Durch ein heimlich aufgenommenes Video kam zutage, daß ein israelischer Soldat einen entwaffneten, am Boden liegenden Palästinenser per Kopfschuß ermordete. Mehrere in der Nähe befindliche weitere Soldaten und Sanitäter verhielten sich völlig teilnahmslos.
Zwei junge palästinensische Männer waren nach einer Messer-Attacke auf israelische Soldaten in Tel Rumeida in der Nähe von Hebron überwältigt worden und lagen auf dem Boden. Bei der Attacke war ein israelischer Soldat leicht verletzt worden. Einer der beiden Palästinenser wurde bereits während der Attacke erschossen, der andere lebte noch. Der israelische Soldat wurde von einem Krankenwagen abtransportiert.
Mehrere Soldaten stehen um die am Boden liegenden beiden Palästinenser herum, einer spricht in ein Funkgerät, mehrere Sanitäter gehen nur wenige Meter entfernt vorbei. Die Anwesenden ignorieren den verletzten Palästinenser. Sie leisten keine Hilfe, obwohl zwei Ambulanz-Fahrzeuge vor Ort sind und der eine Palästinenser seinen Kopf bewegt. Ohne erkennbaren Anlaß lädt einer der Soldaten sein Gewehr durch, geht mehrere Schritte auf den am Boden liegenden Palästinenser zu und schießt ihm aus nächster Nähe in den Kopf. Das Blut strömt auf den Asphalt. Die Anwesenden schenken dem Vorfall keine Beachtung und verhalten sich wie unbeteiligt. All dies ist auf dem Video eindeutig zu erkennen.
Die Namen der beiden toten Palästinenser sind Abed al Fatah a-Sharif und Ramzi al-Qasrawi. Sie waren 20 und 21 Jahre alt.
Aus dem Verhalten der auf der Video-Aufnahme erkennbaren Beteiligten ist indirekt auch zu schließen, daß es keine Hinweise auf eine akute Gefahren-Lage gab - etwa einen Verdacht auf einen Sprengstoff-Gürtel. Die um die beiden am Boden liegenden Palästinenser befindlichen Israelis verhalten sich ruhig und es sind keine hektischen Bewegung zu sehen.
In etlichen israelischen Mainstream-Medien wurde am 24. März lediglich berichtet, ein Soldat sei mit dem Messer verletzt und zwei Attentäter seien erschossen worden. Wenige Stunden danach veröffentlichte die Menschenrechts-Organisation B'Tselem das heimlich von dieser Szene aufgenommene Video eines Anwohners namens Emad abu-Shamsiyah.
Deutlich zu erkennen ist, daß keine der mindestens elf Personen, die sich im Umkreis von weniger als fünf Metern um den Mord aufgehalten haben, schockiert ist oder wenigstens Interesse zeigt, warum gerade geschossen wurde - weder die anderen herumstehenden Soldaten, noch die anwesenden Polizei-Beamten, noch die Sanitäter. Diese deutlich erkennbare Gleichgültigkeit ist zumindest ein starkes Indiz für die Richtigkeit der Behauptung, daß in der jüngsten Vergangenheit junge Palästinenser regelmäßig nach Messer-Attacken auf israelische Soldaten illegal exekutiert wurden.
Bereits kurz nach der Veröffentlichung des Videos distanzierte sich das israelische Militär von dem Mord an dem Palästinenser Abed al Fatah a-Sharif. Ein Sprecher des israelischen IDF (Israel Defence Forces) erklärte, eine erste Untersuchung habe ergeben, daß es sich um einen ernsten Vorfall handelte, der dem IDF-Ehren-Codex widerspreche. Die Einhaltung dieses Ehren-Codex werde von allen Soldaten und Befehlshabern erwartet. Ermittlungen der Militär-Polizei seinen eingeleitet worden. Der auf der Video-Aufnahme als Mörder zu identifizierende Soldat sei bis zum Abschluß der Untersuchungen vom Dienst suspendiert worden.
Nachtrag:
Die Militär-Polizei verhaftete den beschuldigten Soldaten und alle anderen bei der Szene anwesenden Soldaten sollen vernommen werden. Auch in weiten Teilen der israelischen Bevölkerung hat der Mord Entsetzen ausgelöst und insbesondere äußerten sich Viele über die deutlich erkennbare Apathie der gefilmten Umstehenden entsetzt. Neue Wellen der Gewalt und der gegen-Gewalt sind zu erwarten. Seit Beginn der "Messer-Intifada" sind bereits über 30 Israelis und rund 180 Palästinenser ums Leben gekommen - vielfach aber nicht ausschließlich waren Palästinenser die Angreifer. Mittlerweile verurteilte selbst Premierminister Benjamin Netanyahu das durch das Video publik gewordene Verhalten des israelischen Soldaten. Diese Tat sei nicht mit den "Werten des Jüdischen Staates und seines Militärs" vereinbar.
Anmerkungen
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