29.06.2014

Warnung vor Gentech-Landwirtschaft
wegen steigendem Pestizideinsatz

Industrielle Landwirtschaft
Das Bundesamt für Naturschutz Deutschland und die Umweltbundes­ämter Österreichs und der Schweiz warnen vor den Langzeitgefahren durch Gentech-Landwirtschaft. In Folge des langjährigen Anbaus von herbizidresistenten, genmanipulierten Pflanzen steigt der Einsatz von Pestiziden zu und zugleich nimmt die Artenvielfalt immer mehr ab.

Nach einer gemeinsam erstellten Studie der WissenschaftlerInnen vom deutschen Bundesamt für Naturschutz, dem österreichischen Umweltbundesamt und dem Schweizer Bundesamt für Umwelt wirkt sich der langjährige Anbau herbizidresistenter genmanipulierte Pflanzen auf die Umwelt negativ aus. Im Rahmen dieser Arbeit wurden Anbaupraktiken von genmanipulierten Pflanzen in Übersee und die Auswirkungen ihrer Bewirtschaftung auf die ackernahe Wildpflanzen sowie die Artenvielfalt analysiert.

In Nord- und Südamerika werden seit knapp 20 Jahren genmanipulierte Pflanzen mit Resistenzen gegen verschiedene Totalherbizide wie etwa Glyphosat großflächig angebaut. Noch bis vor wenigen Jahren wurde den LandwirtInnen von den Agro-Konzernen, die oft gleichzeitig genmanipuliertes Saatgut und darauf abgestimmte Pestizide verkaufen, versprochen, der Pestizid-Einsatz könne mit dem Wechsel zum Anbau von genmanipulierten Pflanzen reduziert werden. Die jetzt veröffentlichte Studie zeigt hingegen, daß im Verlauf der Jahre, in denen genmanipulierte Pflanzen angebaut wurden, der Pestizid-Verbrauch kontinuierlich angestiegen ist. Neben dieser Belastung durch immer mehr Chemie ist eine deutliche Abnahme der Biodiversität auf und neben den Ackerflächen zu verzeichnen. Damit wird eine bereits im November 2009 veröffentlichte Studie bestätigt (Siehe unseren Artikel v. 18.11.09).

Eine intensive Landbewirtschaftung und die damit einhergehende Verwendung hoher Mengen an Herbiziden sind Hauptursachen für den Verlust von Biodiversität. Selbst die Statistiken des US-Agrarministeriums beweisen, daß "schon 2004 mehr Unkrautvernichtungsmittel bei herbizidresistenten als bei konventionellen Pflanzen angewandt" werden mußten. Von 1996 bis 2011 seien in den USA 239.000 Tonen der Chemikalien zusätzlich verspritzt worden.

Unfreiwillig werden so "Super-Unkräuter" gezüchtet. Der intensive, langjährige Anbau von herbizidresistenten Pflanzen und der damit verbundene Einsatz von Totalherbiziden führen zum Aufkommen von herbizidresistenten Ackerbeikräutern, so die Studie der deutschen, österreichischen und Schweizer WissenschaftlerInnen. Mittlerweile seien 24 resistente Arten gefunden worden. Dies wiederum führt in einer Teufelsspirale zu noch höheren Mengen eingesetzter Totalherbizide - meist Glyphosat des US-amerikanischen Agro- und Chemie-Konzerns Monsanto, aber auch Glufosinat von 'Bayer CropScience' und ähnlichen Chemikalien.

Die intensive Verwendung von Pflanzenschutzmitteln führt auch zu einem Verlust von Tierarten in landwirtschaftlich genutzten Lebensräumen. Die ExpertInnen gehen davon aus, daß dieser Effekt eine der Ursachen für den Rückgang auch von geschützten Arten wie beispielsweise dem Monarchfalter in den USA darstellt.

Statt wie in der traditionellen Landwirtschaft mit Fruchtfolgen zu arbeiten, greifen in der Gentech-Landwirtschaft die Monokulturen um sich. Die Studie verzeichnet einen "klaren Trend zur Monokultur von herbizidresistenten Pflanzen, was den Krankheits- und Schädlingsdruck erhöht."

Mittlerweile kann auch nicht mehr geleugnet werden, daß die Gentech-Landwirtschaft massive gesundheitliche Schäden bei Mensch und Tier nach sich zieht. Laut Studie schädigt der hohe Einsatz des Pestizids Glyphosat Säugetiere, einige Wirbellose, im Wasser lebende Arten und Boden-Mikroorganismen.

