15.02.2009

Steigende Preise
für Elfenbein

Tod für Elefanten

Die wenigen überlebenden Elefanten in Indochina kommen durch die steigenden Preise für Elfenbein in Vietnam immer mehr unter Druck. Das hat eine neue Studie des WWF und des Netzwerks zur Beobachtung des Wildartenhandels 'Traffic' ergeben. Auf dem vietnamesischen Schwarzmarkt werden der Studie zufolge für ein Kilogramm Elfenbein bis zu 1.500 US-Dollar bezahlt.

Wilderer können daher mit nur einem einzigen Elefanten-Stoßzahn - je nach Gewicht - zwischen 7.500 und über 10.000 US-Dollar verdienen. Der Schwarzmarktpreis hat sich damit im Vergleich zu der einmaligen, legalen Elfenbein-Auktionen unter Aufsicht des Sekretariats des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens CITES im vergangen Herbst mehr als verzehnfacht. "Der hohe Preis hat uns geschockt. Umso höher der Schwarzmarktpreis ist, umso massiver wird die Bedrohung für die letzten Elefanten in Süd- und Südostasien", warnt Volker Homes, Artenschutzexperte beim WWF Deutschland.

Dem Report zufolge wurden in 73 Geschäften in ganz Vietnam über 2.400 Objekte aus Elfenbein gefunden. Dem stehen gerade einmal rund 150 lebende Elefanten in dem südostasiatischen Staat gegenüber. Zudem tragen nur die männlichen Tiere der Asiatischen Elefanten Stoßzähne. Elefanten und Elfenbein werden jedoch auch aus Myanmar (Burma), Laos und Kambodscha nach Vietnam geschmuggelt. Elfenbein aus Afrika wurde diesmal nicht entdeckt, auch wenn es bis 2004 illegal nach Vietnam importiert wurde.

"Besonders besorgniserregend ist der Handel mit Elfenbein im Internet. Die steigende Nachfrage treibt die Preise immer mehr in die Höhe", so die WWF-Experte Homes. "Der illegale Handel mit Elfenbein muß dringend eingedämmt und bekämpft werde, sonst droht den letzten Elefanten in den Mekong-Ländern das Aussterben."

Während sich die Elfanten-Populationen im südlichen Afrika in den vergangenen Jahren stabilisiert haben, hat sich die Situation des Asiatischen Elefanten nicht verbessert. Die Art gilt weiterhin als "stark gefährdet". Der Handel mit Elfenbein wurde zwar 1992 in Vietnam offiziell verboten, doch eine Lücke im Gesetz macht den Verkauf weiter möglich. So ist es erlaubt, Elfenbein aus der Zeit vor dem Verbot zu verkaufen. Das ermöglicht den Elfenbein-Händlern, ihre Lager aus frischem, illegalem Elfenbein weiter aufzustocken, da der Nachweis der Herkunft und des Alters schwierig ist.

Die neue Studie empfiehlt eine strengere Gesetzgebung und die Einhaltung der internationalen Artenschutzkonvention (CITES) in Vietnam. Dazu müsste das Land auch den Gesetzesvollzug massiv verschärfen. "Elfenbein-Produkte müssen sofort beschlagnahmt und vernichtet werden", fordert Volker Homes.

Offensichtlich ist jedoch, daß gerade durch die umstrittene Elfenbein-Auktion im Herbst die Nachfrage stimuliert wurde. Über Jahre hin war der Zusammenbruch des Welthandels mit Elefenbein ein positives Beispiel dafür, daß Artenschutz nicht auf der Nachfrageseite mit Verboten, sondern effektiv nur mit einer Eindämmung auf der Angebotsseite bekämpft werden kann. Auch in Afrika waren immer wieder Versuche unternommen worden, den Abschuß von Elefanten unter angeblichen Ausnahmebedingungen zu erlauben. Sonderverkäufe von Elfenbein sollten marode Staatskassen afrikanischer Länder sanieren. Die Wirkung auf den über Jahre nahezu ausgetrockneten illegalen Weltmark für Elefenbein wurde immer wieder fahrlässig heruntergespielt.

Mittlerweile hat sich auch in Afrika die Situation verschärft. Die Wilderei von Elefanten hat 2008 um 60 Prozent gegenüber 2007 zugenommen, so die Kenianischen Wildtier-Behörde KWS (Kenya Wildlife Service). Im berühmten Tsavo Nationalpark erlegten Wilderer in den vergangenen sechs Wochen fünf Elefanten. Aus dem an die Serengeti grenzenden Amboseli Park berichten ForscherInnen von vier gewilderten Elefanten allein im Januar und Februar 2009.

Nach Erkenntnissen des KWS verkaufen die Wilderer das Elfenbein für etwa 38 US-Dollar pro Kilo, im Jahr zuvor war der Preis nur halb so hoch. Auf dem internationalen Schwarzmarkt wird das weiße Gold für 850 US-Dollar verkauft.

"Seit dem einmaligen Verkauf von Elfenbein aus Lagerbeständen im südlichen Afrika letztes Jahr müssen wir einen rasanten Anstieg der Wilderei auf Elefanten beobachten," berichtet Jonathan Kirui, stellvertretender Direktor des Tsavo Nationalparks.

