Ein örtliches Amtsgericht hat heute das Wiederhochfahren des AKW Oi gestoppt. Seit dem 11. März 2011 sind - mit einer kurzen Unterbrechung - daher sämtliche 50 noch intakten Atom-Reaktoren abgeschaltet. 189 JapanerInnen hatten Klage eingereicht und das Gericht mit dem Argument mangelhafter Sicherheit überzeugt.
Nach Beginn des Super-GAU und der Kernschmelze in drei Atom-Reaktoren des AKW Fukushima Daiichi waren in Japan sämtliche 50 noch intakten Atom-Reaktoren - angeblich zu Wartungsarbeiten und Sicherheitsüberprüfungen - abgeschaltet worden. Ähnlich waren 1986 nach der Tschernobyl-Katastrophe die italienischen Behörden vorgegangen, um so die Bevölkerung zu beruhigen. Sie hofften zugleich, so den Atomkraft-GegnerInnen den Wind aus den Segeln nehmen zu können und das anstehende Referendum über den italienischen Atom-Ausstieg zu beeinflussen (Siehe hierzu Folge 9 der Info-Serie Atomenergie).
Bei der nun erfolgreichen Klage ging es um die Reaktoren 3 und 4 des AKW Oi, die bereits Ende Juni 2012 wieder hochgefahren worden waren, aber seit September 2013 - angeblich wegen Wartungsarbeiten - erneut abgeschaltet sind (Siehe unseren Artikel v. 15.09.13). Laut regierungsamtlicher Darstellung prüft die japanische Atomaufsicht nach wie vor den Antrag des Betreiber-Konzerns Kansai Electric Power (KEPCO), die beiden (von insgesamt vier) Reaktoren des AKW Oi wieder hochzufahren. Kürzlich hatte ein Bezirksgericht in Osaka im Sinne von KEPCO eingegriffen und ein vergleichbares Urteil eines Amtsgerichts aufgehoben - mit der Begründung: Ein Gericht dürfe den AKW-Betrieb nicht blockieren, bevor die Atomaufsicht eine Entscheidung gefällt habe. Shunichi Tanaka, Vorsitzender der japanischen Atomaufsicht, wollte heute (Mittwoch) keine Stellungnahme zu dem aktuellen Urteil abgeben und verwies darauf, daß seine Behörde die Überprüfung des AKW Oi fortsetze.
Allein in der Präfektur Fukui befinden sich das AKW Mihama, der Schnelle Brüter Monju (Siehe hierzu auch unseren Artikel v. 17.01.14), das AKW Oi und das AKW Tsuruga mit insgesamt 14 Atom-Reaktoren. Drei der insgesamt sechs Reaktoren des AKW Fukushima Daiichi sind durch Kernschmelzen zerstört, einer - der am 11. März 2011 abgeschaltet war - durch eine Knallgas-Explosion offenbar dauerhaft zerstört und zwei sollen laut offiziellen Verlautbarungen intakt sein. Nach dem gegenwärtigen Stand der öffentlichen Informationen sind die neuen japanischen Sicherheitsbestimmungen so streng, daß nur dann eine Betriebsgenehmigung für ein Atomkraftwerk erteilt werden könne, wenn es nachweislich gegen einen Tsunami wie jenem vom März 2011 effektiv geschützt sei. Dies würde jedoch konkret zur Folge haben, daß keines der japanischen Atomkraftwerke, die ausnahmslos am Meeresufer errichtet wurden, wieder in Betrieb gehen kann. Es ist daher mit Tricksereien zu rechnen.
Derzeit sind sämtliche 50 noch intakten Atom-Reaktoren in Japan abgeschaltet. Die japanische Regierung hat sich zwar generell für die weitere Nutzung der Atomenergie ausgesprochen, verschob aber aus taktischen Gründen über Monate hin die Entscheidung, eine Genehmigung zu einem erneuten Hochfahren von Atom-Reaktoren zu erteilen. Bereits im Oktober 2013 lagen von Seiten der Atom-Konzerne wie TEPCO fünf entsprechende Anträge vor. Die japanische Atomaufsicht prüft anscheinend nach wie vor zehn Atom-Reaktoren auf angeblich verschärfte "Sicherheitsanforderungen". Die vier Reaktoren des AKW Oi sind derzeit offiziell wegen Wartungsarbeiten oder Inspektionen abgeschaltet (Siehe hierzu auch unseren Artikel v. 15.09.13).
