Letzter Stop vor der Weltwirtschaftskrise?
Zuletzt hatte die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins vor acht Tagen um drastische 0,75 auf 3,5 Prozent herabgesetzt. Heute (Mittwoch) senkte sie ihn um weitere 0,5 Prozent.
Seit dem 18. September hat die Fed in insgesamt fünf - teils von der Fachwelt als außergewöhnlich gewerteten - Schritten den Leitzins von anfangs von 5,25 Prozent um insgesamt mehr als 2 Prozent auf nunmehr 3,0 Prozent ermäßigt. Damit ist auch dieses Instrumentarium nahezu ausgereizt, nachdem die Fed zunächst versucht hatte, die Banken-Krise mit Milliarden-Dollar-Spritzen in den Geldmarkt in den Griff zu bekommen. Da dies nicht gelang, sieht es nunmehr auch nicht danach aus, als könne das Schrumpfen der US-Wirtschaft dauerhaft gebremst werden.
Die Abschreibungen bei den Banken haben sich mittlerweile auf rund 270 Milliarden US-Dollar (180 Milliarden Euro) summiert. Doch Greenspan und Soros haben bereits vor Wochen eine mögliche Obergrenze der Verluste auf 1000 Milliarden US-Dollar taxiert. Zuletzt hatten
wir am 10. Dezember eine Hit-Liste der mit Abschreibungen weltweit führenden Banken
veröffentlicht. Hier die aktuelle Hit-Parade (Angaben in Milliarden US-Dollar):
1. Citigroup
|
24,6
|
2. Merrill Lynch
|
23,6
|
3. UBS
|
14,4
|
4. Société Générale
|
14,4
|
5. Morgan Stanley
|
9,4
|
6. Northern Rock
|
9,1
|
7. Bank of America
|
5,3
|
8. Crédit Suisse
|
4,7
|
9. HSBC
|
3,4
|
10. IKB
|
3,4
|
11. Deutsche Bank
|
3,2
|
12. Bear Stearns
|
2,7
|
13. Barclays
|
2,7
|
Vor acht Tagen ließen sich die Börsen von der Zins-Show der Fed nur kurzfristig beeindrucken, und auch diesmal scheint es nicht anders zu sein: Der New Yorker Aktienmarkt zog kurzzeitig um gut 100 Punkte an - und rutschten dann wieder in die Verlustzone.
Die Fed ist inzwischen mit ihren Wünschen bescheiden geworden und will mit der neuerlichen Zinssenkung "im Zeitverlauf maßvolles Wachstum fördern und die Risiken für die Wirtschaft mindern." Zugleich räumte sie ein, was inzwischen eh die Spatzen von den Dächern pfeifen: Es gebe weiterhin Gefahren für das Wachstum der US-Wirtschaft. Die Finanzmärkte stünden derzeit weiter "unter beträchtlichem Stress". Haushalte und Unternehmen hätten noch stärker Probleme, an Kredite zu gelangen. Und jüngste Daten wiesen zudem auf eine Verschlechterung der Lage auf Immobilien- und Arbeitsmarkt hin, hieß es heute in der öffentlichen Erklärung der Fed.
Wie inzwischen üblich wird schon wieder über weitere Zinssenkungen der Fed spekuliert. Wohl in der Hoffnung, daß auch angekündigte Medizin bereits wirkt, schürte die Fed die Gerüchte selbst, indem sie orakelte, im Bedarfsfall zu einer weiteren Lockerung der Geldpolitik bereit zu sein: Sie werde "zeitnah reagieren, um Risiken entgegen zu treten."
Und wie kaum anders zu erwarten, muß der US-Dollar gegenüber dem Euro eine weitere Abwertung verzeichnen. Zudem liegt der US-Leitzins nun exakt ein Prozent unter dem der Euro-Zone mit 4,0 Prozent. Dadurch werden Finanzanlagen im Dollar-Raum unattraktiver als in der Euro-Zone.
