14.09.2007

Trotz Lacoma-Skandal
läßt Platzeck den
Braunkohle-Abbau ausweiten

Brandenburg an vorderster Klima-Front

Mit dem morgigen Samstag (15. September) endet für Bürokraten die Vegetationsperiode und die Zerstörung der Teichlandschaft bei Lacoma1 durch den Vattenfall-Konzern kann beginnen. Doch für den brandenburgischen Ministerpräsidenten und Kurzzeit-Vorsitzenden der "S"PD Matthias Platzeck genügt der Lacoma-Skandal offenbar noch nicht. Über die nun aktuell vom Abbaggern bedrohte Teichlandschaft in der Lausitz hinaus will Platzeck im Verein mit dem Vattenfall-Konzern weitere Braunkohle-Tagebaue erschließen, auch die dortige Erdoberfläche in eine Mondlandschaft verwandeln und dabei nebenbei weitere 33 Dörfer zerstören.

Ganz offensichtlich zählt für Platzeck nur der Profit und weder die gigantische Naturzerstörung noch das Aufrücken Brandenburgs in die vorderste Front der europäischen Klima-Zerstörer scheint auch nur die geringsten Bedenken auszulösen. Bekanntlich ist die Verfeuerung von Braunkohle zum Zweck der Stromerzeugung die mit Abstand klimaschädlichste Art der Energiegewinnung. Pro Kilowattstunde erzeugtem Strom bläst ein Braunkohle-Kraftwerk 1.228 Gramm des Treibhausgases Kohlendioxid in die Atmosphäre. Selbst ein Steinkohle-Kraftwerk liegt mit 938 Gramm pro Kilowattstunde noch erheblich darunter.

Bereits im Mai hatte die brandenburgische Landesregierung unter Platzeck eine Studie der Universität Clausthal vorgestellt, laut der sieben weitere Braunkohlefelder abgebaggert werden könnten. Auf diesem Areal befinden sich 33 Dörfer mit rund 7.800 BewohnerInnen. Der Vattenfall-Konzern, der in Brandenburg jährlich 59 Millionen Tonnen Braunkohle im Tagebau fördert und in zwei der dreckigsten Kraftwerke Europas verstromt, nahm Studie zum Anlaß, ein "langfristiges Bekenntnis zur Braunkohle" abzugeben. Mit der Verstromung der 59 Millionen Tonnen Braunkohle im Jahr produziert Vattenfall eine solche Menge an Kohlendioxid, daß der Pro-Kopf-Ausstoß in Brandenburg mit 23,8 Tonnen im Jahr selbst den der USA übertrifft.

Im Juni hatte sich in Cottbus ein breites Bündnis unter dem Namen 'Keine neuen Braunkohletagebaue - für eine zukunftsfähige Energiepolitik' zusammengefunden. Beteiligt sind auch Bürgermeister der 33 bedrohten Dörfer. Mit einer Volksinitiative auf Landesebene soll ein neues Gesetz durchgesetzt werden, das die Genehmigung weiterer Braunkohletagebaue durch die Landesregierung verhindert.

Unterdessen sehen die UmweltschützerInnen von 'Robin Wood' wenig Aussicht, auf juristischem Wege weiterzukommen. 'Robin Wood' wird nun außerhalb der Gerichte den Protest fortsetzen. Zu dieser Entscheidung hat auch die Tatsache beigetragen, daß Vattenfall die Prozeßkosten durch das Heranziehen von willfährigen Fachgutachtern in die Höhe getrieben hat. Zusätzliche Kosten von 48.000 Euro sind dadurch bereits entstanden. Diese Kosten, die auf die KlägerInnen zukommen können, falls Vattenfall auch in der letzten Instanz Recht bekommen sollte, sind für 'Robin Wood' existenzbedrohrend.

Nach diesem Rückzug sah sich auch der Umwelt-Verband 'Grüne Liga' nicht weiter in der Lage das Prozeß-Risiko zu tragen, heißt es in einer gestern (Donnerstag) veröffentlichten Erklärung. Der Umwelt-Verband konnte in Vergleichsverhandlungen mit Vattenfall erreichen, daß der Konzern "im Gegenzug für die Rücknahme der Klagen die Grüne Liga von den Gerichts-, Anwalts- und Gutachterkosten freistellt". 'Robin Wood' dagegen hatte Vergleichsverhandlungen mit Vattenfall grundsätzlich abgelehnt.

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Siehe auch unseren Artikel:

      Vattenfall und die Rotbauchunke
      Der Energie-Konzern betreibt weiter Naturzerstörung
      für Braunkohlenbergbau (5.09.07)

      Vattenfall zerstört Umwelt mit verbrecherischer Rücksichtslosigkeit
      (29.08.07)

      Vattenfall betreibt weiter Naturzerstörung für Braunkohlenbergbau
      (20.08.07)

      Beschleunigtes Amphibiensterben
      Ein Drittel aller Amphibien vom Aussterben bedroht (8.03.07)

      'Terror von Vattenfall in der Lausitz' (19.03.05)

      'Vattenfall-Braunkohle frißt Natur und Dörfer'
      Ausweitung des Tagebaus in der Lausitz
      bedroht weitere Dörfer bei Cottbus (28.02.05)

     'Vattenfall in Lacoma von Polizei gestoppt' (11.12.04)

      'Lacoma. Häuserübergabe verweigert' (4.12.04)

      'Horno. Energie-Konzern sprengt Kirche' (1.12.04)

      'Betrugsvorwürfe gegen Vattenfall' (17.06.04)

      'Lacoma: Klage gegen Vattenfall eingereicht' (7.06.04)

      'Lausitzer Teichlandschaft wird weiter zerstört' (2.06.04)

      'Hungerstreik für Lacoma' (19.03.04)

      'Hungerstreik, Räumung und Abrisse in Lacoma' (23.02.04)

      'Robin-Wood-Aktion für Lacoma' (21.12.03)

      'Lacoma: Abriß begonnen' (18.10.03)

      'Lacoma und Rotbauchunke kämpfen' (12.10.03)

      'Lacoma und Rotbauchunke weiterhin bedroht' (15.08.03)

      'Energie-Multi gegen Lacoma und Rotbauchunke' (9.08.03)

 

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