Je länger die Zeit dauert, in der Japan atomstromfrei bleibt, desto deutlicher wird in der Öffentlichkeit, daß ein Atomausstieg keine Frage des Könnens sondern des Wollens ist. Über das AKW Fukushima Daiichi liegen aus den vergangenen vier Monaten lediglich widersprüchliche und in etlichen Fällen offensichtlich verharmlosende Meldungen vor.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
IPPNW kritisiert Strahlenschutz-Kommission
"Ignoranz gegenüber Tschernobyl-Folgen" (24.04.14)
Atomforschung am KIT
Indizien weisen auf militärische Anwendungen hin (19.04.14)
Fukushima: Immer weitere "Pannen"
Wiedereinstieg in Atomenergie auf der Kippe (25.02.14)
China bringt Energie-Wende voran
Erstmals über 50 Prozent der Energie-Investitionen (24.02.14)
Schweizer Atomkraftwerke
Gefahr für weite Teile Europas (14.02.14)
AKW Brunsbüttel:
Noch mehr rostige Atommüll-Fässer im Keller (12.02.14)
Trojaner in japanischem AKW
Schneller Brüter Monju befallen (17.01.14)
Folgen von Fukushima:
Krebs bei US-SoldatInnen (7.01.14)
Abschaltung nach Transformator-Brand
AKW Arkansas II außer Betrieb (12.12.13)
Fukushima: Extreme Radioaktivität
25 Sievert/Stunde (10.12.13)
Krebs durch AKW
auch in NRW (28.11.13)
Gefährliche Bergung der Brennelemente beginnt
TEPCO als inkompetent kritisiert (18.11.13)
Große Mehrheit in Polen für Energie-Wende
Regierung für Atomenergie und Kohle (12.11.13)
AKW Temelin: Ausbau verzögert
EU-Kommission streitet mit Tschechien (10.11.13)
Atom-Ausstieg?
Ein Vergleich zwischen D und GB (2.11.13)
Radioaktivität unter Fukushima
um das 6.500-fache gestiegen (19.10.13)
EU-Kommissar Oettinger manipuliert
Subventionsbericht zu erneuerbaren Energien (14.10.13)
Super-GAU von Fukushima
Radioaktive Belastung des Meeres steigt (10.10.13)
Hilflos in Fukushima
Japanische Regierung bittet Ausland um Beistand (6.10.13)
IKEA in Konkurrenz zu Strom-Konzernen
Solar-Anlagen aus dem Möbelhaus (30.09.13)
Japan: Kein AKW in Betrieb
Es geht auch ohne Atomkraft (15.09.13)
Tschechien: Stop der Förderung
der erneuerbaren Energien -
Subventionierung der Atomenergie? (15.09.13)
Unterirdischer Abfluß aus Fukushima
größer als bislang zugegeben (1.09.13)
Super-GAU von Fukushima
Immer mehr Kinder mit Krebserkrankungen
TEPCO will Hilfe von IAEA (22.08.13)
AKW-Ruine Fukushima
Immer mehr radioaktives Grundwasser fließt ins Meer (8.08.13)
Greenpeace deckt auf
AKW Tricastin extrem unsicher (15.07.13)
China stoppt Bau einer
Urananreicherungsanlage in Guangdong (14.07.13)
Super-GAU von Fukushima
Dramatischer Anstieg der Radioaktivität im Grundwasser (10.07.13)
Fukushima: Strontium im Grundwasser
(19.06.13)
Französische Regierung treibt Endlager-Projekt
in Bure voran (7.06.13)
Schwerer Störfall im AKW Forsmark
Notstromversorgung war nötig (31.05.13)
Hamburg: Katastrophe nur
knapp abgewendet (16.05.13)
AKW Fessenheim
Betriebsdauer von 60 Jahren? (29.04.13)
Gerichtsurteil in Japan:
Kinder müssen in verstrahlter Region bleiben (24.04.13)
Mehrheit in Polen gegen AKW
Trotz erfolgloser Propaganda bleibt Regierung auf Atom-Kurs (19.04.13)
China plant Atomausstieg
AKW-Bauvorhaben aufgegeben (28.03.13)
AKW-Ruine Fukushima
Notkühlung ausgefallen (19.03.13)
Fukushima mahnt
IPPNW-Report über Folgen des Super-GAU (6.03.13)
Zwei Jahre nach Fukushima
Fünf Groß-Demos in Deutschland (4.03.13)
Französischer Physik-Professor fordert
Stilllegung des AKW Fessenheim (15.02.13)
Werden die belgischen Atomkraftwerke
Doel und Tihange wieder hochgefahren? (15.02.13)
Mehrheit in Deutschland
für früheren Atomausstieg (6.02.13)
Pläne des AKW Tricastin aus Villa
in Vorort von Paris gestohlen (26.01.13)
Atommüll-Zug in Südfrankreich entgleist
Bestimmungsort ist möglicherweise Deutschland (22.01.13)
"Schwarz-Gelb" schafft Grundlage für Atommüll-Export
AtomkraftgegnerInnen kritisieren Dammbruch (4.01.13)
AKW Garoña abgeschaltet
Folgt die Stilllegung? (17.12.12)
AKW Philippsburg
Insiderkritik an mangelhafter Sicherheit (13.12.12)
Bundes-Atom-Minister Altmaier sagt:
"Ich stoppe Gorleben!" (30.11.12)
Französische Regierung will Kernfusions-Reaktor
15 Prozent mehr EU-Finanzmittel für Atomenergie (15.11.12)
Bau-Stop in Gorleben
Bürgerinitiative feiert Sensation (13.11.12)
Fisch im Küstengebiet vor Fukushima
auch nach 18 Monaten stark radioaktiv belastet (26.10.12)
Fukushima
"Falsches Gefühl der Sicherheit" (23.10.12)
HypoVereinsbank und Atomenergie
Profit wichtiger als Versprechen von 2011 (27.09.12)
Greenpeace: Gorleben als Endlager
genügt nicht einmal behördlichen Sicherheitsstandards (26.09.12)
Greenpeace protestiert auf der Weser
gegen Plutonium-Transport (24.09.12)
Stilllegung des AKW Fessenheim
Ende 2016? (21.09.12)
Atomwaffen-Plutonium in deutschen AKW?