Im Tsavo Nationalpark lebt Kenias größte Elefantenpopulation mit etwa 11.700 Tieren. Seit 2005 unterstützt der IFAW den Park mit 1,25 Millionen US-Dollar in einem Fünfjahresplan. Mit den Geldern wird die Infrastruktur verbessert, Schutzmaßnahmen für die Tiere unterstützt, Lösungen für Mensch-Tier Konflikte umgesetzt und wissenschaftliche Untersuchungen ermöglicht.

Im November 2008 hatten Südafrika, Botswana, Namibia und Zimbabwe insgesamt 102 Tonnen Elfenbein aus Lagerbeständen legal verkauft. Das entspricht Stoßzähnen von mehr als 10.000 Elefanten. Ein Beschluß des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens CITES aus dem Jahr 2007 hatte den Verkauf erlaubt.

"Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Verkauf von Elfenbein aus Lagerbeständen und dem Anstieg der Wilderei," sagt Andreas Dinkelmeyer, Pressesprecher des IFAW (Internationaler Tierschutz-Fonds). "Die Situation afrikanischer Länder mit weniger Schutzmöglichkeiten für Elefanten als in Kenia ist wahrscheinlich schlimmer. Es bestätigt sich wieder einmal: Jeglicher Elfenbeinhandel, auch der legale, ist eine Gefahr für alle Elefanten."

 

REGENBOGEN NACHRICHTEN

 

Anmerkungen

Zum Thema Elefanten siehe auch:

      Das Überleben des afrikanischen Elefanten
      ist in Gefahr / Elefantenwilderei auf Höchststand
      seit fast 20 Jahren (4.03.07)

      Auch Elefanten wieder von der Ausrottung bedroht (15.09.04)

Siehe auch unsere Artikel zum Thema Arten-Vernichtung:

      Immer mehr Vögel sterben aus
      Jede achte Vogel-Art bedroht (23.09.08)

      Italien verbietet Bienengift Clothianidin
      Druck der ImkerInnen erfolgreich (19.09.08)

      Regenwaldvernichtung ungebremst
      Stärkste Abholzung in Brasilien (30.06.08)

      Delphinsterben durch Quecksilbervergiftung
      Weltmeere werden vergiftet und geplündert (15.06.08)

      Wald-AIDS wird beschwiegen
      Seehofer will nur noch alle vier Jahre berichten (19.03.08)

      Klimawandel in der Antarktis
      bedroht Königspinguine (26.02.08)

      Plünderung der Ozeane im Endspurt
      Umweltorganisationen warnen vor Meeres-Overkill (6.02.08)

      Flüchtlingselend und Artenschwund in Nordafrika
      Führt Tierschutz zu mehr Menschenschutz? (22.01.08)

      2007: Negativ-Rekord
      bei bedrohten Arten (28.12.07)

      Schlechte Chancen für Indiens Tiger
      Hilfe von Seiten der Politik? (11.12.07)

      ICCAT-Konferenz segnet Zerstörung der Ozeane ab
      Keine Chance für den Roten Thunfisch (18.11.07)

      Orang-Utans sterben für Agro-Treibstoffe
      Palmöl vernichtet Regenwälder (20.10.07)

      Artenvernichtung beschleunigt
      Gorillas und viele andere Arten immer seltener (12.09.07)

      Die letzten Westpazifischen Grauwale
      werden vor Sachalin ausgerottet (19.07.07)

      Mittelmeer-Delphin kurz vor der Ausrottung
      Auch das Mittelmeer wird leergefischt (2.07.07)

      Beschleunigtes Amphibiensterben
      Ein Drittel aller Amphibien vom Aussterben bedroht (8.03.07)

      Das Überleben des afrikanischen Elefanten
      ist in Gefahr / Elefantenwilderei auf Höchststand
      seit fast 20 Jahren (4.03.07)

      Delphine als Hai-Köder (2.01.07)

      Fast alle Walfang-Nationen fälschen die Zahlen (24.05.05)

      Amazonas-Vernichtung nimmt weiter zu
      Bei Präsident Lula ist der Lack ab (19.05.05)

      Schmetterlinge in Deutschland
      80 Prozent vom Aussterben bedroht (13.04.05)

      Osterhase bedroht (27.03.05)

      Letzte Ausfahrt vor dem Aussterben
      Pardelluchs vom Aussterben bedroht (10.03.05)

      Geld statt Wölfe in Norwegen
      Geld statt Eisbären in Grönland (28.01.05)

      'Bundesadler plumbum' (14.01.05)

      'Urwaldschutz ist zugleich Orang-Utan-Schutz' (21.09.04)

      'Auch Elefanten wieder von der Ausrottung bedroht' (15.09.04)

      'Eisbär leidet unter Pestiziden' (13.09.04)

      Rotbauchunke reloaded (30.07.04)

      Tag der Weißtannen-Agonie (25.04.04)

      Apollofalter
      the scream of the butterfly (19.05.03)

 

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