Der von der US-Regierung verfolgte Whistleblower Edward Snowden ist aus Hongkong geflohen und hat offenbar in Ecuador um politisches Asyl nachgesucht. Dies bestätigte der ecuadorianische Außenminister Ricardo Patiño Aroca.
Nachdem die US-Regierung einen Auslieferungs-Antrag an die Behörden Hongkongs gerichtet hat, ist der IT-Spezialist und Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden auf dem Weg über Moskau offenbar auf der Flucht nach Ecuador. Der Whistleblower, der mit Enthüllungen über die Bespitzelungs-Praxis des US-amerikanischen Geheimdiensts NSA und des britischen Geheimdiensts GCHQ Aufsehen erregte und das Image Barack Obamas schwer beschädigte, folgt vermutlich dem öffentlich geäußerten Rat Julian Assanges. Der Wikileaks-Mitbegründer hat ebenfalls in Ecuador politisches Asyl beantragt und hält sich wegen der von der britischen Regierung verweigerten Ausreise seit nahezu einem Jahr in der ecuadorianischen Botschaft in London auf.
Nachdem der Auslieferungs-Antrag in Hongkong eingetroffen war, hatten die Behörden erklärt, sie sähen keine ausreichende rechtliche Basis für eine Verhaftung. Das Auslieferungsgesuch habe nicht in vollem Umfang den juristischen Anforderungen entsprochen. Aus Washington war wiederum wiederum zu hören, dies sei lediglich vorgeschoben. Offenbar wollen die Behörden in Hongkong, die nicht völlig unabhängig von China agieren können, nichts mit dem Fall zu tun haben.
Zuletzt hatte Snowden Informationen an die Öffentlichkeit gebracht, wonach die britische Regierung im Jahr 2009 beim G20-Treffen in Nordirland als Gastgeberin die anwesenden Regierungsdelegationen systematisch ausgehorcht hat. Weiter berichtete Snowden über ein gigantisches britisches Überwachungsprogramm namens 'Tempora', das "ohne jede öffentliche Kenntnis oder Debatte" durchgeführt werde. Von ihm veröffentlichte Geheim-Dokumente zeigen auf, daß der britische GCHQ mehr als 200 Glasfaserkabeln angezapft hat und so in der Lage ist, die weltweiten Telekommunikationsströme zu belauschen. In einer Stellungnahme lehnte der GCHQ es ab, auf die Anschuldigungen einzugehen, da grundsätzlich keine Kommentare zu Geheimdienstaktivitäten gegeben würden. Der GCHQ befolge allerdings stets alle "strengen rechtlichen Vorschriften".
Ebenfalls unter Berufung auf Snowden berichtete eine Hongkonger Zeitung, die US-Regierung zapfe auch chinesische Mobilfunkanbieter an. Dabei sollen Daten von Millionen SMS gesammelt worden sein. Auch der asiatisch-pazifische Glaskabelnetzbetreiber Pacnet sei "gehackt" worden. Snowden habe Dokumente mit Einzelheiten über gezielte Computer-Attacken über eine Zeit von vier Jahren bereitgestellt. Vertreter des chinesischen Regimes zeigten sich über die US-amerikanische IT-Spionage empört.
Anmerkungen
Siehe auch unsere Artikel:
Snowden: Britischer Geheimdienst GCHQ
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