Welche Rolle spielte "Rot-Grün"? (15.09.12)
Ein Toter bei Protesten gegen AKW-Neubau
im indischen Kudankulam (11.09.12)
Greenpeace fordert Stilllegung des AKW Cattenom
Kritik an Stress-Tests (23.08.12)
Im Salz unter Gorleben
wird illegal weitergebaut (20.08.12)
8000 Risse im AKW Doel
Stilllegung dennoch ungewiß (17.08.12)
Riß im Reaktordruckbehälter
des belgischen AKW Doel (9.08.12)
General Electric: Atomenergie zu teuer
Das Ende des Atomenergie-Zeitalters (30.07.12)
Erneut 200.000 beim Anti-Atom-Protest
Diskussion um Strategie in Japan (29.07.12)
BI Lüchow Dannenberg warnt
vor neuem Endlagersuchgesetz (29.07.12)
Fukushima: 36 % der Kinder
haben veränderte Schilddrüsen (5.07.12)
Transparente Schweizer Endlager-Suche?
Illusion um Benken geplatzt (2.07.12)
200.000 in Tokio gegen Atomenergie
AKW Oi wird hochgefahren (30.06.12)
Sprengstoff entdeckt
Schwedisches AKW Ringhals unzureichend gesichert (21.06.12)
Schweizer Uralt-AKW Beznau
Riß im Reaktordeckel? (19.06.12)
Gorleben: Atomarer Irrweg wird fortgesetzt
Weitere CASTOR-Transporte angekündigt (7.06.12)
Greenpeace-Aktivist landet auf
spanischem AKW Garoña (6.06.12)
"Versuchs-Endlager" Asse II
Rückholung des Atommülls weiter verzögert
BfS bereitet stattdessen Flutung vor (31.05.12)
Tschernobyl wirkt
Radioaktivität in Wildschweinen und Pilzen (8.05.12)
Atomkraftwerke in Japan
Alle Reaktoren abgeschaltet (5.05.12)
Greenpeace-Aktivist landet
auf Atomkraftwerk (2.05.12)
Feuer im AKW Fessenheim
Stilllegungung weiterhin ungewiß (25.04.12)
Aus für AKW-Pläne in Großbritannien
E.on und RWE machen Rückzieher (29.03.12)
Schweizer AKW Beznau
Reaktor II wegen Kühlproblem abgeschaltet (24.03.12)
AKW Krümmel
Noch mehr rostige Atommüll-Fässer (20.03.12)
AKW Philippsburg
Heruntergespielte "Pannen" (15.03.12)
AKW Neckarwestheim
Noch ein rostiges Atommüll-Faß (15.03.12)
65.000 für Atom-Ausstieg
bei Internationaler Menschenkette im Rhônetal (11.03.12)
Rostige Atommüll-Fässer
im AKW Brunsbüttel (7.03.12)
Warnung vor AKW Angra
Der Wahnsinn der Hermes-Bürgschaften (4.03.12)
Atomkraftwerke
Kernschmelz-Risiko unterschätzt (1.03.12)
Schweizer AKW Beznau
jetzt ältestes Atomkraftwerk der Welt (29.02.12)
BUND fordert Transparenz bei Endlagersuche
Transparenz bei einer Farce? (22.02.12)
Referendum in Polen
Nein zu AKW-Neubauplänen (15.02.12)
Der permanente Super-GAU von Fukushima
"Kaltabschaltung" obsolet - Temperatur steigt (13.02.12)
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19 Tage lang verharmlost (6.02.12)
Japan: Nur noch 3
von 54 Atom-Reaktoren am Netz
Internationale Anti-Atom-Konferenz in Yokohama (30.01.12)
Endlagersuche in der Schweiz
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Röttgen verplappert sich:
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weiter verzögert
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widerspricht Landesregierung (20.11.11)
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Nuklear-Nomade im AKW Fessenheim verstrahlt
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Merkels "Atom-Ausstieg"
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Reihe schwerer Sicherheitsmängel
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Info-Serie Atomenergie - Folge 9
Der italienische Atom-Ausstieg