kindern stellen sich die Folgen der Vergiftung oft erst nach vielen Jahren heraus. Und dann kann - ähnlich wie bei Radioaktivität aus dem "Normalbetrieb" von Atomkraftwerken - nicht mehr nachgewiesen werden, wann das Gift beim Lutschen oder Anfassen über Mund oder Haut aufgenommen worden war.

Außerdem kritisiert die Stiftung Warentest Kleinteile, die sich von Spielzeug lösen können. Wenn ein Kind sie schluckt, kann es im im schlimmsten Fall daran ersticken. Solche gefährlichen Spielsachen für Ein- bis Dreijährige wie beispielsweise das Motorik-Spiel "Teich" und der Wagenschmuck "Clown am Ring" der Firma Hess sind mangelhaft und dürften laut Stiftung Warentest gar nicht verkauft werden.

Im grünen Lack des Holzfroschs von New Classic Toys fand sich krebserzeugendes Chrysen, ein PAK. In seiner roten Schnur steckt das krebserzeugende Benzidin als Bestandteil eines Farbstoffs. Benzidin ist in der EU verboten - der Frosch ist laut Stiftung Warentest "nicht verkehrsfähig". Als "mangelhaft" gewertet wurden auch drei von vier Holzzügen sowie ein Fahrzeug, dessen Holzteile sich zusammenstecken lassen.

Auf der sicheren Seite sind Eltern, die ihren Kindern Spielsachen aus nicht lackiertem und unbehandeltem Holz geben. Auch eines von zwei Prüfsiegeln ist laut Stiftung Warentest ein halbwegs brauchbarer Wegweiser. Das CE-Siegel ist nicht mehr als ein Versprechen der Herstellerfirma, die gesetzlichen Vorgaben der EU einzuhalten. Das GS-Zeichen für "geprüfte Sicherheit" wird dagegen von unabhängigen Instituten vergeben. Nur jedes sechste der getesteten Spielsachen wies das GS-Zeichen auf. Rund 60 Prozent der mit GS-Zeichen versehenen Spielsachen dürfen als "gut" und je rund 20 Prozent als "befriedigend" oder "ausreichend" gelten. Die besten Test-Ergebnisse erzielten mit den Noten 1,6 und 1,8 der Basis-Bausteinsatz (extra große "Grundpackung") von Haba und die Holzbausteine von Heros. Die Ergebnisse und Bewertungen sind im Einzelnen im Dezember-Heft zu finden, das in den kommenden Tagen am Kiosk erhältlich ist.

Laut Stiftung Warentest beweisen einige "gute" und "befriedigende" Produkten, daß es "möglich ist, Spielzeug zu produzieren, das die Gesundheit der Kinder nicht gefährdet." Meist ist die Herstellung von ungefährlichem Spielzeug nur ein wenig teurer. Dies zeigt: Profit ist wichtiger als die Gesundheit der Kinder.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Profit statt Kinder
      Spielzeug mit Weichmachern belastet (13.11.13)

      Kinderarmut in Deutschland
      Unicef klagt an (25.10.13)

      Profit statt Kinder
      Krebs-Gift im Babybrei (16.09.13)

      Profit statt Kinder
      Fingerfarben enthalten gefährliche Stoffe (30.08.13)

      AKW Gundremmingen bedroht
      weiterhin Süddeutschland (15.08.13)

      AKW Philippsburg bedroht
      weiterhin Region Karlsruhe (10.08.13)

      Brennelemente-Tausch
      Radioaktives Jod über AKW Gundremmingen (12.11.11)

      Giftige Gummistiefel für Kinder
      (30.08.11)

      Kinderkrebs im Umkreis von Atomkraftwerken
      deutlich erhöht (4.08.11)

      Merkels "Atom-Ausstieg"
      Täuschungsversuch wie vor 11 Jahren (30.05.11)

      Deutschland ist Spitze
      bei der Kinderfeindlichkeit (20.09.10)

      Bundessozialgericht:
      Arme Kinder sollen dumm bleiben (20.08.10)

      Nachwuchs ohne Zukunfts-Chance
      Immer mehr Kinder kommen unter die Räder (1.06.10)

      Phthalate im Plastik und Spielzeugpanzer
      Werden unsere zukünftigen Männer verweichlicht? (16.11.09)

      Hormon-Chemie in Babyschnullern
      Gefährliches Bisphenol-A entdeckt (1.10.09)

      Kindes-Mißhandlungen in Deutschland nehmen zu
      Ministerin von der Leyen enttarnt (2.07.09)

      Krebsgefahr:
      Pestizide in Kirschen (15.06.09)

      Krebsgefahr durch Badelatschen
      Weichmacher im Gummi (1.04.09)

      Hormone im Mineralwasser
      Plastikflaschen nach wissenschaftlicher Studie in der Kritik
      (12.03.09)

      Kinderarmut in Deutschland
      Verwirrspiel mit statistischen Zahlen (22.06.08)

      Kinderarmut in Deutschland mittelmäßig?
      Stärkere Umweltbelastung von Kindern der Unterschicht (27.05.08)

      Krebs-Häufung in der Nähe von AKWs
      Neue Studie im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz
      (7.12.07)

      2,7 Millionen Kinder in Deutschland
      mit ALG II nicht ausreichend versorgt (13.08.07)

      Skandal: Hormon-Chemie in
      Baby-Nahrung und Kinder-T-Shirts (30.07.07)

      UN-Studie: Deutschland Spitze in Kinderfeindlichkeit
      Stärkster Anstieg bei Kinderarmut (2.03.05)

      Chemie im Blut von Kindern (30.10.04)

      Weiche Babys Dank Phthalat
      Giftige Weichmacher deutscher Firmen in Medizinprodukten
      (23.06.04)

      Gift in Schwimmringen und Badelatschen (29.06.04)

      Gefahren durch Kunststoffe
      Weichmacher gefährlicher und weiter verbreitet als vermutet
      (9.04.04)

      Nach wie vor werden in Deutschland
      Kinderrechte mit Füßen getreten (16.01.04)

      Kindersklaven für Bayer,
      Monsanto, Unilever & Co. (5.08.03)

      Schwimmhilfen mit horrenden Giftmengen
      Fast alle Schwimmflügel und Schwimmringe "ungenügend" getestet
      (5.07.03)

      Gift im Geld
      Das Hormongift Tributyzinn (TBT) ... (9.01.02)

 

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