31.03.2009

Festung Europa:
Mehr als 300 Flüchtlinge
im Mittelmeer ertrunken

Nach dem Untergang zweier Boote mit Flüchtlingen, die in der Nähe der libyschen Hauptstadt Tripolis gestartet waren und Italien ansteuerten, wird mit dem Tod von mehr als 300 Menschen gerechnet. Wie italienische Medien heute (Dienstag) morgen berichteten, wurden zunächst 21 Leichen und 23 Überlebende geborgen. Über 500 afrikanische Flüchtlinge würden noch vermisst. Auf einem Boot seien mehr als 250 Menschen gewesen, auf dem zweiten sollen sich 360 Flüchtlinge befunden haben.

In Folge der Weltwirtschaftskrise wird die Zahl der Hungertoten in Afrika drastisch zunehmen. Die EU hält unverändert an ihrer rigorosen Abschottungspolitik fest und die italienische Regierung unter Silvio Berlusconi kündigte bereits an, jetzt noch härter gegen MigrantInnen vorzugehen.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in den vergangenen 24 Stunden mehr als 300 Menschen ertrunken. Ein Sprecher der Organisation, Jean-Philippe Chauzy, teilte mit, am Montag seien möglicherweise auch drei Schiffe mit Flüchtlingen untergegangen. Laut verschiedenen Meldungen sind unter den Vermissten Flüchtlinge aus Somalia, Nigeria, Eritrea, dem Maghreb, Syrien und den Palästinensergebieten.

Die Suche nach den Vermissten dauerte nach Angaben der libyschen Küstenwache an. Über die Unglücksursache lagen noch keine Angaben vor. Bekannt ist, daß die Boote von Menschenschmugglern häufig in einem desolaten Zustand und völlig überfüllt sind. Nach einem aktuellen Bericht des italienischen TV wurde ein drittes Boot, das ebenfalls in Seenot geraten war, mit rund 350 Menschen an Bord von einem italienischen Frachter entdeckt.

Am Montag, 30. März, waren bereits über 400 Bootsflüchtlinge in Süditalien angekommen. Nach Berichten italienischer Medien erreichte ein 20 Meter langes Holzboot mit 249 Menschen, darunter 31 Frauen und acht Minderjährige, in den frühen Morgenstunden den Hafen von Portopalo an der Südspitze von Sizilien. Zuvor waren in der Nacht 153 Verzweifelte an einem anderen Strand der größten Insel Italiens angeschwemmt worden.

2008 waren fast 37.000 Flüchtlinge über den Seeweg in Italien angekommen - rund 75 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Erst am Sonntag kamen mehr als 600 Flüchtlinge übers Mittelmeer nach Italien - sie wurden teils noch vor der Küste Siziliens, teils bereits an Land geborgen. Auf der zu Italien gehörenden Mittelmeerinsel Lampedusa herrschen in Flüchtlingslagern katastrophale Zustände. Bisher versuchte die italienische Regierung mit einer Politik der Abschreckung den Strom der Flüchtlinge aus Afrika zu stoppen. Gegen diese Politik protestierte in diesem Jahr auch die örtliche Bevölkerung gemeinsam mit den Asylsuchenden.

Die libysche Regierung versucht gegen Geldzahlungen der EU den Transit von Flüchtlingen aus den afrikanischen Armutsregionen zu blockieren. Doch angesichts der langen und unübersichtlichen Mittelmeerküste Libyens war dem bisher wenig Erfolg beschieden. IOM zufolge leben in Libyen eine bis anderthalb Millionen Flüchtlinge vor allem aus Westafrika und den Ländern am Horn von Afrika wie Somalia und Äthiopien - die meisten davon in Internierungs-Lagern. Eine unbekannte Anzahl davon versuche, nach Europa zu gelangen.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel zum Thema:

      Weitere Proteste auf Lampedusa
      Italiens Asylpolitik unverändert unmenschlich (18.02.09)

      Weiter Demonstrationen auf Lampedusa
      gegen europäische Abschottungs-Politik (28.01.09)

      Protest gegen Festung Europa
      MigrantInnen auf Lampedusa demonstrieren
      gegen Lager-Bedingungen (24.01.09)

      Festung Europa
      Menschenverachtende Politik gegen Flüchtlinge (20.06.08)

      Flüchtlingselend und Artenschwund in Nordafrika
      Führt Tierschutz zu mehr Menschenschutz? (22.01.08)

      Frontex und die toten Flüchtlinge
      Immer mehr Leichen im Mittelmeer (25.12.07)

      Europa, schäme dich!
      Flüchtlingselend im Mittelmeer (28.05.07)

      Eine mörderische Weltordnung
      Ceuta und Melilla (21.10.05)

      ai: "deutsche Asylpolitik verantwortungslos" (25.05.05)

      Festung Europa fordert Tote
      Mehr Leichen als Krabben in den Netzen (26.03.05)

      'Tag des Flüchtlings 2004:
      Europa macht dicht! (30.09.04)

      'Menschenverachtender Umgang
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      'Zuwanderungsgesetz
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      'Nach wie vor werden in Deutschland
      Kinderrechte mit Füßen getreten' (16.01.04)

      '60 Tote infolge europäischer Unchristlichkeit' (22.12.03)

      'Sind Sie darauf stolz, Herr Schily?' (13.01.03)

      'Europa hat eine Verantwortung' (11.10.00)

 

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