Nach aktuellen Konjunkturdaten wird die US-Wirtschaft weiter schrumpfen. Und nach den offiziellen Angaben aus dem US-Handelsministerium wuchs das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2007 nur noch mit einer hochgerechneten Jahresrate von 0,6 Prozent. Wirtschaftskommentatoren unterstrichen nach diesen heute präsentierten Zahlen, daß sich das US-Wachstum trotz aller Rezessionsgefahren immer noch im positiven Bereich bewege.
Zugleich verabschiedete das US-Abgeordnetenhaus mit breiter Unterstützung auch aus dem Lager der "demokratischen" Partei ein 146 Milliarden Dollar (98,6 Milliarden Euro) umfassendes Konjunkturprogramm, um die Wirtschaftskrise abzuwenden. Enthalten sind darin "Investitionsanreize" fürs Kapital sowie Steuerrückzahlungen für Privatbürger zwischen 300 und 1.200 US-Dollar. US-Präsident George W. Bush, der sich damit erneut als Bibel-Kenner ausweist ("Wer hat, dem wird gegeben"), will das Programm noch im Februar in Kraft setzen. Zustimmen muß auch noch der Senat. Dort streben sowohl "Republikaner" als auch "Demokraten" eine Ausweitung des Programmes an, von dem Wirtschaftsfachleute bei der vorgesehenen Größenordnung allenfalls den Effekt eines Strohfeuers erwarten. Beachtlich ist jedoch die plötzliche Abkehr von den bislang strikt eingehaltenen Geboten der neoliberalen Heilslehre.
Der Ex-Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan, sagte der Wochenzeitung 'Die Zeit', er glaube, "daß die Wahrscheinlichkeit einer Rezession mindestens 50 Prozent beträgt, doch bisher gibt es wenig Hinweise dafür, daß wir schon in einer stecken". Allein die Mittel der Notenbanker und Haushaltspolitiker könnten eine Rezession allerdings nicht verhindern. So treten die Nebenwirkungen der Kur mit höherer Wahrscheinlichkeit ein, als der gewünschte Effekt. Nicht nur die Inflation wird weiter angeheizt - es wächst zudem die Gefahr weiterer Blasen.
REGENBOGEN NACHRICHTEN
Anmerkungen
Siehe unsere Artikel zum Thema:
Weltwirtschaftsforum in Davos
Im Schatten der herannahenden Weltwirtschaftskrise (26.01.08)
Fed versucht Wirtschaftskrise zu stoppen
Größte Zinssenkung seit 25 Jahren (22.01.08)
Klassischer Crash beim DAX
US-Wirtschaftskrise verursacht Panik an Frankfurter Börse (21.01.08)
Merrill Lynch erhöht um 14 Milliarden
Banken-Krise entwickelt unersättlichen Appetit (17.01.08)
Kleiner Crash beim DAX wegen Hypo Real Estate
Banken-Krise schüttelt deutsche Börse (15.01.08)
Citigroup muß nochmals 18 Milliarden abschreiben
Auf der Suche nach Investoren (15.01.08)
Spaniens Immobilien-Blase geplatzt
Beschleunigt in die Krise (15.01.08)
Rezession der US-Wirtschaft nicht mehr zu leugnen
Banken-Krise wächst sich zu Wirtschafts-Krise aus (12.01.08)
Kredit-Engpaß bei britischer Wirtschaft
Britische Banken leiten Rezession ein (3.01.08)
Banken-Krise: Not-Fonds gescheitert
(23.12.07)
Rote Zahlen bei US-Bank Morgan Stanley
Milliarden-Verlust bei Bear Stearns (20.12.07)
EZB flutet Geldmarkt mit 349 Milliarden Euro
Verzweiflungsakt nach dem Motto: "Viel hilft viel" (19.12.07)
Milliarden der Notenbanken verpufft
Inflation weiter angeheizt (17.12.07)
Banken-Krise: LBBW schluckt SachsenLB
43 Milliarden Euro Verlust drohen weiterhin (14.12.07)
Notenbanken in konzertierter Aktion
Mit Milliarden gegen die Banken-Krise (13.12.07)
10 Milliarden an weiteren Abschreibungen bei der UBS
Schweizer Großbank gerät nochmals tiefer
in den Strudel der Banken-Krise (10.12.07)
Krise auf dem Binnenmarkt für deutsche Auto-Konzerne (7.12.07)
Banken-Krise: Steinbrück stellt sich dumm (28.11.07)
Deutsche Bankenwelt bebt
IKB erhöht auf 5 Milliarden Euro (27.11.07)
Risiko von Northern Rock sozialisiert
Britischer Schatzkanzler in der Klemme (17.11.07)
IKB-Krise verschärft
Verhandlungen hinter verschlossenen Türen (16.11.07)
Banken-Krise verschlingt weitere Milliarden
Größte europäische Bank HSBC im Sog
Bear Stearns in Verlustzone (14.11.07)
Zweitgrößte US-Bank:
3 Milliarden Abschreibungen (13.11.07)
Zweifel am Banken-Notfonds
Können sich die Banken am eigenen Schopf
aus dem Sumpf ziehen? (11.11.07)
General Motors mit Abschreibungen über 39 Milliarden Dollar
EZB opfert Euro-Stabilität (8.11.07)
Ein 900-Milliarden-Dollar-Loch?
