Die VerbraucherInnen-Organisation foodwatch übt scharfe Kritik am Limo-Hersteller Coca-Cola. Dessen Zucker-Getränke seien an der massiven Zunahme von Fettleibigkeit bei Kindern und Typ-2-Diabetes mitverantwortlich. Das "Influencer"-Marketing müsse gestoppt werden.
"Coca-Cola ist ein flüssiger Krankmacher," sagt Oliver Huizinga, Leiter Recherche und Kampagnen bei foodwatch und Autor des neuen 'Coca-Cola-Reports'. "Natürlich weiß wohl jedes Kind, daß Cola und Limo nicht gesund sind. Aber es geht nicht um ein bißchen zu viel Zucker – schon eine Dose am Tag fördert ernsthafte Krankheiten wie Diabetes. Die Zuckergetränke-Industrie, allen voran der Weltmarktführer, stellt nicht bloß die Produkte ins Regal und überläßt den Konsumenten die freie Wahl. Coca-Cola torpediert gezielt gesundheitspolitische Initiativen rund um den Globus und versucht mithilfe von Lobby-Verbänden, die Gesundheitsgefahren von Zuckergetränken zu verschleiern – mit den gleichen Methoden wie früher die Tabakindustrie," so Huizinga.
Ob mit Fußballstars im TV oder angesagten Influencern im Youtube-Video: Coca-Cola verstehe es wie kaum ein anderer Konzern, ein positives Image zu kreieren – auch und gerade bei jungen Menschen, kritisiert foodwatch. Coca-Cola hat für den deutschen Markt einen eigenen Youtube-Kanal entwickelt. 9 der 20 bekanntesten YouTuber Deutschland traten bereits auf „Coke TV“ auf – hier die Youtube-Stars Dner und Cheng. Das Video wurde mehr als 1,3 Millionen Mal angeschaut.
Beliebte Youtuber sind zu wichtigen Marken-Botschaftern für Coca-Cola geworden. Diese "Influencer" genießen bei ihren meist jugendlichen Fans hohes Ansehen und sind starke Multiplikatoren: 24 der Youtuber, die bereits bei CokeTV auftraten, haben mehr als eine Million AbonnentInnen. Gerade Kinder identifizieren sich besonders stark mit Fußball-Stars und wollen ihnen nacheifern. Coca-Cola nutzt die Popularität einzelner Sportler wie Manuel Neuer für seine Testimonial-Kampagnen.
Coca-Cola konnte 2017 weltweit einen Umsatz von 35,4 Milliarden US-Dollar netto verzeichnen und gilt als der Weltmarktführer für Zucker-Getränke. Der Gewinn belief sich auf 1,3 Milliarden US-Dollar. Allein der Marken-Name ist über 78 Milliarden US-Dollar wert. Coca-Cola engagiert sich auf politischer Ebene, um die gesundheitsschädliche Wirkung von Zucker-Getränken in Zweifel zu ziehen und eine effektive Regulierung der Produkte zu verhindern. Ein Beispiel: Wie die New York Times 2015 aufdeckte, finanzierte Coca-Cola mit 1,5 Millionen US-Dollar eine vermeintlich unabhängige Forschungseinrichtung.. Diese vertrat – ganz im Sinne von Coca-Cola – öffentlich die Position, nicht ungesunde Ernährung, sondern Bewegungsmangel sei das zentrale Problem für Übergewicht.
Zahlreiche Studien haben in der Vergangenheit untersucht, ob Zucker-Getränke und Übergewicht zusammenhängen. Dabei behaupteten 80 Prozent der von der Lebensmittelindustrie finanzierten Studien, es gebe keinen Zusammenhang zwischen Übergewicht und dem Konsum von Zucker-Getränken – während 80 Prozent der unabhängig finanzierten Studien zu dem gegenteiligen Ergebnis kommen. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vertritt den Standpunkt, daß Zucker-Getränke eine wesentliche Ursache für Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes sind
Interne eMails von Coca-Cola zeigen, daß der Konzern vor allem eine politische Maßnahme besonders fürchtet: Sonderabgaben oder -steuern auf zuckergesüßte Getränke. In einem Strategie-Papier des Konzerns wird der Bekämpfung dieser Maßnahme die höchste Priorität eingeräumt. Der klare Auftrag: "Zurückschlagen" (im englischen Original: "fight back").
Foodwatch fordert die Parteien-Politik auf, den Konflikt mit Weltkonzernen wie Coca-Cola und der einflußreichen Lobby nicht länger zu scheuen und endlich konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um der Epidemie ernährungsbedingter Krankheiten etwas entgegenzusetzen. So soll die "schwarz-rote" Bundesregierung die Hersteller von stark überzuckerten Getränken verpflichten, eine Abgabe zu zahlen. Zahlreiche Länder wie Großbritannien, Frankreich, Irland, Belgien oder Mexiko haben eine solche Sondersteuer oder -abgabe beschlossen. In Großbritannien führte dies dazu, daß führende Hersteller schon vor Inkrafttreten den Zuckergehalt ihrer Produkte senkten.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Dr. Oetker am Pranger
Mogelei bei Vitalis Früchtemüsli (23.01.18)
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