22.08.2019

Der Amazonas-Urwald brennt
- eine globale Umwelt-Katastrophe

Brände im Amazonas-Regenwald, August 2019 - Grafik: NASA - gemeinfrei
Rio de Janeiro (LiZ). Satelliten-Bilder zeigen riesige Waldbrände im Amazonas-Urwald. Betroffen von den meist absichtlich gelegten Bränden ist vor allem der Westen Brasiliens, wo schon große Teile des Urwaldes für den profitträchtigen Anbau von Soja vernichtet wurden.

Zwischen Januar und August wurden in Brasilien 72.843 Waldbrände gezählt. Tag für Tag kommen rund tausend neue Brände hinzu. Nach Angaben des staatlichen brasilianischen Instituts INPE haben Waldbrände in Brasilien in diesem Jahr um 82 Prozent gegenüber 2018 zugenommen. Rund zwei Drittel dieser Brände wurden in der Amazonas-Region verzeichnet. Noch krasser sind die Zahlen des Instituts über die Abholzung: Eine Steigerung im Juli um 278 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Für die Restbestände des Amazonas-Regenwaldes sind die Brände eine Katastrophe. Auch in der Regierungszeit der korrupten und angeblich linken Regierungen unter Luiz Inácio "Lula" da Silva (Präsident von 2003 bis 2010) und Dilma Rousseff (Präsidentin von 2011 bis 2016) konnte die Vernichtung des Regenwaldes kontinuierlich fortgesetzt werden. Nach einer Chaos-Periode ist seit Anfang 2019 der rechtsextreme Jair Bolsonaro brasilianischer Präsident. Es steht zu befürchten, daß damit das endgültige Aus für den Regenwald besiegelt ist.

Brände im Amazonas-Regenwald, August 2019 - Grafik: NASA - gemeinfrei

Grafik auf der Grundlage von Satelliten-Fotos der NASA

Die US-Weltraumbehörde NASA veröffentlichte am heutigen Donnerstag (22.08.2019) diese schockierende Grafik. Auf der Aufnahme des Satellitensystems Modis ist jedes brennende Stück Regenwald mit einem roten Punkt markiert. Die Brände breiten sich nicht nur in Brasilien, sondern auch in den Nachbarstaaten Peru, Kolumbien und Bolivien aus. Medienberichten zufolge sollen in den vergangenen Tagen allein in Bolivien Hunderttausende Hektar Regenwald vernichtet worden sein.

Bolsonaro verbreitet entgegen besserem Wissen den Verdacht, Umweltschutz- und Menschenrechts-Organisationen seien für die Brände verantwortlich: "Wir nehmen den Nicht-Regierungs-Organisationen ihre Zuschüsse, wir haben die Überweisungen der Regierungsstellen eingestellt. Jetzt fehlt ihnen das Geld." Und hierfür würden sich diese nun rächen. "Von all diesen Brandherden gibt es Aufnahmen, aus ganz Amazonien," sagte Bolsonaro. "Mein Gefühl sagt mir, daß diese Leute dorthin gegangen sind, Feuer gelegt und es gefilmt haben." Beweise konnte er nicht vorlegen.

Die Lüge könnte Bolsonaro allerdings auf die Füße fallen, denn auch beim Großteil der BrasilianerInnen - beschäftigt mit dem täglichen Kampf ums Überleben und bisher kaum interessiert am Zustand des Regenwaldes - verbreiten sich immer mehr Sorgen um die Natur und auch das Thema Klimakrise dringt inzwischen bis in breite Schichten vor.

Über die brasilianischen Medien verbreitete Bilder der sich durch den Regenwald fressenden Feuerwalze und bis über weite Teile Brasiliens ziehende Rauschwolken verursachen bei vielen Menschen ein Erschrecken. Diese Bilder konnte Bolsonaro offenbar nicht unterdrücken. Auch einige brasilianische Prominente sind mittlerweile mit kritischen Äußerungen an die Öffentlichkeit gegangen.

Bekannt wurde landesweit, daß Landwirte im Teilstaat Para Anfang des Monats in einer Zeitung für den 10. August den "Tag des Feuers" ausgerufen hatten. Damit versuchten die entlang des "Soja-Highway" angesiedelten 163 Landwirte ein Zeichen setzen, daß sie noch mehr Soja zu produzieren wollen. An diesem Tag zählte INPE insgesamt 124 Brände in dieser Region - am 11. August waren es 237 Feuerherde links und rechts des "Soja-Highway". Die Bolsonaro-Regierung unternahm nichts und bestraft wurde niemand.

Brände im Amazonas-Regenwald, August 2019, entlang einer Straße - Foto: Chico-Mendes-Institut -  Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0

Foto: Chico-Mendes-Institut

Das Ausmaß der Brände sei eine direkte Konsequenz der Politik Bolsonaros, heißt es in einer Erklärung der 'Gesellschaft für bedrohte Völker' (GfbV). Dieser habe es der Agro-Branche leicht gemacht, den Wald auch per Feuer zu roden, um die freien Flächen für zusätzliche Soja-Felder zu nutzen. "Da es seit seinem Amtsantritt für Übergriffe auf Indigene zudem praktisch keine Strafverfolgung mehr gibt, fühlen sich die Konzerne und einzelne Bauern ermutigt, selbst die Initiative zu ergreifen," erklärte Regina Sonk von GfbV. Brandrodung sei in der Region seit Jahren üblich, um Platz für Soja-Anbau und Viehzucht zu schaffen. In der aktuellen Trockenphase sei es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Brände unkontrollierbar würden.

 

 

Anmerkungen

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