Kein Ende der Banken-Krise in Sicht (7.11.07)
Commerzbank im Sog der Banken-Krise (6.11.07)
Citigroup erhöht von 6,5 auf 17 Milliarden
Wird die US-Bank zerlegt? (5.11.07)
Apobank am Abgrund
Banken-Krise in Deutschland gewinnt an Fahrt (4.11.07)
Banken-Krise reißt Wall Street abwärts
Citigroup ist Crash-Kandidatin (1.11.07)
Fed in Panik
Wegen drohender Rezession abermalige Senkung des Leitzinses
(31.10.07)
Banken-Krise: Schweizer Großbank UBS mit tiefroten Zahlen
Schätzungen am Abgrund (30.10.07)
Banken-Krise: Britische Notenbank warnt
USA-Notenbank Fed pumpte erneut Milliarden (25.10.07)
Merrill Lynch erhöht von 5 auf 8 Milliarden
Banken-Krise gewinnt Schwung (24.10.07)
Commerzbank im Sog der Banken-Krise
Verluste höher als erwartet (22.10.07)
Wachovia im Sog der Banken-Krise
Viertgrößte US-Bank mit Abschreibungen über 1,3 Milliarden Dollar
Auch deutsche Sparkassen und Volksbanken sind
mit dem internationalen Finanzmarkt verflochten (19.10.07)
Bank of America sorgt für Talfahrt an den Börsen
Banken-Krise weitet sich aus (18.10.07)
JP Morgan Chase schreibt 1,6 Milliarden US-Dollar ab
Ein "Triumph" in der Banken-Krise? (17.10.07)
Banken-Krise reißt Milliarden-Loch in die Bilanz
der größten US-Bank Citigroup / Gewinneinbruch um 57 Prozent
(15.10.07)
Mega-Fonds soll Banken-Krise auffangen
Werden 80 Milliarden US-Dollar ausreichen? (14.10.07)
Banken-Krise verschlingt mehr als 20 Milliarden US-Dollar
Großbanken mit größten Abschreibungen seit Jahrzehnten (8.10.07)
5 Milliarden Dollar Abschreibung bei Merrill Lynch
Staatsanwälte bei Bear Stearns (5.10.07)
Banken-Krise: Altersversorgung in Gefahr (5.10.07)
EZB sucht Mittelweg
zwischen Inflationsgefahr und Wirtschaftskrise (4.10.07)
Banken-Krise: 2,2 Milliarden Euro
muß die Deutsche Bank abschreiben (3.10.07)
Banken-Krise: Citigroup schockt die Märkte
Milliardenschwere Abschreibungen (2.10.07)
Schweizer Großbank UBS im Sog
Rund vier Milliarden Franken abgeschrieben (1.10.07)
Banken-Krise: Verkaufsgerüchte um Bear Stearns (26.09.07)
Banken-Krise erreicht Japan
Mitsubishi UFJ muß Investments überprüfen (24.09.07)
Harman-Übernahme platzt wegen Banken-Krise (23.09.07)
US-Banken unterschiedlich stark von Banken-Krise betroffen
Goldman Sachs unbeeindruckt, Bear Stearns angeschlagen
(21.09.07)
Ackermann: Deutsche Bank
doch von Banken-Krise betroffen (20.09.07)
Morgan Stanley von Banken-Krise schwer getroffen
Abschreibung von einer Milliarde US-Dollar im dritten Quartal
(19.09.07)
Fed senkt Leitzins drastisch
Angst vor Wirtschaftskrise war größer als die vor Inflation (18.09.07)