Der umfassende Bericht 'Agronomic and environmental aspects of the cultivation of genetically modified herbicide-resistant plants' ist zu finden unter:
http://www.bfn.de/0502_gentechnik.html

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel:

      Todeszonen der Ostsee weiten sich aus
      Bundesregierung untätig (17.06.14)

      Europas Flüsse stärker mit Chemie belastet
      als bislang angenommen (16.06.14)

      Wald-AIDS 2013
      Zustand schlechter - nicht besser (10.03.14)

      Nitrat-Belastung im deutschen Grundwasser
      verschlechtert sich dramatisch (19.10.13)

      Agrar-Subventionen
      BUND fordert Neuausrichtung (28.08.13)

      VGH-Urteil: Natürliches Mineralwasser
      darf Pestizide enthalten (2.08.13)

      Phosphat-Dünger
      Industrielle Landwirtschaft ohne Zukunft (7.05.13)

      Dem deutschen Wald geht es schlechter
      als in den 1980er-Jahren (4.02.13)

      Pestizide vernichten Amphibien
      Umweltbundesamt fordert Beschränkungen (1.02.13)

      Speer-Azurjungfer ist Libelle des Jahres 2013
      Vom Aussterben bedroht (5.01.13)

      Umweltverbände: Aigners Pestizid-Aktionsplan
      ist "mangelhaft" (25.10.12)

      Flächenfraß weiter lebensgefährlich
      BUND fordert Biotopverbund (17.07.12)

      Greenpeace deckt auf
      Pestizide in Obst und Gemüse (26.03.12)

      Wald-AIDS greift um sich
      Zustand der Buchen auf historischem Tiefpunkt (2.02.12)

      Gartenrotschwanz bald ausgerottet
      Vogel des Jahres 2011 (9.10.11)

      Merkel degradiert Wald zum Rohstofflieferanten
      Wald-AIDS in den Medien nahezu vergessen (21.09.11)

      Giftige Grünalgen an der bretonischen Küste
      Sarkozy: "Industrielle Landwirtschaft unschuldig" (29.07.11)

      BUND fordert Aufgabe der Pläne
      zum Elbe-Ausbau und Elbe-Saale-Kanal (9.02.11)

      Uran im Trinkwasser
      foodwatch kritisiert neuen Grenzwert (29.11.10)

      Appell gegen Massentierhaltung
      Für eine Agrar-Wende (23.11.10)

      Die Ostsee stirbt
      Mord per Ackerbau und Viehzucht (27.07.10)

      Hormone im Klärwasser
      Arzneimittelrückstände bedrohen Fische (17.04.10)

      Ostsee-Pipeline gefährdet Ökosystem
      WWF fordert Kompensationen (21.12.09)

      Uran im Trinkwasser
      'Foodwatch' kritisiert zu hohe Belastung (26.11.09)

      Umweltfrevel im Nationalpark
      Nothafen Darßer Ort wird ausgebaggert (6.11.09)

      Deutschlands Wasserverbrauch:
      160 Milliarden Kubikmeter jährlich (3.08.09)

      Der Rhein wird aufgeheizt
      AKW Fessenheim mit maßgeblichem Beitrag (30.06.09)

      Bundesregierung unterliegt:
      Liste der Agrar-Subventionen endlich öffentlich (9.06.09)

      Globale Wasserkrise steht bevor
      Weltwasserforum 2009 in Istanbul (15.03.09)

      Hormone im Mineralwasser
      Plastikflaschen in der Kritik (12.03.09)

      Die Ostsee stirbt
      Immer weniger Schweinswale (28.01.09)

      Wald-AIDS auch in den USA
      Sterberate in 20 Jahren verdoppelt (24.01.09)

      Steigende Pestizidbelastung
      bei konventionellem Obst und Gemüse
      Politik fördert weiterhin einseitig agro-industrielle Landwirtschaft
      (24.07.08)

      Umweltverbrechen Mais-Anbau
      Nitrat und Pestizide verseuchen das Grundwasser (18.05.08)

      "Umwelt"-Minister Gabriel macht den Coca-Cola-Vertreter
      in der Schule
      Was hat Coca-Cola wirklich mit Wasser zu tun? (24.04.08)

      Die Ostsee stirbt
      Gabriel desinteressiert (15.11.07)

      Die Ostsee stirbt
      Deutschland schaut zu (28.09.07)

      Wasser,
      globale Umweltzerstörung und Klimakatastrophe (14.05.07)

      Schmetterlinge in Deutschland
      80 Prozent vom Aussterben bedroht (13.04.05)

      Explosivstoff Wasser
      Nahost braucht eine gerechtere Verteilung... (1.02.04)

      Agrar-Wende
      Nichts als heiße Luft (24.01.04)

      Wasser und Weltbank (13.07.03)

      Wer gräbt den Armen
      das Wasser ab? (30.03.03)

      Wucher mit Wasser
      Die Folgen der Privatisierung der Wasserversorgung (22.03.03)

 

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