Banken-Krise: Northern Rock, deutsche Immobilienbanken
und europäische Konjunktur (17.09.07)
Northern Rock in Schieflage
Banken-Krise erfaßt Großbritannien mit voller Wucht (14.09.07)
EZB pumpt immer mehr
Banken-Krise tiefgreifender als bislang erkennbar (12.09.07)
Banken-Krise:
Der europäischen Industrie brechen Aufträge weg (6.09.07)
EZB unterläßt Zinserhöhung
Banken-Krise gefährdet Preis-Stabilität (6.09.07)
Kakophonie
Steinbrück: "Banken-Krise ist ernst"
Haasis: "Wir hatten keine Banken-Krise"
(4.09.07)
Der Griff ins fallende Messer
Manager kaufen Aktien auf (3.09.07)
US-Präsident G. W. Bush will Kreditkrise überwinden
Stiglitz hält Rezession für möglich (31.08.07)
Kredit-Krise trifft halbstaatlichen
US-Immobilien-Konzern
Kabelnetz-Betreiber in Deutschland betroffen (30.08.07)
Britischer Hedge Fonds wegen Kredit-Krise in Schwierigkeiten
Börsen weiter unter Druck (29.08.07)
Britische Barclays-Bank im Sog der SachsenLB?
Keine Bank traut der anderen (28.08.07)
Fed pumpt und pumpt
Dow Jones und DAX dennoch abwärts
Das "R-Wort" kursiert (27.08.07)
Noch ein Liquiditätsloch bei der SachsenLB
400-Millionen-Euro-Liquiditätsloch motiviert zur Eile (24.08.07)
Fed pumpt weitere 17 Milliarden US-Dollar
Bank of America investiert 2 Milliarden US-Dollar
in Countrywide Financial (23.08.07)
EZB: "Erhöhe um 40"
Neue Runde im Milliarden-Poker (22.08.07)
WestLB schlägt Alarm wegen Banken-Krise
ZEW-Konjunkturindex weist auf Rezession (21.08.07)
Keine Stabilisierung an den Börsen
Die Zinssenkung der Fed ist verpufft (20.08.07)
Zweite deutsche Bank im Sog der Krise
Sparkassen hängen mit drin (18.08.07)
Fed senkt Diskontsatz
"Abwärtsrisiken fürs Wirtschaftswachstum deutlich erhöht"
(17.08.07)
Börsen in Panik
Wartet der Crash noch bis September? (16.08.07)
Bankenkrise kappt Konjunktur
Stimmungsbarometer der Manager verdüstert sich (15.08.07)
EZB pumpte auch heute Milliarden
EZB-Chef Trichet: Bankenkrise beendet
Deutsche-Bank-Chefvolkswirt: Es kommt noch dicker (14.08.07)
Finanzkrise zieht Kreise
EZB pumpt weitere 48 Milliarden in den Geldmarkt
Deutsche Bank und Commerzbank hängen mit drin (13.08.07)
Viel Geld - viel Vertrauen?
Viel Geld ins schwarze Loch gepumpt (11.08.07)
Mit beschleunigtem Tempo Richtung Weltwirtschaftskrise
EZB mußte heute 95 Milliarden Euro in den Geldmarkt pumpen
(9.08.07)
1929 oder 1931?
Deutsche Bankmanager mit Fracksausen (3.08.07)
US-Immobilienkrise erfaßt deutsche Bankenbranche
Weltweite Schockwellen (1.08.07)
Crash an US-Börse
Beginn der Weltwirtschaftskrise? (27.07.07)